51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
erschrocken mit den Köpfen herum. Da stand Sam, der Dicke, von dem sie soeben gesprochen hatten. Sie kannten ihn nur zu gut. Sie waren so entsetzt, daß sie sogar das Aufspringen vergaßen. Sie blieben sitzen und starrten ihn wie eine überirdische Erscheinung an. Er aber trat näher an sie heran und sagte fröhlich lachend:
„Good morning, Mesch'schurs! Sperrt die Mäuler nicht so weit auf! Oder habt ihr vielleicht vor Freude über mich die Maulsperre bekommen?“
„Sam Barth!“ stieß der eine hervor.
„Ja, Sam Barth, wie er leibt und lebt! Ihr habt also Gelegenheit, eine Stearinkerze aus meinem Fett zu machen. Der Docht wird nicht lange auf sich warten lassen.“
„Verdammt. Er hat gelauscht!“
„Ja, gerade wie damals im Wald bei Wilkinsfield. Habt ihr vielleicht etwas dagegen?“
„Sogar sehr viel, mein Bursche!“
Der das sagte, sprang jetzt empor und zog sein Messer. Sein Kamerad tat dasselbe. Sam schüttelte lachend den Kopf und sagte:
„Gebt euch keine Mühe! Eure Messer sind vollständig unnütz. Ehe ihr an mich kämet, hätte ich euch erschossen. Aber das ist gar nicht nötig. Da guckt euch einmal diese beiden Männer an, die euch da auf dem Korn haben!“
In diesem Augenblick erschienen Jim und Tim zur rechten und linken Seite des Busches. Sie hielten ihre Gewehre schußfertig auf die beiden Kerle gerichtet. Diese standen bewegungslos und brachten kein Wort hervor.
„Nun, was sagt ihr dazu?“ fragte Sam.
„Indianer!“
„Na, die besten Augen habt ihr nicht. Diese beiden Herren sind keine Indianer. Sie sind gute Bleichgesichter, die sich nur einstweilen ein bißchen angemalt haben, um euch einen Spaß zu machen. Es sind nämlich die beiden Dochte, die ihr haben wolltet, um das Stearinlicht fertig zu machen.“
„Jim und Tim?“
„Ja. Ihr habt so sehnsüchtig gewünscht, uns zu sehen. Und wir sind höfliche Leute. Wir lassen nicht gern jemand auf uns warten.“
„Hol's der Teufel! Komm!“
Der das sagte, wollte fliehen, und sein Kamerad machte Miene, ihm zu folgen. Sie sahen ein, daß eine Gegenwehr erfolglos sein werde.
„Halt!“ sagte Sam. „Ihr entkommt uns nicht. Wer sich von der Stelle bewegt, erhält einen Schuß in den Leib!“
„Versucht es!“
Der eine der Überrumpelten tat einen schnellen, weiten Sprung vorwärts, um hinter die Wagen und unter deren Schutz an die andere Seite des Tales zu kommen. Sein Gefährte folgte ihm. Aber eine Kugel ist schneller als der schnellste Läufer. Die zwei Schüsse krachten, und die beiden Fliehenden stürzten zu Boden.
„Da habt ihr es!“ sagte Sam. „Warum seid ihr so dumm, uns ausreißen zu wollen. Dankt überhaupt Gott, daß wir es so gnädig gemacht haben! Ihr habt diese Kugeln nur in die Beine bekommen! Das nächste Mal zielen wir höher.“
Während dieser Worte schnallte er seinen Lasso los und schritt auf die am Boden Liegenden zu. Jim und Tim standen auch bereits da. Die Verwundeten verzichteten auf unnütze Gegenwehr, durch die sie ihre Lage doch nur verschlimmern konnten. Sie wurden gebunden.
„So!“ sagte Sam. „Ihr seid die zwei albernsten Menschen, die mir während meines langen Lebens vorgekommen sind. Da sollt ihr Wache halten, sitzt aber beim Rehbraten und habt die Schießgewehre nicht bei euch. Ihr seid mir schöne Kerle! Schämt euch! Da ich aber kein Menschenfresser bin, so macht es mir keinen Spaß, euch umzubringen. Wenn ihr vernünftig seid, so will ich euch das Leben schenken. Wollen also einmal nach euren Wunden sehen. Haltet still!“
Er hatte, hinter dem Busche stehend, den beiden Brüdern gesagt, daß sie im Falle eines Fluchtversuches so zielen sollten, daß nur eine Fleischwunde am Oberschenkel entstehe. Das hatten sie befolgt. Die Kugeln waren durch die Muskeln des Oberschenkels gegangen, so daß die Verletzung wohl eine schmerzhafte, aber keine lebensgefährliche war.
Sam schnitt ihnen die Hosen auf und holte dann von dem einen Wagen das erste beste Kleidungsstück, das zerschnitten wurde, um als Verband zu dienen.
Als die Verbände angelegt waren, meinte er:
„So, das ist fertig. Jetzt wollen wir nun einmal erfahren, was ihr eigentlich in dieser schönen Gegend zu suchen habt. Wem gehören diese Wagen?“
„Uns natürlich!“ antwortete der eine, die Schmerzen seiner Wunde und zugleich auch seinen Grimm verbeißend.
„Euch? Hm! Wen versteht ihr denn unter diesem Wort ‚uns‘?“
„Uns beide.“
„Ah! Ihr beide seid Besitzer der Wagen?“
„Ja.“
„Wer hat sie denn
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