51 - Mord auf Kregen
wobei ich mich vergewisserte, daß sie es in ihrer Decke auch bequem hatte.
Surrey reagierte wie ein wahrer Kregoinye. Er nutzte seine Chance.
Seine Bewegungen erfolgten mit geschmeidiger Geschwindigkeit. Das ungewöhnliche Schwert zuckte aus der Scheide, die Klinge des Fremden wurde beiseite geschlagen, und im nächsten Augenblick standen die beiden sich gegenüber, die Waffen erhoben zum Duell.
Der Neuankömmling trat ins Licht, behende und voller Selbstbewußtsein. Er trug rehbraunes Leder mit Fransenbesatz, hochschäftige Stiefel und schwarze Handschuhe. Dann sah ich sein Schwert – o ja, und ob ich es sah.
Es war die tödlichste Klinge auf ganz Kregen, und ich wußte, daß Surrey in einem Kampf keine Chance hatte, ungewöhnliches Schwert oder nicht.
»Haltet ein«, sagte ich in dem altbekannten, knirschenden Tonfall. Ich trat vor und griff dabei auf die volle Macht des Yriums zurück, mit dem ich gesegnet und verflucht bin, setzte jenes übergroße Charisma ein, um meinen Willen einzusetzen, diese dunkle Macht, die der Grund dafür ist, daß die Herren der Sterne mich in ihren Dienst geholt haben und ertragen.
»Nehmt die Schwerter herunter! Wir sind Freunde!«
Sie wandten beide die Köpfe und starrten mich an.
»Du ...!«
»Was ...«
Ich gab nicht nach. »Wir sind hier, um den Kov und seine Familie zu retten. Du, Fremder, bist aus dem gleichen Grund hier. Um des süßen Willen von Martine die Backen, laßt uns von diesem Höllenort verschwinden!«
Nun! Beide waren zum Kampf bereit. Sie bebten vor Leidenschaft, ihr Stolz stand auf dem Spiel, sie waren zum Losschlagen bereit, mochte kommen, was wollte, Tod und Vernichtung oder hochmütiger Sieg.
Wie lange sie so standen, kann ich nicht sagen, es schien eine Ewigkeit zu sein. Ich wollte schon ›Fröhliches Schwingen!‹ sagen und so Geheimnisse verraten, die ich nicht enthüllen wollte, als mich Erleichterung durchflutete, weil sie zurücktraten. Beide hoben ihre Klingen zum Salut und schoben sie mit einem Ruck in die jeweiligen Scheiden.
Dieser Surrey mochte hoch in der Gunst der Herren der Sterne stehen, seinem Verhalten entnahm ich indessen, daß ihm die Existenz der Savanti nicht bekannt war.
Die beiden Kinder weinten, Esme schnappte keuchend nach Luft, Kov Randalt hielt sein Schwert in der Hand, als könne er nicht verstehen, wie es dort hingekommen war. Der Gestank trocknenden Blutes stach uns in die Nasen. Das bedrückende Zwielicht des mit zu vielen Säulen versehenen Gemachs lastete wie ein schwerer Mantel auf uns. Bei Krun, Zeit zu gehen!
Ich hob die Kovneva vom Boden auf und versuchte, sie zu beruhigen und ihr zu versichern, daß alles gut werde. Der Kov steckte den Thraxter ein. Surrey und der Savapim tauschten fragende Blicke aus, dann machte der Savapim eine graziöse Geste, und Otto die Lanze übernahm die Führung. Wir verließen diesen Ort des Todes.
Als wir die Flügeltüren erreicht hatten, die uns nach draußen bringen würden, hatten die beiden miteinander gesprochen und das Pappattu gemacht, denn Surrey sagte: »Das ist Tyr Hangrol ti Ferstheim.« Das war bestimmt nicht der Name, der ihm bei der Geburt verliehen worden war. »Anscheinend hat er schon alles vorbereitet.«
Hangrol nickte. Die Türen stand weit offen; nach dem Durchbruch der Apim hatte sich niemand die Mühe gemacht, sie zu schließen. Wir Flüchtlinge eilten die Stufen hinunter und blickten uns im rosagefärbten Mondlicht der Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln um. Es war niemand zu sehen. Direkt hinter der letzten flackernden Fackel stand eine von zwei Mytzern gezogene Kutsche mit zugezogenen Vorhängen. Saubere Arbeit, bei Vox!
Ohne Zögern öffnete Hangrol die Tür und bedeutete dem Kov, mit seinen Kindern einzusteigen. Er zeigte auf mich, und ich setzte die Kovneva Esme sanft auf dem gepolsterten Sitz ab.
Ich trat zurück und nahm Surrey beiseite. »Was meinst du – das wollten doch die Everoinye, oder?«
Das rosige Mondlicht fiel ihm ins Gesicht und unterstrich den energischen Zug seines Kiefers. Der Schatten seines Schnurrbarts verhüllte den Mund. »Dieser Hangrol hat mir gesagt, er könne den Kov und seine Familie in Sicherheit bringen. Er ist ein Apim. Es verhält sich wohl so: Sollten diese rebellierenden Apim die Numim-Notors umbringen, müßten sie mit der Vergeltung aller Diffs des Landes rechnen. Man würde alle Apim ergreifen und ohne Unterschied töten.« Surrey schüttelte den Kopf so heftig, daß der hohe Hut in Bewegung geriet. »Er
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