52 - Aufruhr auf Kregen
mit Mondlicht ab, als Wolken vorbeizogen. Die Wildheit des Angriffs traf die vier völlig überraschend. Das Rapier fuhr anmutig in den Tikur und teilte sein schwarzes Haar. Er ließ den Clanxer fallen und taumelte zur Seite, dabei fluchte er mit einem jammernden Schrei.
Noch bevor die Klinge auf dem Boden aufschlug, bohrte sich die Main-Gauche mit einer Genauigkeit, die ich der Gelegenheit für angemessen hielt, in den Leib des Rapas.
Seine grünen Federn sträubten sich, er stieß ein Gurgeln aus, wand sich wie ein Käfer auf der Nadel und stolperte zurück. Dabei nahm der Cramph den Dolch mit.
Es blieb keine Zeit, mit einem Sprung die Main-Gauche zurückzuholen; sie reichte nur aus, wie ein Derwisch herumzuwirbeln, um dem Angriff der beiden Apim zu begegnen.
Sie hatten zugesehen, wie ihre Kameraden durchbohrt worden waren; trotzdem kamen sie tapfer heran. Sie atmeten mit keuchenden lauten Atemzügen, die offenen Münder enthüllten schiefe braune Zähne. In dem strömenden Licht sahen ihre Augen wie die von Raubkatzen aus. Sie fuchtelten mit ihren Schwertern herum. Knurrend stürzten sie sich auf mich, ohne den geringsten Funken Mitleid in den finsteren Herzen.
Ich mußte nicht lange darüber nachdenken, was hier zu tun war, und führte die in San Loren ti Vandiyars uralter und berühmter Monographie über den Einsatz von Rapier und Dolch gegen mehrere Gegner genau erläuterte Taktik durch. Dabei überließ ich mich den instinktiven und schnellen Reaktionen keineswegs blindlings. Ich wollte diese Schurken nicht töten, auch wenn viele der Bürger Gafardens bestimmt der Meinung gewesen wären, daß sie es auf jeden Fall verdient hätten.
Statt daß im nächsten Augenblick zwei tote Männer am Boden lagen, liefen zwei schreiende Burschen blutend um ihr Leben. So kurz der Kampf auch gewesen war, hatte ich dennoch den entschiedenen Eindruck gewonnen, daß die beiden mehr an die Arbeit mit Knüppeln als mit Schwertern gewöhnt waren. Zweifellos wollten sie sich hocharbeiten in der Welt.
Der Tikur fluchte wild, stand einen Augenblick lang da, dann lief auch er blutend los. Der Rapa schwankte wie ein Schilfrohr im Wind. Ein paar Schritte brachten mich an seine Seite. Mit einem Ruck löste sich der Dolch aus ihm. Ich stieß ihn an. Er lief nicht, er schleppte sich fort. Seltsamerweise hoffte ich, daß er es zurück zu Doktor Lomax schaffen möge.
Wie es in der Natur solcher Begegnungen liegt, hatte alles nur einige Momente in Anspruch genommen.
Ich zog das Öltuch aus der Tasche und wischte beide Klingen sauber, bis sie im Licht der Monde funkelten.
Auf dem Rückweg zu Verlan blickte ich mich mit zusammengekniffenen Augen um. Außer uns war wohl niemand unterwegs.
Verlan war nicht zu sehen. Er war zur Seite gekippt und an der Tür hinuntergerutscht. Seine Augen waren geschlossen. An dem gelben Verband um seinen Oberschenkel war kein Blut zu entdecken, also ging ich davon aus, daß mit ihm nichts Ernstes geschehen war. »Logan. Zeit zu gehen.«
Er rührte sich und öffnete die Augen. Sein Gesicht sah abgezehrt aus.
»Kadar.« Seine Stimme klang undeutlich. »Ich bin müde.«
Nun, das war er bestimmt, nach den ganzen Anstrengungen und dem Blutverlust. Er hatte den aufregenden kleinen Kampf gar nicht mitbekommen. Er fragte in demselben murmelnden Tonfall: »Was ist passiert?«
»Oh, ein paar Stadtwächter tauchten auf, und die Diebe liefen weg.«
Seine Augen schlossen sich wieder. »Gut.«
Ich tat, was ich schon längst hätte tun sollen. Ich entfernte seine und meine Federn von den Hüten und schob sie mir unters Wams. Jetzt waren wir bloß irgendwelche ehrbaren Koter und keine verdammten Racter.
Der durchdringende und angenehme Duft von Mondblüten lag in der Luft und erinnerte mich daran, daß das Leben nicht allein aus Kampf und Streit bestand. Der Kampf war vorbei und ich wieder Herr meiner Entschlüsse. Man mußte die Sache einfach vergessen. Mein Leben auf Kregen war wirklich turbulent, soviel stand fest!
Der Hutmacher hatte die Federn mit viel Mühe und Geschick angenäht, und ich verspürte ein leises Bedauern, daß ich sie mit einem so harten Ruck abgerissen hatte. Es ist immer ein Vergnügen, einen Meister seines Fachs bei der Arbeit zu beobachten, dabei ist es einerlei, um welches Handwerk es sich dabei handelt. Es bestätigt einen in dem Glauben an die Zukunft der Menschheit. Was allerdings diese verfluchten Neo-Racter anging, soweit es mich betraf, hatten sie keine Zukunft, bei Krun!
Einen
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