52 - Aufruhr auf Kregen
Zuschlagen gekommen war. Naghan Raerdu kannte den Tagesablauf des Ersten Pallans. Er ging nun öfter aus dem Haus, denn er hatte die Furcht überwunden, die sich nach dem Anschlag auf sein Leben – wie er glaubte – eingestellt hatte. »Also können wir uns alle morgen nach Herzenslust amüsieren. Die Feier wird alle täuschen. Oh, und ich glaube, Pur Zygon würde gern mit uns ausgehen, bevor er zum Auge der Welt zurückfliegt.«
Nach kurzer Diskussion stimmten alle zu.
Nalgre Nevko, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, sah auf. »Ja. Es wird ... abwechslungsreich werden.«
»Die Feier oder die Verhaftung?« fragte Tobi, so unverbesserlich wie eh und je.
»Beides.« Nalgre Nevkos Stimme war so trocken wie die Ockerwüste.
Tobi lächelte auf seine unbeschwerte Art. »Stimmt. Aber sag einmal, Nalgre, du siehst etwas blaß aus. Was hast du gegessen?«
Nevko stand ächzend auf. Er hatte tatsächlich nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem Mann, der sich sosehr auf die Feier gefreut hatte. »Ja, ja, ich fühle mich nicht wohl. Überhaupt nicht. Wenn ihr mich entschuldigen würdet, ich entbiete euch allen mein Remberee.«
Nalgre Nevko ging, begleitet von einem Chor aus Remberees und Sanftes Mondlicht. Yavnin schüttelte den Kopf. »In diesen Tagen macht die allgemeine Unsicherheit jedem zu schaffen.« Dann sprach er etwas offener über seine Hoffnungen auf ein Kommando, als er es zuvor getan hatte. »In Vondium geht es drunter und drüber. Die Hälfte der Flottenoffiziere sind entweder beurlaubt oder entlassen worden. Ich habe jede Hoffnung auf Beförderung so gut wie aufgegeben.«
Wir murmelten mitfühlend. Ich konnte einfach nicht begreifen, wieso ein tapferer und tüchtiger Offizier wie Yavnin in unserem modernen VLD keinen Posten bekam. Heutzutage brachten einen Verdienste weiter, nicht etwa Gold oder die Verwandtschaft mit einem hochgestellten Ehrenmann.
Dann erzählte Yavnin, man habe ihm den langweiligen Auftrag gegeben, eine Untersuchung darüber anzustellen, warum ein Offizier bei einem Straßenkampf eine Stichwunde davongetragen hatte. »Der blöde Kerl schweigt. Wenn es ein Duell war und er es vertuscht, wird es nur noch viel schlimmer für ihn. Es ist ein Hikdar namens Logan Verlan.«
Ich fühlte mich sofort schuldig. Ich war so in diese Sache mit dem Phantom vertieft gewesen, daß ich Verlan keinen Besuch abgestattet hatte. Wollte ich meine Pläne mit den Ractern weiterverfolgen, würde ich heute als Tyr Kadar auftreten müssen.
Nachdem sie alle zu Bett gegangen waren, blieb ich noch auf und hatte endlich die Zeit, meine Briefe zu schreiben. Einer war an Drak adressiert und erkundigte sich nach dem derzeitigen Zustand des VLD, ohne natürlich irgendwelche Namen zu nennen.
Zygon trat ins Arbeitsgemach, um die Briefe abzuholen. Er hatte sein Flugboot überprüft, Proviant eingeladen und war bereit zum Abflug.
Ich erzählte ihm von den Entwicklungen im Fall des Ersten Pallans und was wir beabsichtigten.
»Pur Dray, sagte ich nicht, daß ich entzückt wäre, dir bei dieser Unternehmung zu helfen? Aber sicher. Wenn du also nichts dagegen hast, komme ich mit.«
Natürlich hatte ich erwartet, daß er das sagte. Dann erschütterte er mich aber doch.
»Wirst du nackt gehen?«
Nun, ich hatte einige haarsträubende Kämpfe nackt bis auf den scharlachroten Lendenschurz bestehen müssen. Aber das meinte Zygon nicht. Er berührte den Griff des Krozair-Langschwertes. Ja, ein Krozair hätte sich nackt gefühlt, wenn er ohne sein Krozair-Schwert irgendwohin gegangen wäre, und ob, bei Zim-Zair!
»Ich werde mein Schwert mitnehmen, Pur Zygon. Danke.«
Bei Zair! Ich fühlte mich schon wieder besser! Viel besser!
14
Ulana Farlan fühlte sich noch nicht stark genug, um zu der kleinen Feier zu kommen. Sie tat ihr Bedauern kund und bat mich, sie bei meinen Freunden zu entschuldigen und mich bei ihnen in ihrem Namen für die freundliche Einladung zu bedanken. Sie setzte sich in meinem Bett auf und zog den violetten Schal um die Schultern zurecht. Ihr Haar fiel ungebändigt nach unten, und erneut stellte sich mir die Frage, ob Yavnin seine Zuneigung für Ahilya nicht besser doch noch einmal überdenken sollte.
Ich versicherte ihr, sie gut verstehen zu können und daß sie so lange in meinen Gemächern bleiben könne, wie sie Lust habe. Dann wollte ich gehen. Sie streckte eine Hand aus. »Majister. Ich muß es wissen – meine Chuliks?«
Ich schüttelte den Kopf. Sie hielt sich ihr Spitzentaschentuch an den
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