52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
weiterhin die Mini-Pille nehmen.«
»Und wenn wir Kinder möchten?«
»Damit beschäftigen wir uns, wenn die akuten Probleme behoben sind. Ich kann Ihnen jedoch nur raten, sich mit dem Schwangerwerden besser nicht allzu lange Zeit zu lassen.«
Herbert ist vom Ergebnis erfreut. Er hätte mir das zwar nicht einmal im Traum verraten, aber ich glaube, er hat sich große Sorgen darüber gemacht, was dieser Test ergeben könnte. Doch er reagiert nicht nur mit Erleichterung, sondern auch mit männlichem Stolz.
»Im Klartext hat der Gynäkologe wohl gemeint, dass ich einen Riesen-Schwanz habe, unter medizinischen Gesichtspunkten«, erklärt mir Herbert auf der Heimfahrt im Auto. Ich vermute, es hat Herbert einiges an Überwindung gekostet, diese Neuigkeit nicht bei Facebook zu posten.
März
I ch hatte geglaubt, eine Nacht in Brighton zu verbringen, sei an sich schon eine Verführung. Es ist eine pulsierende Stadt, in der eine ausgelassene Stimmung herrscht, und noch dazu trage ich meine neuen roten Schuhe mit Keilabsatz und dazu weiße Strümpfe. Eines Tages werde auch ich kapieren, dass solche Details auf Herbert keinerlei Wirkung haben. So habe ich am Ende des Tages nur schmerzende Füße. Aber dafür habe ich noch nie so viele bewundernde Blicke an Tankstellen geerntet.
Herbert ist Shopping-süchtig, und so steuern wir direkt die North Laine an. Ich erinnere mich vage, dass es dort einen frauenfreundlichen Sex-Shop geben muss, aber ich kann ihn nicht finden. Stattdessen begehen wir den Fehler, einen neuen Laden für Sexspielzeug und allen möglichen Plunder zu betreten. Das Geschäft ist randvoll mit blödsinnigem Ramsch, der manchen Leuten ja durchaus gefallen mag. Sobald
wir im Laden stehen, kommt ein blasses, irgendwie feuchtkalt aussehendes Mädchen unter zwanzig auf uns zu und fragt, ob wir Hilfe brauchen. »Nein danke«, sage ich, was die Verkäuferin jedoch als versteckte Aufforderung für »Bitte verfolge uns durch den ganzen Laden und erklär uns die Funktionsweise von Artikeln, an denen wir kein Interesse gezeigt haben« deutet. Ich verspüre das dringende Bedürfnis zu gehen. Alles, was ich mir ansehe, wirkt widerlich. Ich bin genervt, weil Herbert auch noch in den ersten Stock hinauf will, aber ich folge ihm trotzdem. Oben läuft eine DVD mit Pornos der übelsten Sorte (eine 80er-Jahre-Hausfrau mit Dellen an den Oberschenkeln und Rüschen-Corsage, die auf etwas herumspringt, was ich für den Milchmann halte). Daneben findet sich eine Wand mit ekliger Unterwäsche aus PVC . Wir verlassen den Laden so schnell es geht. Solche Erlebnisse geben einem irgendwie das Gefühl, versagt zu haben. Fehlt es mir vielleicht an Humor? Oder bin ich zu prüde? Ich glaube nicht, aber es widerstrebt mir absolut, mit einem Teenager, der aussieht, als hätte er am Vorabend zu viele Alkopops konsumiert, über meine Vorlieben in puncto Sex-Toys zu plaudern.
Aber egal, nach dem Abendessen und ein paar Drinks kehren wir, jeder mit einem Kokos-Mojito aus der Kellerbar, in unser Hotelzimmer zurück. Wir haben uns Shortbus, einen der Filme aus Verführung Nr. 9, mitgenommen und kuscheln uns jetzt in den vom Hotel zur Verfügung gestellten Kimonos aneinander, um ihn uns anzusehen.
Es ist amüsant zu sehen, wie der Anfang des Films Herbert
nach Luft schnappen lässt. »Das ist das sexuell Expliziteste, was ich außer Pornos je gesehen habe«, meint er kichernd. Die lange Eröffnungsszene zeigt in aller Ausführlichkeit einen Mann, der sich dabei filmt, wie er versucht, sich selbst einen zu blasen. Dazwischen geschnitten sind Szenen, in denen ein Paar extrem scharf miteinander zur Sache geht. Außerdem geht es noch um eine Domina, die ihre umfangreiche Dildokollektion ausbreitet und anschließend einen ziemlich seltsamen Mann auspeitscht.
Mir macht Shortbus richtig Spaß – der Film ist geistreich, witzig und weigert sich strikt, den Blick der Kamera jemals abzuwenden. Trotzdem wird mir, je näher das Ende des Filmes rückt, immer unbehaglicher. Es ist unvermeidlich, dass wir danach miteinander schlafen werden, und ich ertrage allein den Gedanken daran kaum.
Ich versuche, mich selbst zur Ordnung zu rufen. Mit solchen Überlegungen fange ich gar nicht erst wieder an, verstanden? ! Ich habe mir selbst geschworen, für alles offen zu sein. Aber ich bin müde. Herbert beginnt, mein Knie zu streicheln. Das fühlt sich so unangenehm an, dass ich ihn bitten muss, damit aufzuhören. »Du streichst genau über die Stelle, wo ich diese
Weitere Kostenlose Bücher