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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unten auch eine Parole, eine Losung? Das mußte er erfahren. Fritz legte sich hart am Eingange, dicht an der Mauer, auf den Boden und wartete. Nach einer Weile kam einer dahergeschritten. Während er eintrat, fiel der Lichtschein auf sein Gesicht, und da bemerkte Fritz, daß der Mann eine schwarze Maske trug.
    Er horchte. Als der Mann mehrere Schritte gegangen war, ertönte die Frage:
    „La légitimation?“
    „Je meurs pour la patrie – ich sterbe für das Vaterland“, antwortete er.
    „Avance – gehe weiter!“
    Fritz blieb noch eine Weile liegen und beobachtete, daß alle Ankommenden schwarze Masken trugen. Es waren noch immer dieselben Worte, mit welchen sie angerufen wurden, und welche sie antworteten. Dann verschwanden sie im Hintergrund.
    „Ach, wenn ich auch eine Larve hätte, so wäre alles gut. Es ist fast gewiß, daß die Maske gar nicht abgelegt wird, damit sich die Verschwörer untereinander nicht erkennen. Das würde mir meine vollständige Sicherheit garantieren. Aber, beim Teufel, ist es denn so ganz unmöglich, sich ein solches Ding zu verschaffen? Pah! Ich nehme einen dieser Kerls bei der Gurgel, dann habe ich ja sogleich das, was ich brauche.“
    Gesagt, getan. Er erhob sich und huschte etwas weiter zurück, so daß er gerade in die Mitte zwischen dem Haupttor und dem Turm kam. Dort duckte er sich nieder und wartete. Bereits nach wenigen Augenblicken kam ein Mann. Fritz ließ ihn vorüber, erhob sich aber schnell hinter ihm, faßte ihn mit beiden Händen an der Gurgel und drückte dieselbe so fest zusammen, daß der Mann keinen Laut ausstoßen konnte. Er sank auf den Boden nieder und blieb da lang ausgestreckt liegen. Fritz faßte ihn an und trug ihn in die entfernteste Ecke. Dort untersuchte er ihn. Der Mann trug die gebräuchliche Bluse, welche mit einem Gürtel um die Hüften befestigt war. Fritz nahm den letzteren und zerschnitt ihn in drei lange Riemen, mit denen er die Arme und Beine des Mannes in der Weise fesselte, daß sich derselbe nicht regen konnte. Dann nahm er ihm die Maske vom Gesicht und steckte ihm sein eigenes Taschentuch in den Mund, so daß es jenem unmöglich war, um Hilfe zu rufen, falls er erwachte. Die Maske band der kühne Deutsche nun sich selbst vor und schritt dem Tor zu.
    Er gestand sich selbst ein, daß er ein höchst gefährliches Wagstück unternehme, aber der mutige Unteroffizier bebte vor nichts zurück; es galt ja, dem Vaterland und seinem Rittmeister einen Dienst zu erweisen. Überdies hatten das Zusammentreffen und die Unterredung mit Nanon den jungen Mann in eine Art von Begeisterung versetzt. Sie hatte ihm gesagt, daß er befähigt sei, höhere Ziele zu erreichen. Diese Worte klangen ihm noch jetzt im Ohr, und, um sie zu bewahrheiten, mußte er Taten vollbringen; durch Träumereien erreicht man niemals einen Zweck.
    Er trat beherzt in den Turm ein und schritt auf das Licht zu. Dort stand abermals ein Posten, welcher mit einem Gewehr bewaffnet war, ihm dasselbe entgegenhielt und fragte:
    „La légitimation?“
    „Je meurs pour la patrie – ich sterbe für das Vaterland“, antwortete Fritz. Und damit hatte er ja keine Unwahrheit gesagt, er bewies ja durch seine gegenwärtige Kühnheit, daß er bereit sei, für sein Vaterland das Leben zu wagen. Freilich war bei ihm unter Vaterland nicht Frankreich, sondern Deutschland zu verstehen.
    „Avance – gehe weiter!“
    Bei diesen Worten nahm der Posten sein Gewehr zurück und ließ Fritz passieren.
    Dieser befand sich jetzt in einem engen Gang, der in gewissen Entfernungen von Lampen erleuchtet war und an einer Treppe endete, welche in die Tiefe führte. Fritz stieg hinab und gelangte durch einen ähnlichen Gang an eine Tür, welche nur angelehnt war. Er öffnete und befand sich in einem großen, unterirdischen Saal, in welchem sich bereits mehrere hundert Menschen aufhielten, welche alle maskiert waren. Der Raum war von mehreren großen Leuchtern ziemlich gut erhellt. An der hintersten Wand gab es eine Erhöhung, auf welcher mehrere Stühle standen.
    Die Anwesenden verhielten sich vollständig schweigsam. Sie standen wortlos einer neben dem anderen und erwarteten bewegungslos, was da kommen werde.
    Nach und nach trafen immer mehr ein, so daß sehr bald der Saal vollständig gefüllt war. Jetzt trat einer der Anwesenden zur Tür, zog einen riesigen Schlüssel hervor und verschloß sie. Beim Kreischen des alten Schlosses durchschauerte es den Deutschen. Es war ihm, als ob er sich in eine hoffnungslose

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