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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schweigend aus. Er schien in seinem Inneren außerordentlich beschäftigt zu sein. Nachdem er das Haus verlassen hatte, schlug er den Weg nach Paliseul ein. Unterwegs sprach er laut mit sich, blieb stehen, ging weiter und blieb abermals stehen.
    „Verdammtes Unglück“, brummte er. „Die Armee gewinnt Schlachten, und ich darf mich nicht vor dem Kaiser, daß heißt also, in Reih und Glied, sehen lassen. Warum verlor ich doch die Spur dieser verteufelten Weiber! Könnte ich wenigstens diesen Königsau erwischen!“
    Er schritt weiter, blieb abermals stehen und fuhr fort:
    „Diese Kriegskasse wird mich für alles entschädigen. – Aber ist es denn auch wirklich wahr, daß eine dort vergraben liegt? Warum überzeuge ich mich nicht lieber, anstatt dieser Margot nachzurennen, ohne sie zu finden? Dort liegt Reillac noch unbegraben. Wenn man ihn findet! Waren die drei Grenadiere wirklich tot? Wenn einer noch lebte und als Zeuge gegen mich aufträte! Ich habe mich nicht überzeugt, ob das Leben wirklich aus ihnen entwichen sei. Ich werde heute in Paliseul bleiben und morgen mit dem Frühesten hinaus nach der Schlucht gehen, um die Sache in Ordnung zu bringen.“
    Er blieb stehen und horchte. Es war ihm, als ob er ein Geräusch gehört habe, dem entfernten Donner ähnlich.
    „Sollte man sich wieder schlagen?“ fragte er sich. „Pah! Mordet Euch immerhin, aber laßt mir nur die Kriegskasse.“
    Er ahnte nicht, daß er sich auf dem gegenwärtigen Weg von dem entfernte, was er so sehnsüchtig gesucht hatte.
    Drüben am Waldrand stand nämlich ein nettes Häuschen. Es sah nicht reich, aber hübsch und sauber aus. Der Besitzer war ein Freund und Verwandter Florians und war gern bereit gewesen, die beiden Frauen aufzunehmen und zu verbergen. In den letzten Tagen war ihm dies freilich schwer geworden. Es hatte viel Militär im Ort gelegen, und auch ihm hatte man reichliche Einquartierung gegeben. Darum war er gezwungen gewesen, die Frauen im Keller zu verbergen. Jetzt aber befanden sie sich in dem kleinen Giebelstübchen, während er mit Florian in dem Gärtchen saß und über allerlei plauderte.
    Da plötzlich stockte das Gespräch, und beide horchten.
    „Hast du es gehört, Florian?“ fragte der Wirt.
    „Ja“, antwortete der Gefragte, „schon einige Male.“
    „Das ist ein Erdbeben.“
    „Nein, wie Donner. Ich bemerke es bereits seit Mittag.“
    „Sollte es eine Schlacht sein?“
    „Jedenfalls.“
    „So werden die Deutschen abermals geschlagen.“
    Bei diesen Worten blickte er den Kutscher forschend von der Seite an.
    „Warum gerade wieder die Deutschen?“ fragte dieser.
    „Ich denke es mir.“
    „Das wäre dir wohl sehr lieb?“
    „Nein. Du weißt, daß ich kein geborener Franzose bin. Aber weil du gar so heimlich mit mir tust, wird es mir wohl auch erlaubt sein, mit meinen Gesinnungen Verstecken zu spielen.“
    „Das bringst du gar nicht fertig. Ich weiß doch, daß du ein braver Kerl bist.“
    „Warum also hast du kein Vertrauen zu mir?“
    „Kein Vertrauen? Worüber hättest du in dieser Beziehung zu klagen?“
    „Ich habe wohl zu klagen. Habe ich nicht bereits seit heute früh bemerkt, daß fremde Gestalten sich da drüben im Wald befinden, welche von Zeit zu Zeit nach meinem Haus blicken!“
    „Das habe ich noch nicht bemerkt“, meinte Florian sehr aufrichtig.
    „So sage, wer eigentlich jener Herr war, welchen du mit den Damen zu mir brachtest.“
    „Hm! Es ist mir zwar von ihm verboten, aber ich weiß, daß ich dir Vertrauen schenken darf. Er ist ein Deutscher.“
    „Ein Deutscher? Ah, da hat er viel gewagt?“
    „Allerdings. Aber er hat noch mehr gewagt, als du von ihm weißt. Ich werde dir erzählen.“
    Und er erzählte. Der Wirt hörte sehr aufmerksam zu. Als Florian geendet hatte, sagte er:
    „Das klingt, als hättest du es in einem Buch gelesen, aber ich will es dir glauben. Doch siehe, da kommt einer mit einem Wägelchen gefahren. Gewiß ein Hausierer. Wollen einmal sehen, was er hat.“
    Der Mann, welcher sich jetzt langsam dem Haus näherte, hatte rotes fuchsiges Haar und ebensolchen Bart. Er war zwar nicht lumpig, aber beinahe liederlich gekleidet und zog einen vierräderigen Karren nach sich.
    Als er das kleine Vorgärtchen erreichte, griff er an die Mütze und grüßte. Die beiden Männer begaben sich zu ihm.
    „Womit handelt Ihr?“ fragte der Wirt. „Was habt Ihr zu verkaufen?“
    „Nichts“, antwortete er. „Ich kaufe im Gegenteil ein.“
    „Was?“
    „Knochen, altes

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