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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihn wieder bei sich zu sehen. Margot hatte sich von ihrer Verwundung völlig erholt. Sie war schön und reizend wie immer und freute sich im stillen innig darüber, daß der Geliebte heute nicht den Schlachtgeschossen ausgesetzt war.
    „Was wird Napoleon tun, wenn er siegt?“ fragte sie.
    „Er wird sofort Herr des Rheines sein.“
    „Und wenn wir siegen?“
    „So stehen wir binnen einer Woche vor Paris und diktieren einen Frieden, welcher gewiß nicht wieder gebrochen wird. Und weißt du, was nachher geschieht, meine Margot?“
    „Was?“ fragte sie, lieblich errötend.
    „Da wirst du deinen Siegeszug nach Berlin antreten.“
    Sie legte die Arme um ihn und flüsterte ihm zu:
    „Unter deinem Schirm und Schild, ja, Geliebter.“ –
    Gegen Mitternacht begab sich der Lieutenant zu dem Stelldichein im Wald, wo er zehn mutige und kräftige Burschen fand, welche ganz geeignet waren, auch in Feindesland ein Abenteuer auszuführen. Der Karren mit den Waffen wurde geholt, und dann trat man den nächtlichen Weg an.
    Sie erreichten den Fuß der Höhe mit Tagesanbruch und begannen dann den Aufstieg. Der Forst lag still und menschenleer, und so gelangten sie nach der Schlucht, ohne von jemand gesehen zu werden.
    „Hier ist es“, sagte der Lieutenant zu den Leuten. „Haltet hier Wache, bis ich zurückkehre. Ich werde einen passenden Ort suchen, welcher in nicht zu großer Entfernung liegen darf.“
    Wer den Sprecher jetzt sah, hätte ihn allerdings nicht für einen preußischen Husarenlieutenant gehalten, denn er trug Perücke und roten Bart, gerade so, wie auch die anderen in Verkleidungen steckten.
    Nachdem er sich entfernt hatte, lagerten sich die anderen zwischen den Büschen, um seine Rückkehr zu erwarten.
    „Pfui Teufel, was stinkt da?“ fragte einer. „Herrgott, eine Leiche hinter dem Strauch!“
    Sie traten näher. Es war der Körper Reillacs.
    „Das wird der französische Baron sein, von welchem der Herr Lieutenant erzählt hat“, meinte der Korporal. „Er sagte, daß wir ein Dokument darüber ausstellen würden.“
    Erst nach längerer Zeit kehrte Königsau zurück. Es war nicht leicht gewesen, einen passenden Ort zu finden.
    „Grabt ein!“ befahl er.
    Bei der Arbeit so rüstiger Hände ging das Bloßlegen der Kriegskasse rasch vonstatten. Es wurde aus abgeschnittenen Stämmchen eine Trage gemacht, mit deren Hilfe man sie nach ihrem neuen Bestimmungsort brachte. Dort wurde sie sehr vorsichtig eingegraben, worauf man noch vorsichtiger jede, auch die geringste Spur vertilgte.
    Dann zog der Lieutenant Papier und Stift hervor, um einen Situationsplan auszufertigen, mit dessen Hilfe es einem Dabeigewesenen leicht war, den Platz wieder zu finden.
    Während dieser Arbeit war es Mittag geworden. Die Leute nahmen einen kurzen Imbiß zu sich und kehrten dann nach der Schlucht zurück, um das dort offen gelassene Loch wieder zuzuwerfen. –
    Auch der Kapitän Richemonte hatte sein gestriges Vorhaben ausgeführt. Er hatte sich mit einem Spaten versehen und war an dem heutigen Morgen in die Berge gegangen. Er hatte die Absicht, Reillac einzuscharren und sich dann zu überzeugen, ob die Kriegskasse wirklich vorhanden sei.
    In der Schlucht angekommen, ging er ahnungslos auf die bewußte Stelle zu, blieb aber starr vor Schreck stehen, als er das Loch bemerkte, dessen glatt gedrückte Seiten zur Evidenz beweisen, daß sich hier ein großes Gefäß befunden habe.
    „Fort! Weg!“ rief er. „Herrgott, ich komme zu spät!“
    Es war ihm, als sei alles Leben aus seinen Gliedern gewichen.
    „Das ist nur vor kurzer Zeit geschehen“, fuhr er fort, „denn die Erde ist noch ganz frisch. Wer aber ist es gewesen?“
    Er blickte umher, konnte aber nichts finden, was ihm einen Anhalt hätte bieten können. Er stampfte den Boden mit dem Fuß und rief:
    „Nun ist auch diese Hoffnung hin! Gewiß ist es dieser Königsau gewesen, Oh, ich wollte, ich hätte ihn in diesem Augenblick hier bei mir! Wie sollte er meine Rache fühlen!“
    Gerade zu dieser Zeit kehrte Königsau nach der Schlucht zurück. Er dachte an nichts weniger als daran, daß er jemand da antreffen werde. Daher erstaunte er, als er einen Menschen an dem offenen Loch heftig gestikulieren sah. Er winkte seinen Leuten, leise zu folgen, und schlich sich auf den Fußspitzen vorwärts. Er erkannte den Kapitän und legte ihm die Hand auf den Arm.
    „Mit wem sprechen Sie hier, Kapitän Richemonte?“ fragte er.
    Der Gefragte fuhr herum und wurde leichenblaß vor

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