Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Eisen, Zinn und ähnliches. Habt Ihr nichts für mich?“
    Florian hörte die Stimme, blickte den Mann scharf an, schlug sodann die Hände zusammen und rief:
    „Ist es möglich, Monsieur! Aber wahrhaftig, Sie sind fast gar nicht zu erkennen. Diese Perücke und der Bart verstellen Sie ganz.“
    „Wer ist es denn?“ fragte der Wirt.
    Da griff Florian schnell zu, nahm dem Mann die Mütze und die Perücke ab und sagte:
    „Da sieh einmal selbst!“
    Vor den beiden stand – Königsau.
    „Verzeihen Sie die Täuschung“, sagte er. „Aber ich nehme an, daß Florian Ihnen wohl bereits gesagt hat, daß ich ein Deutscher bin?“
    Ehe der Wirt noch antworten konnte, wurde oben das kleine Giebelfenster geöffnet, und die Stimme Margots ertönte:
    „Hugo, mein Hugo! Darf ich hinunter kommen?“
    Er blickte mit glücklichem Lächeln empor und antwortete:
    „Nein, sondern ich komme zu dir.“
    Im Nu war er in das Haus getreten und flog die Treppe empor. Sie öffnete und lag in seinen Armen.
    „Ich sah dich kommen!“ sagte sie.
    „Und dein Herz klopfte vor Liebe und Seligkeit?“ lächelte er.
    „Ah, ich erkannte dich ja nicht. Oh, diese häßlichen roten Haare!“
    „Wenn du wüßtest, wer mich soeben auch nicht erkannte.“
    „Wer war es?“
    Er trat mit ihr in das Stübchen, begrüßte vorerst auch die Mutter und deutete sodann zum Fenster hinaus.
    „Siehst du den Mann da auf dem Weg nach Paliseul?“
    „Ja.“
    „Dieser Mann ist kein anderer als dein Bruder.“
    „Der Kapitän?“ fragte sie erschrocken.
    „Ja.“
    „Hat er dich erkannt?“
    „Nein. Er hat wohl geglaubt, mich bereits einmal gesehen zu haben, und darum hat er mir so lange nachgeblickt; aber erkannt hat er mich sicherlich nicht.“
    „Das würde auch ein großes, großes Unglück sein, denn er sucht nach uns. Der Wirt erzählte, daß er überall nach zwei Damen und einem Knecht frage. Aber, Lieber, welcher Umstand führt dich wieder zurück?“
    „Der Feldmarschall schickt mich in die Berge, um die Kriegskasse in Sicherheit zu bringen. Ich soll ihr nur eine andere Stelle geben, damit der Kapitän sie nicht findet. Ich habe Leute hierher bestellt, welche heute eintreffen werden.“
    „Ist es wahr, daß die Preußen eine Schlacht verloren haben?“
    „Ja, bei Ligny. Sie wurden fast erdrückt, da Wellington nicht standhalten konnte. Dafür aber werden sie heute eine desto bedeutendere gewinnen. Hast du gehört, daß man sich wieder schlägt?“
    „Ja. Wo wird es sein?“
    „Im Süden von Brüssel, vielleicht in der Gegend von Waterloo.“
    „Aber wenn die Verbündeten doch nicht siegen?“
    „Sie siegen; das ist meine Überzeugung.“
    „Wie hat der Marschall dich empfangen?“
    Auf diese Frage hin kam er in das Erzählen. Dies nahm ihn so sehr in Anspruch, daß er den Savoyarden gar nicht bemerkte, welcher sich dem Haus näherte. Als dieser die beiden Männer bemerkte, grüßte er sehr höflich und fragte:
    „Verzeihung! Wohnt ein Monsieur Florian hier?“
    „Ja, der bin ich“, antwortete der Kutscher.
    Der Fremde betrachtete ihn aufmerksam und sagte dann:
    „Ich habe mich bei Ihnen nach jemandem zu erkundigen.“
    „Nach wem?“
    „Das darf ich nicht sagen.“
    „Ah“, nickte der Kutscher, „Sie sind eingeweiht. Sie meinen den Herrn Lieutenant Königsau?“
    „Allerdings“, antwortete der andere. „Ist er anwesend?“
    „Er ist soeben erst gekommen. Wollen Sie ihn sprechen?“
    „Ja.“
    „Ich werde ihn holen.“
    Er ging und brachte den Lieutenant von den Damen herab. Als dieser den Savoyarden bemerkte, stieß er ein helles Lachen aus und sagte:
    „Prächtig, Kunze! In dir sucht niemand einen Preußen. Was hast du mir zu sagen?“
    „Daß sie alle da sind, außer einem.“
    „Wer ist es?“
    „Ich weiß es noch nicht.“
    „Die Werkzeuge sind da?“
    „Ja.“
    „Darf man wissen, um was es sich handelt?“
    „Jetzt noch nicht. Kann ich meinen Wagen sicher bei Ihnen einstellen?“
    „Das versteht sich.“
    „Er enthält außer den Knochen und dem alten Eisen Gewehre und Munition, welche wir brauchen. Hören Sie die Kanonade? Es scheint heiß herzugehen.“
    „Gebe Gott nur den Verbündeten Sieg“, sagte Florian.
    „Er wird diesen Wunsch erhören, und unser Siegeszug wird ein schnellerer sein als das vorige Mal.“
    Die Männer besprachen dieses Thema noch einige Zeit, und dabei merkte Königsau, daß er dem Wirt vollständig vertrauen könne. Später kehrte er zu den Damen zurück, denen es ein Trost war,

Weitere Kostenlose Bücher