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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einzige Lüge, welche du von mir gehört hast!“
    „Du sagst, dein Sohn verstehe nicht die Sprache der Franzosen.“
    „Das ist die Wahrheit.“
    „Nein, sondern das ist eine Lüge, denn ich selbst habe ihn mit diesen meinen Ohren französisch sprechen gehört.“
    Erst jetzt warf Richemonte einen beobachtenden Blick auf seinen Cousin. Er sah, daß dieser leise mit den Augenlidern zwinkerte und ahnte sogleich, daß irgendeine Unvorsichtigkeit vorgefallen sei.
    „Du selbst? Wo?“ fragte er.
    „Draußen vor den Zelten, als ich ihn mit meiner Tochter überraschte.“
    „Hat er fremde Worte gebraucht, so ist es nicht französisch, sondern eine andere Sprache gewesen. Er versteht die Sprache der Türken.“
    „Diese war es nicht. Hier, Saadi versteht das Französische und hat mit deinem Sohne in dieser Sprache gesprochen.“
    „Er lügt!“
    Die Angst Richemontes trieb diese Worte in einem zornigen Ton heraus. Kaum aber waren sie ausgesprochen, so riß Saadi sein Messer aus dem Gürtel und sprang auf, um sich auf den Sprecher zu werfen. Aber der Scheik faßte ihn noch zur rechten Zeit, hielt ihn fest und sagte:
    „Halt! Ich befehle dir, dein Messer einzustecken! Dieser Mann wohnt unter meinem Zelt und hat mein Brot gegessen. Noch steht er unter meinem Schutz.“ Und sich wieder zu Richemonte wendend, fügte er hinzu: „Du sagst, deine Heimat sei Sella, im Norden der Harudschberge. Sprichst du die Sprache dieser Gegend?“
    „Ja“, war Richemonte gezwungen, zu antworten.
    „Nein. Ich kenne Sella. Ich war dort und auch in Fugha, als ich meine erste Pilgerreise machte. Ich kennen jenen Dialekt. Du redest unsere Sprache, wie sie von den Franken gesprochen wird. An dir ist alles Lüge. Dieser Mann ist dein Sohn gar nicht.“
    „Beweise es.“
    „Er müßte deinen Namen tragen und Ben Malek Omar heißen.“
    „Ich habe ihn nach seinem Großvater genannt, welcher Ali hieß.“
    „Das ist nicht wahr, denn dann wäre sein Name Ben Malek Omar Ibn Ali. Du verrätst dich selbst; du kennst unsere Sitte nicht. Dieser, von dem du sagst, daß er dein Sohn sei, hat das Gastrecht verletzt, indem er Liama, meine Tochter, beleidigte. Sie hat mit ihm ringen müssen. Das tut kein wahrer Anbeter des Propheten, kein echter Sohn eines Beduinen. Ihr seid Spione der Franzosen und kommt, um mich zu einer Tat zu verleiten, welche großes Unheil über mich und meinen Stamm bringen würde. Ich bin euer Gastfreund nicht mehr. Jetzt ist euer Leben noch nicht in Gefahr. Verlaßt augenblicklich mein Zelt! Befindet Ihr euch in einer Stunde noch in der Nähe meines Lagers, so werde ich euch ohne Gnade töten lassen.“
    Er hatte sich von seinem Sitz erhoben und sprach diese Worte in einem so gebieterischen Ton, daß die Franzosen von ihren Matten auffuhren.
    „Redest du wirklich im Ernst?“ fragte Richemonte.
    Es kam das alles vollständig unerwartet über ihn; er konnte das Verhalten des Scheiks nicht recht begreifen; aber sein Schnurrbart zog sich in die Höhe, und seine Zähne zeigten jenes raubtierartige Fletschen, welches bei ihm stets ein Zeichen einer gefährlichen Seelenerregung war.
    „Es ist mein Ernst“, antwortete der Scheik.
    „Weißt du, welchen Schimpf du uns antust?“
    „Ja, eine todeswürdige Schande.“
    „Nun gut, wir gehen. Du wirfst einen unaustilgbaren Fleck auf die Gastfreundschaft der Beni Hassan; du entehrst und beschimpfst die, denen du Schutz und Freundschaft zugesagt hast. Die Folgen werden über dich kommen.“
    „Ich verachte deine Drohung.“
    „Und was sagst du zu diesen drei Kriegern der Tuareg?“
    „Sie sind eure Brüder und auch Spione. Sie mögen gehen.“
    Da standen auch die Tuaregs von ihren Plätzen auf. Der Sprecher fragte den Scheik:
    „Auch uns weist du aus deinem Zelt fort?“
    „Ja. Kämt ihr zu mir und nicht zu diesen Spionen, so würde ich euch willkommen heißen. Nun aber habt ihr gleiches Schicksal mit ihnen.“
    Da blickte der dunkelhäutige Mann dem Scheik drohend in das Gesicht.
    „Weißt du, daß dies schlimmer ist als Mord?“ fragte er.
    „Ich weiß es“, antwortete der Gefragte ruhig.
    „So bist du der Todfeind aller Tuaregs, und dein Stamm soll von der Erde verschwinden bis auf den letzten Mann. Die Hölle wird euch verschlingen mit allen euren Söhnen, Töchtern und Kindeskindern.“
    Jetzt verließen die fünf Ausgewiesenen das Zelt und bestiegen ihre Pferde.
    „Wohin?“ fragte der Cousin Richemontes leise.
    „Zunächst nach Osten, um diese Kerls nicht merken

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