595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)
sie sich wohl mit Kopfschmerzen entschuldigen, jedoch von mir erwarten, ihr den Rücken zu kraulen.
Als nächstes betrachte ich Lauras Angebot. Sie ist siebenundzwanzig, Sternzeichen Widder, Maße 91-61-90, dunkelblonde Haare, Gewicht dreiundfünfzig Kilo, Größe einhundertsiebenundsechzig Zentimeter. Zu ihren Spezialitäten zählen: alle GV-Positionen, Oralverkehr ohne Kondom, GF6, Zungenküsse, Position 69, erotische Massagen, Dildospiele, Spanisch, Facesitting, NS Aktiv, Körperbesamung, Striptease, Masturbation, Foto & Film, Analsex, Prostatamassagen.
Prostatamassagen? Damit assoziiere ich einen Urologen, der sich einen Handschuh überstreift und mir empfiehlt, mich zu entspannen.
Das dritte Bild haut mich um. Ihr Name lautet Arabella. Sie ist achtundzwanzig, hat schwarze Haare, die Traummaße 90-60-90 und sie ist die erste Frau, bei der explizit darauf hingewiesen wird, dass sie Naturbrüste hat. Ihr Sternzeichen ist Steinbock (was perfekt zu mir passen würde), mit einhundertvierundsiebzig Zentimetern ist sie fünf Zentimeter kleiner als ich und wiegt lediglich vierundfünfzig Kilo. Ihr Angebot umfasst mit allen GV-Positionen, Oralverkehr ohne Kondom, Oralverkehr mit Aufnahme, Zungenküssen, erotischen Massagen, Dildospielchen, Spanisch, Körperbesamung, Gesichtsbesamung, Striptease, Position 69 und Analsex weniger Spezialitäten als das der anderen. Trotzdem entscheide ich mich für sie. Lediglich der Vollständigkeit halber überfliege ich die übrigen Fotos. An meiner Wahl ändert dies nichts.
Mit Arabella will ich das kommende Wochenende verbringen. Daher muss ich Kontakt zu ihr aufnehmen. Auf der Homepage ist eine Rufnummer veröffentlicht. Wünscht man sich einstündigen Spaß, ist es erforderlich, nach telefonischer Anfrage zur angegebenen Adresse zu fahren. Möchte man ein Mädchen für einen längeren Zeitraum nach Hause bestellen, ist es ebenfalls zwingend notwendig, vorher zur Adresse zu fahren. Ob Arabella mir ihre Dienste zur Verfügung stellt, bleibt laut der hinterlegten Information ihr überlassen.
Karmatechnisch ist das bestimmt eine saubere Lösung! Den Rest des Abends versuche ich erfolglos, den Mut aufzubringen, die Nummer anzuwählen. Ich traue mich jedoch nicht, weil ich fürchte, kurz vor meinem Tod von einer Edelnutte abgelehnt zu werden. Deshalb verschiebe ich den Anruf auf morgen und lege mich erschöpft ins Bett.
Ex-Freundinnen
An einem runden Holztisch sitzen drei Frauen, die eine große Bedeutung für mein Leben besaßen: Nicole, Frauke und Melanie. Mit jeder von ihnen hatte ich eine längere Beziehung. Allerdings sind sie riesengroß, ich muss zu ihnen aufblicken und fühle mich von ihrer Präsenz eingeschüchtert. Nicoles Hand greift nach mir, Panik erfasst mich. Beim Bemühen, vor ihr zu fliehen, stelle ich fest, mich nicht bewegen zu können. Erschrocken schaue ich mich um. Mein Körper steckt in einem gusseisernen Korsett, aus dem es kein Entrinnen gibt. Ich stehe auf einem Holzbrett mit einigen bemalten Feldern. Ich erkenne einen Bereich mit lodernden Flammen, einen weiteren mit einer Foltermaschine und zudem ein Bild von einem Sarg. Nicoles Hand streift unterdessen knapp an mir vorbei und nimmt drei schwarze Würfel auf, die direkt neben mir liegen.
»Er verließ mich ohne ein erklärendes Wort«, sagt sie mit einer normalen, nicht riesenhaft dröhnenden Stimme. »Ich kam in eine halb leer geräumte Wohnung und war wie vor den Kopf gestoßen. Ich hatte sogar den irrationalen Gedanken, er sei von einem ausländischen Geheimdienst entführt worden. Er hinterließ keine Telefonnummer, wo ich ihn erreichen konnte. Ich zahlte bis zu meinem Auszug die Miete allein, was mir verdammt schwerfiel. Als ich dank eines gemeinsamen Freundes endlich etwas von ihm hörte, erfuhr ich, dass ich in seinen Augen die Schuld an unserem Ende trug, weil ich mich für andere Männer interessiert hätte. Dabei gab es damals nur ihn.«
Sie lässt die Würfel fallen, die ein wenig auf dem Spielfeld rollen, ehe sie zum Stillstand kommen. Grob packt sie mich und stellt mich auf ein weißes Feld. Den Sarg habe ich glücklicherweise übersprungen, dafür nähere ich mich der Foltermaschine und dem Feuer.
Frauke sammelt die Spielwürfel ein.
»Er nahm nie Rücksicht auf meine Bedürfnisse oder Gefühle«, erinnert sie sich. »Manchmal gewann ich den Eindruck, er würde mich nur lieben, wenn ich mich seinen Wünschen entsprechend verhielt. Er versuchte, mich in ein bestimmtes Schema zu pressen.
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