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595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

Titel: 595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo C. Parker
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antworte ich. »Wie lautet Ihre Empfehlung?«
    Er seufzt. »Welches Genre bevorzugen Sie?«
    »Das Genre ist mir egal, Hauptsache der Film hat Überlänge.«
    »Überlänge?«
    Ich nicke.
    »Im Rahmen einer James-Cameron-Filmschau zeigen wir um sechzehn Uhr Titanic in der 3-D-Version. Die Spielzeit beträgt 194 Minuten, zuzüglich einer viertelstündigen Pause.« Herausfordernd lächelt er mich an, fest davon überzeugt, dass mich sein Vorschlag nicht interessiert.
    »Zwei Karten. Loge. Nach Möglichkeit mittig in der letzten Reihe.«
    Während sich Kate und Leo im Auto näherkommen und die Scheiben beschlagen, kuschelt sich Arabella an mich.
    »Ich liebe diese Szene«, flüstert sie. »Ich liebe diesen Film.«
    Beinahe bilde ich mir ein, ich sei ein ganz normaler Mann, der mit seiner Freundin im
Lovechair
sitzt. Beinahe kann ich meinen bevorstehenden Tod und den Beruf meiner Begleitung vergessen.
    Beinahe.
    Um dieses Gefühl noch ein wenig auszukosten und um sie außerdem von meinem Bett fernzuhalten, lade ich sie nach dem Kino in ein nahe gelegenes Restaurant ein, wo wir uns für das Total-Büfett entscheiden. So oft wir wollen, können wir Fleisch, Fisch, Gemüse und Nudeln mit Marinaden kombinieren, um sie vor unseren Augen frisch zubereiten zu lassen.
    Während ich mich für einen halben Liter Cabernet Sauvignon entschieden habe, trinkt Arabella eine Apfelschorle.
    »Warum hast du keinen Wein bestellt?«, erkundige ich mich.
    »Im Dienst nie«, antwortet sie knapp. Sie wirkt verlegen, als würde sie mich nur ungern an die Umstände unseres Zusammenseins erinnern.
    »Besitzt du eigentlich einen Führerschein?«, hake ich nach. Ihr berufsbedingter Alkoholverzicht soll nicht nutzlos sein.
    »Klar«, erwidert sie. »Trink so viel du verträgst.«
    Wir prosten uns zu. In dem gedämpften Licht des Restaurants sieht sie noch hübscher aus. Schweigend schauen wir uns an. Ich verliere mich in der Vorstellung, wir seien ein Paar, das gerade erst zusammengekommen ist und den Zauber der Anfangstage genießt. Ich denke an jenes längst vergangene Date mit Melanie, als ich sie nach Hause gebracht hatte und nicht den Mut fand, sie zu küssen. Wie erleichtert ich war, als sie mir einen sanften Kuss auf die Lippen drückte. Wie gut er geschmeckt hatte. Wie aufregend jeweils der zweite, dritte, vierte Kuss war. Die wundervollen Wochen danach, voller Schmetterlinge im Bauch, bis sie eines Abends sturmfreie Bude hatte, weil ihr Sohn bei seinem besten Freund übernachtete.
    Liebe – die schönste Empfindung der Welt. Warum hatte ich Depp sie in den letzten Jahren aus meinem Leben verbannt?
    »Du wirkst wehmütig«, sagt Arabella leise. Mit ihrer rechten Hand greift sie über den Tisch und streichelt meine Wange. Ich lege meine Hand über ihre, um die Berührung voll auszukosten.
    In dieser Sekunde fühle ich mich wahnsinnig zu ihr hingezogen. Mir kommt es gar nicht mehr ungerecht vor, auf den Sex zu verzichten, solange ich nur in ihrer Nähe sein darf. Manchmal wird der rein körperliche Akt überbewertet!
    Ein Kellner bringt uns die Vorspeisensuppe und zerstört die romantische Stimmung. Gleichzeitig protestiert mein Lustzentrum im Gehirn gegen die Feststellung, Sex werde überbewertet. Damit es seine Klappe hält, betäube ich es mit Rotwein.
    Angenehm gesättigt landen wir zuletzt in einem angesagten Klub. Der Türsteher gibt mir durch sein Mustern zu verstehen, dass er mich nur hineinlässt, weil mich diese Traumfrau begleitet. Die nächsten Stunden vergehen wie im Flug. Wir quatschen miteinander, tanzen, lachen, Arabella erstickt die Flirtversuche fremder Kerle im Keim und ich betrinke mich. Als wir um fünf Uhr früh zu meinem Wagen laufen, habe ich Schwierigkeiten, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Praktischerweise kann Arabella uns nach Hause fahren. Soweit ich das in meinem benebelten Zustand beurteilen kann, ist sie eine passable Autofahrerin.
    Daheim angekommen, entledige ich mich der verschwitzten Klamotten, putze mir die Zähne und torkle ins Bett. Ich höre, dass sie duscht. In meinem Kopf dreht ein Kettenkarussell seine Runden, ich schließe die Augenlider und schlafe unverzüglich ein.
    Am Morgen kommt es mir wie ein Wunder vor: Kein grässlicher Kater quält meinen Körper.
    »Wie geht’s dir?«, erkundigt sich Arabella.
    Ich richte mich auf und mein Blick schweift durchs Schlafzimmer. Kein Schwindel, keine Übelkeit, keine Kopfschmerzen.
    Fantastisch!
    Andererseits: Wenn ich ihr vorspiele, angeschlagen zu

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