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595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

Titel: 595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo C. Parker
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Klingel. Aufgrund einer Verdunkelung am Türspion erkenne ich, dass sie hinter der Tür steht, und ringe mir ein angedeutetes Lächeln ab. Würde ich breit grinsen, würde sie sich wohl verbarrikadieren, bis der Psychopath verschwunden wäre.
    »Herr Frost!«, begrüßt sie mich, nachdem sie mir geöffnet hat. Ob sie sich bewusst ist, wie frostig sie meinen Namen ausspricht?
    »Hallo Frau Wagner.«
    »Wodurch hat mein Sohn Sie diesmal belästigt?«
    »Gar nicht.«
    »Ist es also meine Schuld, dass Sie sich zu uns bequemen?«
    »In gewisser Weise«, antworte ich im Versuch, das Eis mit einem Scherz zu brechen.
    Ihre Augen funkeln jedoch streitlustig. Ich hebe beruhigend die Hände, um ihr anzudeuten, mich nicht beschweren zu wollen.
    »Ich war gestern Abend auf dem Balkon«, beginne ich vorsichtig, »und habe Sie gehört.«
    Im ersten Moment wirkt sie erschrocken, ehe sie vollends auf Angriff umschaltet. »Nun fühlen Sie sich gestört, weil in diesem Haus jemand lebt, der sich mit realen Problemen herumplagen muss?«, faucht sie. »Mit Schwierigkeiten, die Sie in Ihrem Schriftstellerkuckucksheim nicht kennen, vermute ich.«
    »Wa–«, setze ich zur Verteidigung an, doch sie ist noch nicht am Ende angelangt.
    »Finden Sie es nicht ungehörig, mich zu belauschen? Finden Sie es nicht völlig inakzeptabel, mich dann obendrein darauf anzusprechen?«
    »Ich möchte Ihnen helfen!«, sage ich rasch, während sie Luft holt, um mich mit dem nächsten Schwall von Vorwürfen zu bombardieren.
    Damit bringe ich sie komplett aus dem Konzept.
    »Wie bitte?«
    »Ich möchte Ihnen helfen. Irgendwie trage ich die Verantwortung dafür, dass sich Ihr Sternschnuppenwunsch nicht erfüllen wird. Sie wissen ja, wenn man seinen Wunsch jemanden verrät, erfüllt er sich nicht.«
    »Sie verarschen mich!«
    »Keineswegs!«
    Ihre Augen verengen sich zu kleinen Schlitzen. »Egal, wie dreckig es mir geht«, zischt sie, »von Ihnen würde ich mir niemals helfen lassen! Eher prostituiere ich mich!«
    Ohne mir die Chance zu einer Erwiderung zu geben, knallt sie die Wohnungstür zu.
    Das nenne ich eine Herausforderung!
    Beim Schließen meiner eigenen Tür frage ich mich, ob ihr letzter Satz auf meinen Wochenendgast anspielte. Hat sie Arabella gesehen und traut mir nicht so viel Geschick bei der Frauenjagd zu? Ich verdränge diese Überlegung, denn für verletzte Eitelkeit bleibt mir nicht genügend Zeit. Stattdessen überdenke ich die problematische Ausgangslage. Aus mir nicht bekannten Ursachen steckt sie in einer schwerwiegenden finanziellen Klemme. Niemand isst freiwillig in der Suppenküche oder besorgt dem geliebten Kind Kleidung aus der Kleiderkammer. Ich bin wirtschaftlich ebenso wenig auf Rosen gebettet, verfüge jedoch noch über ein paar Spielräume. Der Rahmenkredit wird dank einer abgeschlossenen Ausfallversicherung im Todesfall getilgt. Nach dem Wochenende mit Arabella könnte ich also einen weiteren Betrag aufs Girokonto überweisen, um meinen Puffer vollständig auszureizen. So bleiben etwa dreitausendfünfhundert Euro abzüglich meiner eigenen Ausgaben übrig.
    Darüber hinaus erbringen die veröffentlichten Romane auch nach meinem Tod etwas Profit, der dem Erbe zusteht. Meine Mutter wird hoffentlich Verständnis zeigen, falls ich sie im Testament nicht berücksichtige.
    Summa summarum komme ich auf einen niedrigen vierstelligen Geldbetrag zuzüglich zukünftiger Tantiemen in ungewisser Höhe, die ich meiner Nachbarin und ihrem Sohn hinterlassen kann.
    Allerdings ändert das nichts an dem Haupthindernis: Wenn ein Nachlassverwalter sie über meinen letzten Wunsch informiert, schlägt sie die Erbschaft garantiert aus. Aus Selbstschutz, um sicherzugehen, dass ich ihr mit meinem Tod keine Scherereien bereite. Und vor allem würde sie es ablehnen, weil ich der letzte Mensch bin, von dem sie sich helfen lassen will. Das gilt derzeit wahrscheinlich selbst nach meinem Ableben.
    Trotzdem ist das für mich kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Ich muss lediglich dafür sorgen, dass sie mich nicht mehr für einen verachtenswerten Zeitgenossen hält.
    Und wie erobert man die Zuneigung einer alleinerziehenden Mutter? Natürlich, indem man ihr Kind für sich gewinnt.
    Noah, wir beide werden bald beste Freunde sein!

Vernichtende Kritik
    Nachdem ich den Rest des gestrigen Tages mit dem Schmieden eines ausgeklügelten Plans sowie der Informationsbeschaffung über rechtsgültige Vermächtnisse verbracht habe, liege ich morgens um sieben Uhr

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