595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)
aber wetten, dass sie keinesfalls das Gesamtbild ruinieren.
»Stimmt das?«, fragt sie.
»Das mit der Lesung?«
Sie nickt.
»Ja. Freitag lese ich erst für die zweiten Klassen, danach für den dritten Jahrgang.«
»Und das mit den Tabletten?«
Begleitet von Noahs lautstarkem Protest entwinde ich ihm die Plastikscheibe. Als ich sie weit fortschleudere, rennt er ihr direkt hinterher.
»Irgendwie musste ich ihm meine Persönlichkeitsveränderung erklären«, sage ich. »Medikamente klingen für Kinder einleuchtend.«
»In Wahrheit sind es keine Psychopharmaka, sondern Ihre neue Freundin, die Ihnen guttut.«
Absichtlich unterlasse ich es, sie über ihre fehlerhafte Schlussfolgerung aufzuklären. Wenn sie mich für einen besseren Menschen hält, weil ich in einer Beziehung stecke, fällt es ihr möglicherweise leichter, meine Hilfe anzunehmen. Also lächle ich und mache einen Gesichtsausdruck, der andeuten soll, dass sie mit ihrer Vermutung richtigliegt.
»Mein Verhalten der letzten Monate –«
»Jahre«, unterbricht sie mich. »Sie wohnen seit zwei Jahren hier und haben sich uns gegenüber immer wie ein Ekelpaket aufgeführt.«
»Schuldig im Sinne der Anklage. Mein Verhalten der letzten
Jahre
tut mir ausgesprochen leid. Ich hoffe, Sie können mir vergeben. Ich stand massiv unter Druck, aber das rechtfertigt nicht meine ständigen Beschwerden.« Ich sehe Noah auf uns zukommen. »Er ist ein sehr liebenswerter Kerl und überhaupt nicht verhaltensauffällig.«
»Ganz im Gegensatz zu Ihrem früheren Selbst«, fügt Katharina hinzu. Doch das schelmische Glitzern in ihren Augen nimmt den Worten die Schärfe. »Entschuldigung akzeptiert.«
»Ich hab Hunger. Kochst du jetzt?«, fragt Noah.
»Na klar.« Sie streckt ihm die linke Hand hin, gemeinsam laufen sie auf die Haustür zu.
»Bis Freitag!«, ruft Noah.
»Bis bald«, schließt sich ihm seine Mutter an.
»Ja, bis bald«, entgegne ich aufgewühlt. Als mir ihr wohlgeformter Po auffällt, spüre ich ein seltsames Gefühl in der Magengegend.
Beim Betreten meiner Wohnung höre ich aus dem Badezimmer Föhngeräusche. Ich wundere mich, wie lange Arabella im Bad beschäftigt ist. In der Küche trinke ich einen Schluck Wasser und frage mich, wann sie endlich fertig ist. Nach einer Weile schaltet sie den Föhn aus, trotzdem verlässt sie nicht den Raum. Fünf Minuten später klopfe ich gegen die Tür.
»Brauchst du noch lange?«
»Komm ruhig rein.«
Ich folge der Aufforderung, um nach dem Türöffnen wie vom Donner gerührt stehen zu bleiben. Sie massiert sich gerade die Brüste, lächelt mich im Spiegel an und greift zu einer Bodylotion. Nachdem sie sich ein paar Spritzer Flüssigkeit auf den Körper getröpfelt hat – bei einer solchen Gelegenheit sollte ich weißen Flüssigkeiten übrigens keinerlei Beachtung schenken –, fährt sie fort, sich einzureiben.
»Lässt du mich kurz ans Waschbecken?«
Sie tritt zur Seite, während ich den Blick nicht von ihrem Spiegelbild lösen kann. Ich öffne den Wasserhahn und wasche mir die Hände.
»Wo warst du?«, will sie wissen.
»Ich habe draußen mit Noah gespielt.«
»Toll!«, lobt sie mich. »Deswegen hast du also nicht auf mein Rufen reagiert.«
»Weswegen hast du mich gerufen?« Wenn sie jetzt sagt, dass sie auf freiwilliger Basis paarungswillig war, der Moment allerdings verflogen ist, bekomme ich einen Heulkrampf.
Statt mich in den Wahnsinn zu treiben, greift sie lediglich zur Lotion. »Würdest du mir den Rücken einreiben?«
Ob Sascha uns zusieht und sich prächtig amüsiert?
Ihr die Flasche abnehmend, stelle ich mich hinter sie. »Du hast Glück! Ich bin der weltbeste Rückeneinreiber.« Vorsichtig schütte ich die nach Kokosmilch duftende Creme in meine Handflächen, die ich anschließend aneinanderreibe.
»Im Rückenkraulen gestern warst du ziemlich gut.«
Meine Hände gleiten über ihre samtweiche Haut. Dabei beobachte ich sie im Spiegel. Zunächst zwinkert sie mir zu und erwidert meinen Augenkontakt, doch nach einer Weile schließt sie ihre Lider, um meine Berührungen intensiver zu genießen. Zwischendurch stößt sie gurrende Geräusche aus. Da ich merke, wie sehr mich das erregt, zwinge ich mich, an etwas anderes zu denken.
Steuererklärung? – Nicht mehr notwendig.
Das heutige Fernsehprogramm? – Wahrscheinlich ein Flop.
Eine Einkaufsliste? – Schon wieder?
Ohne dass ich mich dagegen wehren kann, werde ich vom Spiegelbild magisch angezogen. Ich bewundere ihre Brüste und ihren
Weitere Kostenlose Bücher