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6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

Titel: 6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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eine Belastung war, nicht wahr?“, fragte Toni sanft. „Das glaube ich nicht, ich traue es Francesco nicht zu, so ist er nicht.“
    „Das sage ich mir auch immer wieder.“ Hope seufzte. „Doch wie gut kennen wir ihn noch?“ „Vielleicht hat sie sich von ihm getrennt?“
    „Unsinn! Eine behinderte junge Frau lässt keinen Mann sitzen, der ihr helfen will und kann. Nein, hinter der ganzen Sache steckt etwas anderes. Er hat nicht umsonst Albträume.“
    „Wie kommst du denn darauf?“ Toni sah sie verblüfft an.
    „Ich bin einige Male vor seiner Tür stehen geblieben und habe ihn im Schlaf sprechen gehört. Letzte Nacht hat er geschrien: ‚Verschwinde!‘ Außerdem läuft er nachts oft stundenlang im Zimmer umher, als hätte er Angst, sich wieder hinzulegen.“

„Also, wer von uns beiden redet hier Unsinn? Warum sollte er Angst davor haben einzuschlafen? Vielleicht hat seine Unruhe etwas mit seinen geschäftlichen Plänen zu tun.“
    „Ich wünschte, er würde sich uns anvertrauen.“ Hope seufzte. „Er verheimlicht uns etwas, irgendetwas quält ihn.“
    „Weiß er, dass du es mitbekommen hast?“
    „Nein. Ich hatte keinen Mut anzuklopfen.“
    „Hast du etwa Angst vor deinem eigenen Sohn?“
    „Nein, das nicht. Aber er ist so verschlossen und lässt niemanden an sich heran.“
    „So war er schon immer“, wandte Toni ein. „Bei Francesco habe ich schon immer das Gefühl, dass er ständig auf der Hut ist. Er hatte diesen wachsamen Blick schon mit drei Jahren. Weißt du noch, bei unserer ersten Begegnung?“
    „Vielleicht war er nervös, weil du damals ein Fremder für ihn warst.“
    „Kein Mensch macht Francesco nervös, im Gegenteil, er macht andere nervös. Er ist von Natur aus zurückhaltend. Das hat den Vorteil, dass er sich mit niemandem herumschlagen muss, der ihn nicht interessiert.“
    „Toni, so abfällige Bemerkungen machst du doch sonst nicht“, protestierte Hope.
    „Ich wollte nicht abfällig über ihn reden, aber er ist so, wie er ist. Er öffnet sich nicht leicht, und man wird mit ihm nicht so richtig warm. So ist er eben, er will gar nicht anders sein. Small Talk hasst er sowieso, er hält ihn für reine Zeitverschwendung, wie er mir einmal anvertraut hat.“
    „Das klingt so, als wäre er ein harter und unzugänglicher Mensch“, beschwerte sie sich.
    „In gewisser Weise ist er das auch. Auf den ersten Blick macht er einen schroffen Eindruck, worauf er übrigens sehr stolz ist.“
    „Ich finde ihn sehr charmant.“
    „Ehrlich gesagt, ich auch. Im Kreis der Familie kann er hinreißend charmant sein. Den Menschen gegenüber, die er liebt, erweist er sich als überaus warmherzig. Allen anderen gegenüber verhält er sich mehr oder weniger gleichgültig, und er wird sich in dieser Hinsicht bestimmt nicht ändern. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass diese junge Frau die Richtige für ihn war. Die Trennung von ihr ist für ihn vermutlich eine regelrechte Tragödie.“
    „Aber er hat es doch so gewollt.“
    „So? Da bin mich mir nicht sicher. Schade, dass du nach seinem Albtraum nicht mit ihm geredet hast. Vielleicht hätte er sich in dem Moment ausnahmsweise einmal geöffnet.“
    „Ja, schon möglich“, erwiderte Hope. „Leider habe ich die Chance verpasst. Heute Morgen ist er in aller Frühe aufgestanden und weggefahren, als noch niemand auf war.“
    „Er geht uns aus dem Weg“, stellte Toni leise fest.
    „Ach nein, das glaube ich nicht. Wahrscheinlich interpretieren wir sein Verhalten völlig falsch und machen uns zu viele Sorgen.“ Sie bemühte sich um einen leichten, unbekümmerten Ton.
    Liebevoll legte Toni ihr die Hand auf die Schulter. „Wie du meinst, mein Liebling.“
    Den ganzen Tag wurde Hope ihre Unruhe nicht mehr los. Die Unterhaltung mit ihrem Mann schien sie auf Schritt und Tritt zu verfolgen, und sie ertappte sich dabei, dass sie laufend hinaus auf die Terrasse trat und mit den Augen die schmale Straße absuchte, die sich den Hügel hinaufwand. Sie hoffte, Francesco würde ausnahmsweise einmal früher nach Hause kommen.
    Doch selbst bei Einbruch der Dämmerung war nichts von ihm zu sehen. Leicht verzweifelt wollte sie ins Haus zurückgehen, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung unterhalb des Hauses bemerkte. Ja, dort hielt gerade ein Auto, und sekundenlang flackerte ihre Hoffnung wieder auf. Doch es war ein Taxi. Es kam vor der Haustür zum Stehen, und der Fahrer stieg aus, um seinem Fahrgast die Beifahrertür aufzuhalten.
    Zuerst sprang ein Hund,

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