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6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

Titel: 6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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einen Moment, ich muss mich irgendwie abreagieren und …“
    Celia lachte hellauf. „Es ist wie früher. Immer wenn du die Luft so ausgestoßen hast, wusste ich, dass gleichzeitig deine Hände zu Fäusten geballt waren.“
    Ohne nachzudenken, entgegnete er gereizt: „Ich frage mich, was du alles sehen würdest, wenn du nicht blind wärst. Du siehst so schon mehr als andere.“
    Sie strahlte übers ganze Gesicht. „Das ist das Netteste, was du mir jemals gesagt hast.“
    „Wie bitte? Du irritierst mich immer wieder von Neuem.“
    „Du hast zum ersten Mal einen Scherz über meine Blindheit gemacht.“
    „Es sollte kein Scherz sein.“
    „Schade. Ich dachte schon, du seist auf dem Weg der Besserung. Aber du brauchst dich wegen vorhin nicht zu entschuldigen. Es wäre meine Schuld gewesen, wenn wir beide hingefallen wären.“ „Oder die Schuld deines neuen Hundes. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er schon neben dir stand.“
    „Mach Jacko nicht dafür verantwortlich“, protestierte sie. Instinktiv streckte sie die Hand aus und streichelte ihren Hund. „Er tut nur seine Pflicht.“
    „Was ist eigentlich aus Wicksy geworden?“
    „Da er schon ziemlich alt ist, wäre es unfair gewesen, ihn mit in ein fremdes Land zu nehmen. Er hat es verdient, seine letzten Lebensjahre unbeschwert zu genießen. Seine neuen Besitzer haben drei Kinder, die mit ihm herumtollen. Ehe ich nach Italien kam, war ich noch einmal bei ihm, um mich zu verabschieden. Er ist glücklich in seinem neuen Zuhause, und das freut mich sehr. Es wäre schlimm gewesen, wenn er Heimweh nach mir gehabt hätte. Immerhin war er mein bester Freund.“ „Und jetzt hast du Heimweh nach ihm, stimmt’s?“
    „Ja. Wir waren ein perfektes Team.“
    „Seid ihr, du und Jacko, das etwa nicht?“
    „Es ist noch zu früh, um das zu beurteilen. Eigentlich heißt er Giacomo, Neapel ist seine Heimat. Hier kennt er sich aus, und deshalb kann ich mich ganz auf ihn verlassen.“
    „Wie lange willst du ihn behalten? Er scheint auch nicht mehr der Jüngste zu sein.“
    „Er ist neun. Der Vorbesitzer brauchte ihn nicht mehr, weil er wieder besser sehen kann. Man wollte ihn schon in den Ruhestand versetzen, aber da ich einen erfahrenen Blindenhund haben wollte, hat man ihn mir für eine Weile überlassen.“
    „Bekommst du später einen jüngeren Hund?“, fragte er betont beiläufig.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht.“
    Das heißt, sie geht vielleicht wieder nach London zurück, dachte er und wünschte sich auf einmal, sie wäre nie hergekommen.
    Nachdem der Kellner die Getränke gebracht hatte, saßen sie eine Zeit lang schweigend da und hingen ihren Gedanken nach.
    „Du bist so ruhig“, meinte Celia schließlich. „Stört es dich, dass ich hier aufgekreuzt bin?“ „Nein. Ich bin nur etwas überrascht.“
    „Du hast mir so viel über Neapel erzählt, dass meine Neugierde angestachelt war. Damals habe ich mich darauf gefreut, mit dir an meiner Seite diese Stadt kennenzulernen, die du so anschaulich beschrieben hast. Du hattest übrigens recht. Wenn ich durch die Straßen wandere, nehme ich alle möglichen Essengerüche wahr.“

„Habe ich dich richtig verstanden? Du willst hier arbeiten? Oder bist du als Touristin unterwegs?“ „Ich war einige Wochen bei meinen Eltern, und mein Vater hat mir ein großzügiges Geldgeschenk gemacht mit dem Rat, zu verreisen und mich zu amüsieren. Ich habe das Geld investiert, weil ich es mir faszinierend vorstelle, eine eigene Firma zu führen. Das ist meine Art, mich zu amüsieren, da bist du mein Vorbild.“
    „So?“
    „Du hast so oft über Finanzen geredet, dass ich viel dabei gelernt habe.“
    „Willst du damit andeuten, ich würde mich nur für Geld interessieren?“
    „Sei nicht so empfindlich. Nein, aber du hast mir gezeigt, dass es Spaß machen kann, Geld zu vermehren. Also verdopple oder verdreifache ich meines jetzt auch.“
    „Oder du verlierst es“, wandte er vorsichtig ein.
    „O nein, ganz bestimmt nicht!“
    „Wieso bist du dir da so sicher?“
    Celia drehte ihm das Gesicht zu und richtete die klaren blauen Augen auf ihn. Sie wirkten so ausdrucksvoll, dass er hätte schwören können, sie sähe ihn.
    „Weil ich nie verliere“, erwiderte sie schlicht. „Wenn ich etwas erreichen will, tue ich alles, damit es mir gelingt.“
    „Und wenn du es nicht mehr brauchst oder es dich langweilt, wirfst du es weg.“
    „Francesco, weißt du, wie verbittert du klingst? Wir hatten uns doch

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