6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben
Celia in Aussicht,
Verbesserungsvorschläge auszuarbeiten. Nach dieser Arbeitssitzung fuhren sie zu Olympia nach Hause.
Während die beiden Frauen in der Küche lebhaft plauderten und Olympia nebenbei das Abendessen zubereitete, läutete das Telefon.
„Hallo?“, meldete sie sich nun. „Ja, es hat alles bestens geklappt.“ An Celia gewandt flüsterte sie: „Es ist Francesco. Er will sich erkundigen, wie unser Meeting verlaufen ist.“
„Er soll uns Gesellschaft leisten, es kann nicht schaden, auch seine Meinung zu hören“, schlug Primo, der gerade hereinkam, vor.
„Francesco? Komm rüber zum Essen … Unsinn, so viel hast du bestimmt nicht zu tun.“
Klar, nach dem gestrigen Abend geht er mir lieber aus dem Weg, dachte Celia sogleich.
„Spar dir deine Einwände“, hörte sie Olympia sagen. „Ich decke für dich mit. Wir rechnen fest mit dir. Bis dann.“
„Ich habe den Eindruck, dein Bruder ist mit seiner Firma verheiratet“, beschwerte Olympia sich schließlich bei ihrem Mann.
„Nachdem er gestern Abend auf der Party war, können wir doch von ihm nicht verlangen, dass er sich heute noch einmal freinimmt“, wandte Celia lächelnd ein. „Seine Arbeit ist ihm das Wichtigste, ihr kennt ihn doch.“
„Nein, eigentlich kennen wir ihn nicht, jedenfalls nicht besonders gut“, widersprach Primo zu ihrer Überraschung. „Er ist schließlich nach zehn Jahren Auslandsaufenthalt erst vor Kurzem
zurückgekommen.“
„Weshalb war er so lange weg?“
„Schwer zu sagen. Er war auch früher schon oft weg von zu Hause, er ist durch Italien gereist und hat mal hier, mal da ein Jahr gearbeitet und immer viel Geld verdient. Das liegt ihm im Blut. Irgendwann war er es leid und ist zurückgekommen, aber nur um nach kurzer Zeit wieder zu verschwinden. Bis vor drei Jahren war er in Amerika, danach in England. Warum er so ruhelos ist, bleibt mir rätselhaft. Vielleicht weißt du es, du kennst ihn bestimmt besser als jeder andere.“
„Nein.“ Celia schüttelte den Kopf. „Im Grunde kenne ich ihn überhaupt nicht.“
Eine halbe Stunde später traf Francesco ein und brachte Carlo mit. Die beiden Brüder waren sich zufällig begegnet, und Olympia lud Carlo ein, zum Essen zu bleiben.
„Vielen Dank, aber ich wollte nur Hallo sagen. Della kommt auch bald nach Hause“, erklärte Carlo. Wegen ihrer angeschlagenen Gesundheit nahm er jede erdenkliche Rücksicht auf seine Frau. „Sie hat gerade wieder angefangen zu arbeiten und wollte sich einige historische Stätten ansehen, die vielleicht für ihre neue Fernsehserie infrage kommen.“
„Ruf sie doch an und bitte sie herzukommen“, schlug Primo vor.
Während sie noch darüber debattierten, setzte sich Francesco neben Celia.
„Wie war dein Tag?“
„Gut. Ich habe viel erledigt, einen Vertrag unter Dach und Fach gebracht und Geschäftskontakte geknüpft.“
„Schön für dich, dass du so erfolgreich bist. Sandro wird sich freuen, nehme ich an.“
„Meine Beratertätigkeit hat mit ihm nichts zu tun. Sandro und ich bieten mit Follia Per Sempre etwas ganz anderes an, wie du weißt.“
„Ah ja, Sandro und du“, wiederholte er mürrisch.
„Was soll das heißen?“
„Als er gestern Abend angerufen hat, hast du alles stehen und liegen lassen. Ich war augenblicklich vergessen.“
„Manche Männer kann man eben leicht vergessen.“
„Vielen Dank!“
„Und andere vergisst man nie“, fuhr sie leise fort.
Lieber würde er sich die Zunge abbeißen, als sie zu fragen, in welche Kategorie sie ihn einordnete. Dann hörten sie Carlo mit seiner Frau telefonieren. Er bat sie, zu Olympia und Primo zum Essen zu kommen. „Aber nur, wenn du nicht zu müde bist“, fügte er hinzu. „Du hast den ganzen Tag
gearbeitet und musst noch zurückfahren. Am besten hole ich dich ab … Okay, reg dich bitte nicht auf.“
„Siehst du, Celia, ich bin nicht der Einzige“, sagte Francesco betont nachsichtig. „Er macht Della genauso wütend wie ich dich.“
„Ist sie wirklich so krank, wie er tut?“, fragte sie ruhig.
„Sie wurde bei einem Flugzeugabsturz schwer verletzt und hatte einen Herzinfarkt. Seitdem ist ihre Gesundheit angegriffen, und Carlo glaubt, sie beschützen zu müssen.“
„Er ist sehr um sie besorgt, das hört man. Wahrscheinlich ärgert sie sich darüber, und er merkt es nicht.“
„Natürlich merkt er es“, behauptete Francesco. „Aber er kann es nicht ändern.“
7. KAPITEL
Während des Abendessens beteiligte sich Celia lebhaft an
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