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6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

Titel: 6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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Gesicht zum Wasser und schien ganz in Gedanken versunken zu sein. Schließlich seufzte sie und streckte die Hand nach ihm aus. „Lass uns weitergehen“, bat sie ihn und streckte den Arm nach ihm aus. „Francesco?“, fügte sie angespannt hinzu, als ihre Hand ins Leere griff.
    „Ich bin da“, antwortete er rasch und nahm ihre Hand. „Entschuldige, ich habe nicht aufgepasst.“ „Ich wusste nicht, wo du warst, und bin beinahe in Panik geraten.“
    „Es tut mir wirklich leid“, entschuldigte er sich noch einmal und ärgerte sich über seine
    Unachtsamkeit.
    „Schon gut, vergiss es.“ Sie deutete ein Lächeln an.
    „Du zitterst ja.“
    „Es ist kühl geworden.“
    Er stieß einen Seufzer aus. „Es ist nicht so leicht, wie ich dachte. Wahrscheinlich mache ich alles falsch. Ich würde dir gern erzählen, was es zu sehen gibt, doch dann wage ich es nicht, weil ich dir nicht zu viel zumuten will und deinen Ärger fürchte.“

Celia war schockiert, ihr fehlten die Worte. Er war unsicher und hatte Angst, es war kaum zu glauben. Sie hatte ihn als dynamischen, dominanten, willensstarken Mann kennengelernt, der leicht die Geduld verlor, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Ihr gegenüber hatte er sich jedoch in jeder Situation zurückgehalten und sie liebevoll und rücksichtsvoll behandelt. Selbst wenn sie sich stritten, hatte er noch die Contenance bewahrt, und das hatte sie wütend gemacht. Sie wollte keine Sonderbehandlung, nur weil sie blind war. Ganz bestimmt hätte er jeder anderen Frau gegenüber seinem Ärger Luft gemacht.
    Zweifel begannen an ihr zu nagen.
    Sie hatte ihn hinausgeworfen, okay, aber war das der einzige Grund für seine Zurückhaltung? Hatte sie ihn vielleicht völlig falsch beurteilt?
    Er ist unsicher und hat Angst, wiederholte sie insgeheim. Hatte er etwa Angst vor ihr? Das wäre das Schlimmste, was sie sich vorstellen konnte.
    Auf einmal spürte sie, dass er ihre Hand auf seinen Arm legte, und sie erwartete, dass er sie streicheln würde. Aber er tat es nicht.
    „Ich bin müde; es ist besser, wir gehen nach Hause.“ Sie war nervös und unruhig und hatte das eigenartige Gefühl, versagt zu haben. So kannte sie sich gar nicht, und sie überlegte, wie sie damit zurechtkommen sollte.
    Schweigend und nachdenklich wanderten sie zurück.
    Es fiel Francesco jeden Tag schwerer, neben Celia in einer Wohnung zu leben. Er kam sich vor wie eine Mischung aus Butler und Blindenhund: Er genoss keine Privilegien, musste gebührenden Abstand wahren und auf Abruf zur Verfügung stehen. Aber schließlich hatte sie sich auf das Arrangement nur eingelassen, weil er feierlich versprochen hatte, sich an die Regeln zu halten. Schon am zweiten Abend bekam er eine Ahnung davon, wie verfahren die Situation war. Er suchte seinen silbernen Lieblingskugelschreiber, der in der Innentasche seines Jacketts gesteckt hatte, das er, als sie sich geliebt hatten, achtlos auf den Boden geworfen hatte. Wahrscheinlich lag der Kugelschreiber jetzt irgendwo in Celias Schlafzimmer auf dem Boden.
    Da er annahm, Celia sei im Badezimmer, betrat er den Raum – und blieb verblüfft stehen. Sie saß auf dem Bett und war bis auf einen winzigen pinkfarbenen Seidenslip völlig nackt.
    „Entschuldige, ich dachte, du seiest im Bad.“
    „Brauchst du etwas? Oder suchst du etwas?“
    „Nein, nein, es hat Zeit.“ Hastig zog er sich zurück. Unzählige Male hatte er sie nackt gesehen, aber immer mit ihrem Einverständnis. Jetzt kam er sich vor wie ein Voyeur. Am meisten irritierte ihn jedoch, wie sehr ihn der Anblick ihres nackten Körpers erregte. Er hatte das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun und Grenzen zu überschreiten. Der im Grunde unbedeutende Zwischenfall ließ ihm keine Ruhe und raubte ihm den Schlaf.
    Doch allmählich gewöhnten sie sich an die Situation und entwickelten eine bestimmte Routine. In der Wohnung kannte Celia sich aus und brauchte ihn nicht. Sie kochte selbst, aber zum Putzen hatte sie keine Zeit und deshalb eine junge Frau eingestellt, die ihr dabei half.
    Wenn sie zu Hause arbeitete, konnte er sie für einige Stunden allein lassen und in die Firma fahren. Und wenn sie mit Sandro in dessen kleinem Büro arbeitete, fuhr Francesco sie hin und holte sie abends wieder ab.
    Jeden Tag wartete er darauf, dass sie von ihm zum Flugplatz gefahren werden wollte, um mit dem Fallschirm abzuspringen. Er hatte sich gewappnet, war auf das Schlimmste gefasst und eisern entschlossen, sie gewähren zu lassen und sich nicht

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