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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bekannt?“
    „Sehr. Er ist heute nacht bei der Baronesse von Helfenstein eingebrochen. Nicht?“
    „Ach, ich sehe, daß Sie eingeweiht sind.“
    „Mehr, als Sie denken. Sie sind ein Untergebener des geheimen Hauptmanns, dabei aber ein geheimer Anhänger des Fürsten. Sie werden belohnt werden. Aber, was ist heute mit dem Riesen?“
    „Da der Plan, ihn durch eine verbrecherische List zu befreien, gestern vereitelt wurde, so soll er heute anderwärts ausgeführt werden.“
    „Alle Wetter! Wo?“
    „Es soll im Schlafzimmer der Tochter des Obersten von Hellenbach eingebrochen werden.“
    Der Rotkopf sprang erschrocken von seinem Stuhl auf.
    „Bei Fanny von Hellenbach?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Vielleicht bereits in diesem Augenblick.“
    „Dann vorwärts fort! Und unterwegs das Weitere.“
    Er zog die Börse und warf ein Goldstück als Bezahlung des Weines, welchen er nun nicht genießen konnte, auf den Tisch. Dann eilten beide fort. Keine der übrigen anwesenden Personen hatte eine Silbe der Unterredung verstanden.
    Auf der Straße angekommen, nahm der Rote den Arm des Schlossers und fragte im raschen Vorwärtsschreiten:
    „Sind Sie genau unterrichtet?“
    „Ja. Ich war zugegen, als der Hauptmann davon sprach.“
    „Der Riese soll wieder freigelassen werden?“
    „Ja.“
    „Das wird heute das Unglück des Schließers sein. Er dauert mich. Aber der Riese ist ein brutaler Mensch; das Fräulein befindet sich vielleicht in Todesgefahr, und ich erfahre die Sache zu spät, um private Maßregeln ergreifen zu können. Ich bin also gezwungen, die Hilfe der Polizei in Anspruch zu nehmen. Wer wird bei dem Riesen sein?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Sie sind nicht mit zu ihm befohlen, wie gestern?“
    „Nein. Und da der Hauptmann jedem seine Befehle nur einzeln und leise gibt, so weiß keiner, was der andere zu tun hat.“
    „Wünschen Sie in dieser Angelegenheit mit der Polizei in Berührung zu kommen?“
    „Allerdings ganz und gar nicht. Ich befürchte, daß der Hauptmann sogar bei der Polizei seine Anhänger hat.“
    „Das glaube ich nicht. Ich habe die hiesigen Verhältnisse genau studiert. Wir haben hier lauter pflichttreue und diensteifrige Leute. Sie allerdings haben überhaupt Ursache, nicht von ihnen bemerkt zu werden. Es ist also besser, daß wir uns trennen. Gute Nacht!“
    Er ließ ihn stehen und ging schnellsten Schrittes weiter.
    „Er hat mich nicht erkannt“, meinte er für sich hin. „Das ist ein Zeichen, daß ich in meinen Verkleidungen nichts zu befürchten habe. Diese Lahialaki, diese natürlichen Skalpbärte und Skalpperücken sind gar nicht mit Geld zu bezahlen. Ah, endlich! Da ist die Wache!“
    Er stand vor dem Lokal desjenigen Reviers, zu welchem die Wasser- und auch diejenige Straße gehörte, in welcher das Haus des Obersten von Hellenbach stand. Er trat ein. Es waren über ein halbes Dutzend Schutzmänner vorhanden.
    „Was wünschen Sie?“ wurde er gefragt.
    „Entschuldigung, wenn ich störe!“ antwortete er. „Soeben begegnete mir ein Herr, welcher mich bat, schleunigst nach hier zu gehen, um Ihnen eine sehr wichtige Mitteilung zu machen.“
    „Welche?“
    „Ich weiß nicht, ob ich sprechen darf. Es könnte sich auch um eine Mystifikation handeln.“
    „Mystifikation? Hm! Wer sind Sie?“
    Da trat einer der Schutzmänner vor und antwortete:
    „Ich kenne den Herrn. Es ist der Kunstmaler Brenner, welcher neben mir wohnt.“
    „Schön! Also, Herr Brenner, wie lautet Ihre Meldung?“
    „Es wird bei der Tochter des Obersten von Hellenbach eingebrochen.“
    „Donnerwetter! Wann?“
    „Vielleicht in diesem Augenblick.“
    „Wer ist der Täter?“
    „Der Riese Bormann.“
    „Unsinn! Der steckt sehr sicher hinter Schloß und Riegel!“
    „Er ist entweder entsprungen oder herausgelassen worden. Ich weiß das natürlich nicht. Ich kann bloß sagen, was der Herr mir aufgetragen hat.“
    „Jedenfalls eine Mystifikation, mein werter Herr Brenner. Kannten Sie den Herrn, der Sie hergeschickt hat?“
    „Nein.“
    „Sehen Sie! Es scheint, man hat sich im Datum verrechnet. Wir haben den ersten Dezember, aber nicht den ersten April.“
    Der angebliche Maler schüttelte nachdenklich den Kopf. Er meinte:
    „Der Fremde schien vorausgesehen zu haben, daß man mir keinen Glauben schenken würde. Er gab mir eine Bescheinigung mit.“
    „Ah! Was?“
    „Es ist nicht hell genug auf der Straße, um deutlich zu sehen. Es scheint eine Art von Münze zu sein, welche ich

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