600 Stunden aus Edwards Leben
wir brauchen Ihre Hilfe jetzt nicht mehr. Haben Sie herzlichen Dank, dass Sie hier waren.«
Auf dem Nachhauseweg muss ich an jeder Ampel bei Gelb anhalten. Ich notiere keine Daten über Ampeln, aber ich kann mich nicht erinnern, dass mir so was vorher je passiert ist.
Als ich auf das Haus zufahre, sehe ich, dass Kyle auf dem Gehsteig steht, da, wo er die Auffahrt kreuzt. Er steht mit dem Rücken zur Straße, hat die Hände in den hinteren Hosentaschen und starrt auf die Garage.
Ich hupe, und er springt zur Seite und winkt. Ich fahre vor, ziehe die Bremse an, stelle den Motor ab und steige aus.
»Die Garage sieht gut aus«, sagt Kyle.
»Ja.«
»Das haben wir gut gemacht. Gefällt dir die Farbe?«
»Ja. Aber ich streiche sie morgen noch mal.«
»Was? Wirklich?«
»Ja.«
»Warum?«
»Weil ich es will.«
»Kann ich helfen?«
»Wenn du willst.«
»Bekomme ich Geld dafür?«
»Nein.«
Er lächelt. »Fragen musste ich wenigstens.«
Und damit rennt er wieder weg. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal gerannt bin. Darüber führe ich keine Daten.
Zum Abendessen gibt es einen Rest Spaghetti mit Fleischsoße, aufgewärmt in der Mikrowelle. Ich esse neunmal in der Woche Spaghetti, und es ist mein Lieblingsessen. Trotzdem frage ich mich heute Abend, ob ich nicht in öde Routine gerate.
Die heutige Folge von
Polizeibericht
– die zweiundzwanzigste der vierten und letzten Staffel – heißt »Der Amoklauf« und ist eine meiner Lieblingsfolgen.
In dieser Folge, die zum ersten Mal am 19. März 1970 ausgestrahlt wurde, sieht man zwei Dinge, die ganz selten in
Polizeibericht
vorkommen: Erstens trägt Sergeant Joe Friday die meiste Zeit über nicht seinen üblichen grauen Anzug, da er eine Abendschule besucht. Stattdessen trägt er eine rote Strickjacke, von der ich nur vermuten kann, dass sie 1970 modern war, auch wenn ich Vermutungen nicht mag. Ich bevorzuge Tatsachen. Zweitens ist Sergeant Joe Friday in dieser Folge an einer Frau interessiert, einer jungen Krankenschwester, die ebenfalls zur Abendschule geht. Ich schätze, eine Abendschule war 1970 der Ort, an dem man jemanden kennenlernen konnte, als es noch kein Internet und Onlinedating gab.
Sergeant Joe Friday kommt in der Abendschule gut voran, doch er entdeckt, dass einer seiner Klassenkameraden Marihuana bei sich hat, und da er Polizist ist und Polizisten immer im Dienst sind, nimmt er diesen Klassenkameraden nach der Schule fest. Das ärgert den Lehrer, gespielt von einem Schauspieler namens Leonard Stone, der auch den Herrn Wiederkau in dem Film
Charly und die Schokoladenfabrik
von 1971 spielt (dem mit Gene Wilder als Willy Wonka), der einer meiner Lieblingsfilme ist. Er ist derjenige, der sagt: »Violet! Du wirst violett, Violet!« Herr Wiederkau stammt in dem Film aus Miles City, Montana, das nicht weit von meinem Wohnort entfernt liegt.
Schließlich wird Sergeant Joe Friday nach einer Abstimmung seiner Mitschüler aus der Klasse geworfen, weil er ihr Vertrauenmissbraucht habe. Darüber ist Sergeant Joe Friday sehr verärgert, und er kommt zurück und bittet den Lehrer um eine zweite Chance, mit der Klasse zu reden, unter der Bedingung, dass er nur dann in den Unterricht zurückkehren werde, wenn er zwei Drittel von ihnen für sich gewinnt. Bei einer neuerlichen Abstimmung ist die Mehrheit für Sergeant Joe Friday, aber nicht zwei Drittel, und er will gerade gehen, da sagt ein Anwalt mit einer Augenklappe dem Lehrer, er habe kein Recht, Sergeant Joe Friday eine Ausbildung zu verwehren, und wenn der Lehrer sich weiterhin weigere, werde er Anzeige erstatten, damit Sergeant Joe Friday in der Klasse bleiben kann.
Ich denke, in dieser Folge geht es darum, für das einzustehen, woran man glaubt, egal, wie unbeliebt man sich damit macht. Ich muss viel mehr wie Sergeant Joe Friday sein.
Sonya Starr,
ich möchte Ihnen mitteilen, wie sehr es mir missfallen hat, dass Sie nicht weiter auf die Angelegenheit mit der Markierung der Anrufe für die Gesellschaft für Muskeldystrophie eingegangen sind. Indem Sie sich weigerten, sich meinen Vorschlag anzuhören, und mich dann abrupt aus meinem Dienst entließen, haben Sie Ihre Organisation nicht professionell repräsentiert. Ich denke, dass Menschen, die für das einstehen, woran sie glauben, egal, wie unbeliebt sie sich damit machen, gelobt und nicht verjagt werden sollten. Ich glaube, dass mein Vorschlag zu grünen und gelben Markierstiften eine Bereicherung für die Gesellschaft für
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