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600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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Broadview, einer kleinen Stadt, die fünfzig Kilometer entfernt liegt. Mir fallen viele Gründe ein, nicht zurückzuschreiben. Ich überlege, ob ich »Löschen« drücken und auf eine andere Anfrage warten soll. Das könnte allerdings lange dauern.
    Dr. Buckley ermutigt mich immer, meiner Neigung entgegenzuwirken, nicht mit Menschen zu reden oder mich nicht zu verabreden. Ich frage mich, was sie von dieser Sache halten würde.
    Sie könnte vielleicht sagen, dass es sehr nett von Joy war, auf mein Profil zu reagieren, und dass ich gleichermaßen nett reagieren sollte.
    Wahrscheinlich würde sie sagen, ich solle wegen der grauenvollen Grammatik nachsichtiger sein.
    Vielleicht sollte ich zurückschreiben.
    Vielleicht sollte ich erst die Garage streichen und überlegen, was ich schreiben könnte.

    Ich esse eine Schüssel Cornflakes und notiere die gestrigen Wetterdaten – Höchsttemperatur vierzehn Grad, Tiefsttemperatur ein Grad am 291. Tag des Jahres (weil es ein Schaltjahr ist), und meine Daten sind vollständig. Dann bringe ich das Behr Mokkabraun, die Mischeimer und die Pinsel zur Auffahrt. Ich habe extra Pinsel für Kyle dabei, falls er sich entschließt, nach der Schule vorbeizukommen.
    Ich habe Bedenken wegen des Streichens. Die Zehn-Tages-Vorhersage sah gut aus, deshalb hege ich begründete Hoffnung, dass ich das Mokkabraun und sogar noch das Perlgold auftragen kann, bevor wir in Billings den nächsten Schnee oder Regen bekommen. Aber ich weiß es natürlich nicht genau. Das ist das Problem mit Vorhersagen. Sie sind bekanntermaßen unzuverlässig.
    Es ist also nicht das Streichen an sich, das mich zögern lässt. Ich weiß nicht genau, was es ist. Ich frage mich allmählich, ob es nicht blöd von mir war, drei verschiedene Farbtöne zu kaufen, die ich alle erst an der Garage sehen muss, bevor ich zufrieden bin. Ich kenne das von mir, und jetzt tut es mir leid, dass ich nicht nur eine Farbe auswählen konnte und fertig. Und obwohl ich die Schuld gern auf den nicht behilflichen Farbenmann abschieben würde, kann ich das nicht. Es ist meine eigene Schuld, dass ich so zwanghaft bin.
    Aber was passiert ist, ist passiert. Ich kann es jetzt nicht mehr rückgängig machen.
    Ich frage mich, ob Joy mich für komisch hält, weil ich die Garage dreimal streiche. Vielleicht kann ich noch damit warten, es ihr zu erzählen. Vielleicht werde ich es bis irgendwann nach unserem ersten Treffen und vor unserem Gespräch über Kinder aufschieben.

    Es ist fast wieder dieselbe Zeit wie neulich, und ich bin fast an derselben Stelle der Garage angekommen, als Kyle auftaucht. Ich wäre gern präziser, als nur »fast« zu sagen, aber ich habe die Zeit von Kyles letztem Besuch nicht notiert, da ich nicht erwartet hatte, dass es zu der Art von regelmäßigem Ereignis würde, das ein Festhalten der Daten erfordert. Hier zeigt sich wiederum das Problem mit Vermutungen. Häufig stimmen sie nicht. Ich bevorzuge Tatsachen.
    Diesmal stoße ich mir nicht beinahe den Kopf am Traufblech, weil ich ihn kommen höre. Ich hatte auch erwartet, dass er kommt, und ich hatte recht. Mit Erwartungen ist es manchmal nicht so problematisch.
    »Kann ich helfen?«, fragt er.
    Ich steige wieder die Leiter hinunter und sehe ihn an.
    »Ja, ich habe Pinsel für dich.«
    Kyle geht zu der aufgereihten Auswahl an Pinseln, sucht sich einen aus, taucht ihn in den Mischeimer und fängt an, das Mokkabraun an die Garage zu klatschen.
    »Du solltest immer gleichmäßig in nur eine Richtung streichen.«
    »So?« Verkrampft hält er den Pinsel fest und bewegt ihn hektisch auf und ab.
    »Entspann dein Handgelenk, und mach langsamer, und streich immer in eine Richtung.«
    »So?« Er tut, was ich gesagt habe.
    »So ist es besser.«
    »Warum streichst du deine Garage noch mal?«, will er wissen.
    »Das gehört zu meinem Plan.«
    »Etwa ein geheimer Plan?«
    »So in der Art, ja.«
    »Und ich bin dein Komplize?«
    »Ja. Bei diesem Garagenplan bist du mein Komplize.«
    Kyle kichert.
    Ich lasse ihn streichen.
    »Hey, Edward.«
    »Ja?«
    »Ich bin heute neun Jahre und zweihunderteinundfünfzig Tage alt.«
    »Ja.«

    Jungen, die neun Jahre und 25 Tage alt sind, reden … viel. Ich lehne mich gegen die Haube meines 1997er Toyota Camry, trinke eine Dose
Dr Pepper
Light und sehe Kyle beim Streichen zu. Seine
Dr. Pepper
Light steht ungeöffnet auf dem Boden.
    Kyle erzählt von seiner Schule. Er mag seine Lehrerin nicht. Er mag Mathe. Und er mag ein Mädchen. Ich frage ihn, ob sie

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