600 Stunden aus Edwards Leben
Montana liefern zu lassen –, aber er kaufte mir die Sachen.
»Sieh mal, Kyle«, sage ich.
Ich zeige ihm, dass mein Hi-Fi-Schrank an der Südwand des Wohnzimmers, in dem mein Fernseher und die Stereoanlage stehen, viele kleine Fächer hat, in denen Filme und CDs und andere Sachen untergebracht sind. Ich zeige ihm den Couchtisch mit noch mehr Fächern, in denen ich Stifte und Büroklammern und Gummibänder und Batterien und andere Dinge verstaut habe, die ich brauche.
Ich gehe mit ihm ins Computerzimmer und zeige ihm die stapelbaren Kisten mit ausgelagerter Sommerkleidung und Haushaltsgegenständen.
»Wow. Ich schätze, du hast doch viele Sachen. Hast du eine
PlayStation 2?«
»Nein.«
»Hast du eine
Wii?«
»Nein.«
»Was machst du denn dann, um Spaß zu haben?«
Gestern hätte mich diese Frage noch irritiert.
Nach dem Essen sitzt Kyle im Computerzimmer und spielt das einzige Spiel, das ich auf meinem Rechner habe: Black Jack. Ich habe ihm ein paar Minuten lang erklärt, wie es funktioniert – dass er mit seinen Karten nicht über einundzwanzig Punkte kommen darf. Ich habe ihm gezeigt, dass er bei zwei gleichwertigen Karten die Hand teilen und seinen Einsatz verdoppeln kann.
»Aber nur bei Assen und Achten«, sage ich.
»Warum?«
»Weil du bei allen anderen Karten nur zwei Hände mit schlechten Chancen erhältst. Wenn du zwei Zehner oder zwei Bildkartenteilst, zerstörst du eine Hand, die in der Mehrzahl der Fälle gewinnen wird. Dasselbe gilt für zwei Neunen. Wenn du zwei Siebener trennst, bekommst du oft bestenfalls einen Gleichstand mit der Bank, und das auch nur, wenn du zu jeder noch einen Zehnerwert ziehst. Und so weiter. Verstehst du?«
»Nicht wirklich.«
»Spiel einfach. Du kriegst es schon raus.«
Als ich wieder ins Wohnzimmer gehe, erzählt Donna mir etwas. »Mike kommt nächste Woche vor Gericht – am Montag.«
»Werden Sie hingehen?«
»Ja.«
»Ist das okay für Sie?«
»Ich weiß nicht. Aber ich werde hingehen, zu jeder Anhörung und zur Verhandlung.«
»Weiß Kyle, was passiert ist?«
»Das meiste. Ich konnte die Verletzungen vor ihm ja nicht verbergen. Vom Würgen habe ich ihm aber nichts erzählt.« Mittlerweile sind kaum noch Spuren davon zu sehen. Wenn ich nicht wüsste, was passiert ist, könnte ich vielleicht überhaupt nichts mehr erkennen.
»Vielleicht ist es so das Beste.«
»Ja, das glaube ich auch«, erwidert sie. »Einer der Gründe, warum ich dort hingehe, ist Kyle. Mike soll wissen, dass er nicht die Oberhand hat. Aber es soll mich auch daran erinnern, dass ich eine schlechte Wahl getroffen habe bei den Männern, die ich in die Nähe meines Sohnes lasse. Diesen Fehler werde ich nicht noch einmal begehen.«
Donna sieht aus, als würde sie weit in die Ferne blicken, weit über mein kleines Wohnzimmer in der Clark Avenue hinaus. Ich sitze still daneben.
Ich habe Donna und Kyle gefragt, ob sie noch bleiben und
Polizeibericht
mit mir sehen wollen, aber Donna hat verneint, daKyle morgen in die Schule muss. Vielleicht ein anderes Mal, hat sie gesagt.
Die heutige Folge heißt »Menschenraub«. Sie wurde das erste Mal am 26. Januar 1967 ausgestrahlt und ist eine meiner Lieblingsfolgen.
In dieser Episode wird die Besitzerin einer Modeboutique-Kette in ihrem Haus gefangen gehalten. Eine ihrer Filialleiterinnen, die für eine Bilanzprüfung in der Stadt ist, wird vom Entführer zur Bank geschickt, um 75.000 $ Lösegeld abzuheben. Der Bankdirektor verständigt Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon, und sobald sie überprüft haben, ob die Geschichte der Filialleiterin stimmt, geben sie ihr die 75.000 $ und bitten sie um Mithilfe, den Verbrecher zu stellen. Sie willigt ein, obwohl sie zugibt, dass sie ihre Chefin nicht besonders mag. Der Fall endet, als Sergeant Joe Friday den Entführer an einer Autobahnauffahrt zu Boden ringt. Die Filialleiterin – gespielt von Peggy Webber, die in acht
Polizeibericht
-Folgen mitspielt – wird aus dem Kofferraum des Wagens befreit.
Diese Folge lehrt uns zwei Dinge: Erstens, dass Sergeant Joe Friday den Bösen immer kriegt. Und zweitens, dass man sich mit einer entschlossenen Frau nicht anlegen sollte.
Lieber Vater,
mir ist heute etwas eingefallen, das mich glücklich und traurig zugleich gemacht hat. Erinnerst Du Dich an unsere Reise nach Midland, Texas, in dem neuen Paystar 5000? Obwohl ich inzwischen weiß, dass Du damals eine schwere Zeit durchgemacht hast, erinnere ich mich, wie gut gelaunt Du gewirkt hast,
Weitere Kostenlose Bücher