600 Stunden aus Edwards Leben
gehen.
6:12 … 6:13 … 6:14 …
Es ist beschlossen. Wir werden keinen Sex haben, selbst wenn Joy es will. Selbst wenn ich es will. Es gibt einfach keinen Weg, wie es passieren kann. Ich werde die Ratschläge umsetzen müssen, die Dr. Buckley mir zum Thema »Nein sagen« gegeben hat. Ich kann Nein zum Sex mit Joy sagen und sie trotzdem freundlich und respektvoll behandeln.
Ich sollte das üben.
»Sex? Oh, das tut mir furchtbar leid, Joy, aber heute Abend ist es einfach nicht möglich. Ich hoffe sehr, dass du das verstehst.«
»Unter normalen Umständen würde ich jetzt liebend gern mit dir Sex haben, Joy, aber heute ist einfach kein guter Tag.«
»Ich weiß das Angebot sehr zu schätzen, aber ich kann nicht. Dürfte ich vielleicht ein andermal darauf zurückkommen?«
Ja, eines davon wird gehen.
Falls sie jedoch aggressiv wird und mich am Schniedel packt, muss ich mir vielleicht etwas anderes überlegen. Ich habe so etwas schon spät nachts im Kabelfernsehen gesehen, und ich denke, es wäre klug, darauf vorbereitet zu sein.
Hier ist etwas, das ich bis heute nicht wusste: Fast zwanzig Minuten lang an nichts anderes zu denken als an Sex, raubt einem komplett den Schlaf. Ich nehme mir Stift und Notizbuch, schreibe schlaftrunken als heutige Aufwachzeit 5:57 Uhr in das vorbereitete Kästchen, und meine Daten sind vollständig.
Während ich Cornflakes esse und auf das »Plopp« des
Billings Herald-Gleaner
vor meiner Tür warte, lege ich mir für heute Abend einen Plan zurecht – einen Plan ohne Sex, wie ich ja beschlossen habe.
Ich möchte versuchen, romantisch zu sein, aber ich habe im Internet ein paar Ratgeber-Kolumnen über Onlinedating gelesen, und wenn es etwas gibt, das überall für eine erste Verabredung empfohlen wird, dann dieses: keine großen Gesten. Eine erste Verabredung ist dazu da, Vertrauen und eine Beziehung zueinander aufzubauen, und man soll sich mit dem Eindruck voneinander verabschieden, dass man eine zweite Verabredung möchte. In manchen Kolumnen stand, man solle zur ersten Verabredung keine Blumen mitbringen. In anderen steht, eine einzelne Rose wäre eine nette Geste. Ich würde Joy gern eine einzelne rote Rose schenken.
Außerdem habe ich beschlossen, ganz allein für mich, Joy eine CD mit einigen meiner Lieblingslieder zu brennen, vor allem R.E.M. und Matthew Sweet. Ich werde keine augenfälligen (ich liebe das Wort »augenfällig«) Liebeslieder auf die CD packen. Ich will nicht mit der Tür ins Haus fallen. Ich werde ihr einfach sagen, dass auf der CD Musik ist, die ich gerne höre, und dass ich hoffe, sie gefällt ihr auch. Ich werde nicht versuchen, mit der CD irgendwelche Botschaften zu übermitteln.
Und schließlich werde ich heute zum Friseur gehen. Ich habe neue Kleidung für meine Internetverabredung – ein neuer Haarschnitt wird mein Aussehen vervollständigen.
Ich denke, das ist ein guter Plan.
Um 6:33 Uhr landet die Zeitung auf der Schwelle. Ich spüle meine Schüssel aus, gehe durchs Wohnzimmer, öffne die Tür und hebe die Zeitung auf. Die Vorhersage für heute lautet acht Grad Höchsttemperatur, was, wenn es sich denn bewahrheitet, ausreichen sollte, um den Schnee zu schmelzen – aber das werde ich erst morgen wissen, denn Vorhersagen sind bekanntermaßen unzuverlässig.
Eine CD für Joy zusammenzustellen, ist schwieriger, als ich dachte. Mit den Songs von R.E.M. klappt es ganz gut, und am Ende wähle ich zehn, alle aus verschiedenen Alben:
»Radio Free Europe«,
Murmur
»So. Central Rain«,
Reckoning
»Driver 8«,
Fables of Reconstruction
»Begin the Begin«,
Lifes Rich Pageant
»Disturbance at the Heron House«,
Document
»World Leader Pretend«,
Green
»Half a World Away«,
Out of Time
»Find the River«,
Automatic for the People
»Electrolite«,
New Adventures in Hi-Fi
»Man-Sized Wreath«,
Accelerate
Die Alben
Monster, Up, Reveal
und
Around the Sun
lasse ich aus – obwohl ich einige Songs auf ihnen mag, sind sie nicht so gut wie die anderen. Das ist meine Meinung, keine Tatsache, wobei auch viele andere dieser Auffassung sind.
Zehn Songs von Matthew Sweet zu finden, ist schon schwieriger. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich kann durchaus zehn Lieder finden, die ich mag, aber ich finde nicht unbedingt welche, von denen ich denke, dass auch ein anderer sie mag. Matthew Sweet kann einen ganz schön runterziehen.
Am Ende wähle ich folgende sechs Songs:
»I’ve Been Waiting«,
Girlfriend
»Devil with the Green Eyes«,
Altered
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