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600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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früheste Erinnerung, die ich daran habe, wie ich mit meinem Vater in einem großen Truck sitze, und ich weiß noch ganz genau, wie ich dachte, er müsse der coolste Vater der Welt sein. Er war auch guter Laune und drückte für die Kinder in anderen Autos auf die Hupe, wenn sie ihre rechte Faust hochhielten und zweimal nach unten bewegten, um das Signal einzufordern. Ich kann mir diese gute Laune nicht erklären, denn obwohl ich es damals nicht wusste, war das Leben meines Vaters ein Scherbenhaufen. Der Grund, weshalb ich ihn überhaupt begleitete, war nämlich, dass meine Mutter ihn verlassen hatte, was ich erst viele Jahre später erfuhr,1992, als meine Mutter es mal bei einem Streit mit meinem Vater erwähnte.
    In Midland trafen wir Grandpa Sid und Grandma Mabel, die uns abholten und mit uns die sieben Stunden zurück nach Dallas fuhren, wo wir dann zusammen Thanksgiving feierten. An dem Tag sahen wir, wie nach einer Verletzung von Roger Staubach der Neuling Clint Longley als Quarterback eingewechselt wurde und die Dallas Cowboys mit einem Rückstand von 16-3 und drohendem Ausschluss aus den Play-offs zu einem spektakulären 24-23-Sieg gegen die Washington Redskins aufholten – bis heute eines der erstaunlichsten Qualifikationsspiele in der Geschichte der Cowboys. Longley warf Drew Parson achtundzwanzig Sekunden vor Spielende einen fünfundvierzig Meter weiten Touchdown-Pass zu.
    »Teddy«, sagte mein Vater, »du wirst kein solches Spiel mehr erleben, solange du lebst.« (Zu Thanksgiving genau neunzehn Jahre später sah ich ein noch spektakuläreres Spiel, allerdings im negativen Sinn. Kurz vor Spielschluss, bei einer Führung der Dallas Cowboys, nahm Leon Lett einen verschossenen Ball der Miami Dolphins auf, rutschte aus und verlor den Ball wieder. Die Dolphins konnten ihn daraufhin sichern und durch ein Field Goal das Spiel noch mit 16-14 gewinnen. In jener Woche schrieb ich Leon Lett vier Briefe und tadelte ihn (ich liebe das Wort »tadeln«) für seine Dummheit.)
    Zwei Tage nach Thanksgiving 1974 saßen mein Vater und ich wieder im Flugzeug Richtung Billings. Mutter holte uns am Flughafen ab. Sie war zurückgekehrt und wollte meinen Vater nie wieder verlassen.
    Manchmal laufen die Dinge einfach gut. Ich weiß nicht, wie oder warum. Es wäre einfacher, wenn es verlässliche Daten darüber gäbe.

    »Edward«, sagt Kyle zu mir. »Willst du noch mit zu uns kommen und
Guitar Hero
spielen?«
    Wir haben alle Schneebälle geworfen, die wir werfen wollten. Was vormals eine makellose Schneefläche in meinem Vorgarten war, ist nun voller Fußabdrücke in drei verschiedenen Größen und kleinen Mulden, wo Schnee aufgenommen wurde.
    Ich will nicht
Guitar Hero
spielen. Ich will nicht in Donnas und Kyles Haus gehen. Warum, kann ich nicht erklären. Ich will auch nicht unhöflich sein. Dr. Buckley sagt, es sei völlig in Ordnung, wenn ich manche Dinge nicht will, dass ich die Leute aber nicht »vor den Kopf stoßen« solle. Sie sagt, einer der Schlüssel, um mit anderen Menschen zurechtzukommen, sei es, freundlich, aber bestimmt Nein sagen zu können. Ich will es versuchen.
    »Nein, danke, heute nicht.«
    »Oh.« Kyle – und sogar Donna – wirken ein bisschen traurig. Nein zu sagen, ist schwer. Kein Wunder, dass Dr. Buckley so lange mit mir darüber geredet hat.
    »Aber ich habe eine große
DiGiorno
-Pizza Spezial zu Hause«, sage ich. »Würdet ihr gern mit mir zu Abend essen?«
    »Können wir, Mom?«
    »Sicher«, sagt Donna. »Danke, Edward. Das würden wir gern.«
    Wir verabreden, uns in einer Stunde bei mir zu treffen. An der Haustür bleibe ich kurz stehen und beobachte, wie Donna und Kyle Hand in Hand über die Straße gehen.

    »Du hast ja nicht viele Sachen, Edward.« Kyle, der sich zu Hause umgezogen hat, steht in meinem Wohnzimmer.
    Da hat er nicht ganz recht, aber ich kann gut verstehen, warum er so denkt. Ich habe wenig Möbel. Als mein Vater dieses Haus kaufte, fragte er mich, wie ich es einrichten wolle, und ich bat um Möbel von IKEA. Zum einen mag ich, dass sie modern sind – es sind schlichte schwedische Möbel. Zum anderen geht es bei IKEA um Funktionalität. Was Kyle als wenig ansieht, sind tatsächlich Möbel, die gewährleisten, dass alles seinen Platz hat. Ein weiterer Grund ist, dass IKEA-Möbel vom Käufer selbst zusammengebautwerden müssen, und ich baue gern Sachen zusammen. Mein Vater war nicht besonders glücklich über den Preis – es kostet eine Menge Geld, IKEA-Möbel nach

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