600 Stunden aus Edwards Leben
bevor Sie zu Ihrem Internetdate gehen«. Zuerst will ich ihn gar nicht lesen, weil dort steht, der Artikel sei für Frauen über vierzig geschrieben, aber dann fällt mir ein, dass Joy einundvierzig ist und es für mich von Vorteil sein könnte, die Dinge aus ihrer Perspektive zu betrachten.
Als ich den Artikel fertig gelesen habe, frage ich mich jedoch, warum überhaupt irgendeine Frau zu einer Internetverabredung gehen will. Die Frau, die diesen Artikel geschrieben hat, scheint Verabredungen weder zu mögen noch viel davon zu erwarten. Sie sagt, Männer wollten keine älteren Frauen treffen und dass ein Mann nur dadurch echtes Interesse zeigt, wenn er ihr nachspioniert, was mich beunruhigt, weil ich niemandem nachspionieren will.
Schließlich schlägt die Verfasserin vor, das Buch
Er steht einfach nicht auf dich
von Greg Behrendt zu lesen. Sie sagt, darin stehe alles über Männer und was sie denken.
Unabhängig davon, was heute Abend passiert, muss ich dieses Buch lesen. Es würde mich sehr interessieren, was ich über Verabredungen mit Frauen denke.
Ich gehe sofort auf Amazon.com und bestelle es.
Ich denke, jetzt weiß ich mehr über Internetverabredungen, als ich wissen will. Ich hoffe, Joy hat diesen Artikel nicht gelesen. Warum sollte sie sonst kommen?
Vom Haus an der Clark Avenue zu der Weinstube in der Innenstadt zu gelangen, ist einfach. Nachdem ich rückwärts aus der Ausfahrt gesetzt habe, fahre ich auf der Clark Richtung Osten bis zur 6th Street West, dort biege ich rechts ab und gleich wieder rechts auf die Yellowstone Avenue, dann rechts auf die 7th Street West, über die Clark Avenue hinüber und danach rechts auf die Lewis Avenue.
Ich bin zwar im Kreis gefahren, aber dafür konnte ich immer rechts abbiegen.
Die Lewis führt durch die baumreichen Blocks am Rande des Zentrums von Billings, kreuzt die Division Street und wird in der Innenstadt zur 4th Avenue Nord. An der Ecke 4th und Broadway kann ich das Gebäude des
Billings Herald-Gleaner
sehen, in dem Menschen sitzen, die das zusammenstellen, was ich morgen brauchen werde, einschließlich meiner Wetterdaten und der Kolumne der Briefkastentante.
Ich biege rechts auf den Broadway, überquere die 3rd und 2nd Avenue und fahre auf einen diagonal angelegten Parkplatz gegenüber der Weinstube.
Als ich den Motor abstelle, springt die Digitaluhr in meinem Toyota Camry auf 19:00 Uhr.
Das
Bin119
ist beeindruckend und relativ voll.
Joy scheint noch nicht da zu sein.
Ich finde einen freien Tisch am hinteren Ende und setze mich mit dem Blick zur Tür, sodass ich Joy sehen kann, wenn sie hereinkommt.
Es ist ein schöner Tisch– sehr modern, mit lederbezogenen Sitzen. Er gefällt mir. Das sanfte Licht und das dunkle Holzdekor erinnern mich an Dr. Buckleys Praxis, und das gefällt mir auch.
Ich sehe auf die Uhr. Es ist 19:03 Uhr.
Ich muss damit rechnen, dass Joy nicht so pünktlich ist wie ich. Wenn ich mich sehr anstrenge, denke ich, kann ich es sicher schaffen, damit klarzukommen. Dr. Buckley sagt, alle Menschen hätten etwas, worin sie gut, und etwas, worin sie nicht so gut sind, und wenn ich einen Menschen mögen würde, solle ich seine guten Eigenschaften schätzen und seine Schwächen verzeihen. Das ergibt Sinn. Dr. Buckley ist eine sehr logische Frau.
Um 19:05 Uhr kommt eine Bedienung und fragt mich, ob ich die Speisekarte sehen oder etwas zu trinken bestellen möchte. Ich antworte, dass ich jemanden erwarte und später bestellen werde, vielen Dank.
Fünf Minuten sind nicht zu spät, oder? Es kann der Unterschied zwischen einer exakt und einer ungenau gestellten Uhr sein. Obwohl ich nicht verstehe, warum jemand eine Uhr will, die nicht exakt die Zeit angibt, weiß ich doch, dass manche Menschen über solche Dinge nicht so viel nachdenken. Vielleicht gehört Joy zu diesen Menschen.
Irgendwo habe ich gelesen, es sei angemessen, jemandem bei einer Verabredung bis zu einer Viertelstunde Verspätung zuzugestehen, und so beschließe ich, Joy bis um 19:15 Uhr Zeit zu geben, bevor ich anfange, mich über sie zu ärgern.
Andererseits erinnere ich mich, dass Jimmy Johnson damals als Trainer der Dallas Cowboys gesagt hat, ein Spieler sei dann zu spät bei einem Teamtreffen, wenn er nicht fünf Minuten früher da sei, und er werde in diesem Fall seinen Lohn kürzen. Jimmy Johnson würde es nicht dulden, dass jemand fünfzehn Minuten zu spät kommt, und er hat zwei Super Bowls gewonnen. Offenkundig gibt es Höflichkeit, und es gibt das, was
Weitere Kostenlose Bücher