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600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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zurück in die Normalität zu finden, wie Dr. Buckley immer rät.
    Ich kann keinen Weg erkennen.

    Um 22:00 Uhr sehe ich die heutige Folge von
Polizeibericht
.
    Ich bin irritiert, weil ich die vierte Folge der ersten Staffel – »Das interne Verhör« – verpasst habe, die von allen achtundneunzig Farbfolgen der Serie meine liebste ist. Aber ich beschließe, dass es wichtiger ist, mich an meinen Zeitplan zu halten, als verlorenen Boden wettzumachen. Außerdem kann ich »Das interne Verhör« am 4. Januar 2009 sehen, da ich am ersten Tag eines jeden Jahres wieder mit der ersten Folge der ersten Staffel beginne. Und bis dahin dauert es nicht mehr allzu lange.
    Die fünfte Folge der ersten Staffel heißt »Die roten Masken« und ist eine meiner Lieblingsfolgen. Das erste Mal wurde sie am 16. Februar 1967 ausgestrahlt, und sie handelt von einer Bande junger Punker, die rote Masken tragen und Cocktailbars überfallen.
    Einer der Punker ist ein siebzehnjähriger Junge namens Larry Hubbert (gespielt von Ron Russell in seinem einzigen Auftritt in
Polizeibericht
). Larry ist mit einer älteren Frau namens Edna verheiratet (gespielt von Virginia Vincent, die insgesamt sechs Mal in der Serie auftrat). Edna nahm Larry auf, als seine Eltern die Stadt verließen, und sie will das Beste für ihn, selbst wenn er Cocktailbars ausrauben möchte.
    An einem Punkt in der Folge sagt Edna zu Sergeant Joe Friday, sie habe genauso ein Recht auf Liebe wie jeder andere auch. Sergeant Joe Friday widerspricht ihr nicht.
    Das tue ich ebenfalls nicht, aber ich habe eine Nachricht für Edna Hubbert: Liebe ist nicht leicht zu finden.

SONNTAG, 26. OKTOBER
    Kennen Sie dieses schwummrige Gefühl, das nicht von zu viel Schlaf rührt, sondern von zu wenig? Dann kommt einem alles ein wenig verschwommen vor, man hat leichte Kopfschmerzen, und die Dinge scheinen sich in Zeitlupe zu bewegen, während sie immer noch zu schnell sind. So fühle ich mich heute um 7:37 Uhr, als ich aufwache. Es ist das achtzehnte Mal von 300 Tagen in diesem Jahr (weil es ein Schaltjahr ist) und das zweite Mal hintereinander zu dieser Zeit. Von meinen vier häufigsten Aufwachzeiten – 7:37 Uhr, 7:38 Uhr, 7:39 Uhr und 7:40 Uhr – ist 7:37 Uhr die am wenigsten häufige. Vielleicht will 7:37 Uhr die anderen aufholen.
    Ich notiere meine Aufwachzeit, und meine Daten sind vollständig.

    Ich bin immer noch aufgewühlt und irritiert von Joy-Annettes gestrigem Verhalten. In unseren ersten E-Mails wirkte sie nett, wenn auch ein bisschen nachlässig und wenig vertraut mit korrekter Interpunktion. Sogar bei unserem verkürzten Abendessen wirkte sie nett, bis zu dem Missverständnis wegen des Sex. Als sie so abrupt ging, dachte ich, es wäre mein Fehler gewesen, obwohl sie doch gefragt hatte, weshalb ich so nervös sei, und ich ehrlich geantwortet hatte. Ich dachte, das müsste ich tun.
    In ihren E-Mails gestern war sie jedoch nicht nett. Ich werde Dr. Buckley davon erzählen, und ich wette, sie wird meiner Einschätzung zustimmen. Nach gestern bin ich nicht einmal mehr sicher, dass es mein Fehler war, dass das Essen so schnell endete. Joy-Annettes Nachrichten an mich waren wirr. Zuerst meinte sie, ich sei egoistisch,weil ich gerülpst hätte. Dann meinte sie, ich hätte mich nicht für sie interessiert. Dann meinte sie, sie könne sich emotional nicht binden. Dann meinte sie, wenn ich ihr antwortete, könnten wir es noch einmal versuchen. Dann bezeichnete sie mich als Arschloch.
    Das hat meine Gefühle verletzt.
    Jetzt bin ich ziemlich sicher, dass ich nicht weiß, was Joy-Annette will, und ich frage mich, ob das ein Frauending ist oder nur ein Joy-Annette-Ding. Dr. Buckley ist eine Frau, und ich glaube nicht, dass sie jemanden so behandeln würde. Es muss ein Joy-Annette-Ding sein.
    Als ich auf der
Billings West Highschool
war – Abschlussklasse 1987 –, hatte ich nicht viele Freunde, es sei denn, Sie zählen Mr Withers dazu, aber der war ja Lehrer. Ich blieb für mich allein und war in den meisten Fächern ganz gut, auch wenn mir Werken am besten gefallen hat – zum einen wegen Mr Withers und zum anderen, weil ich so außergewöhnlich gut darin war. »Außergewöhnlich« war Mr Withers’ Ausdruck. Ich liebe dieses Wort.
    Eines Tages während meines dritten Jahres sprach mich ein richtig hübsches Mädchen aus meinem Englischkurs an, Lisa Edgington. Ich wusste nicht, was ich ihr antworten sollte. Sie fragte mich, ob ich sie hübsch fände, und ich sagte Ja. Das war mir

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