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600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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gestern die erste Nachricht schickte? Ich weiß es nicht.Dr. Buckley und ich haben schon über meine Neigung gesprochen, mich angegriffen zu fühlen, wenn mich jemand provoziert, vor allem mein Vater, und als ich meinen ersten Beschwerdebrief an sie hervorhole, sehe ich, dass ich defensiv reagiert habe. Aber muss man sich nicht verteidigen, wenn jemand einen angreift? Außerdem habe ich die Antwort an Joy-Annette ja nicht abgeschickt, also wusste sie gar nicht, dass ich defensiv reagiert habe. Ihre immer wirrer werdenden Nachrichten haben mich immer mehr verärgert, bis sie mich als »Arschloch« und »Looser« bezeichnete. Das war ein nicht erwünschter persönlicher Angriff.
    Ich werde das am Dienstag mit Dr. Buckley besprechen. Ich wünschte, ich müsste nicht so lange darauf warten.

    Gerade fällt mir ein, wie man dieses Gefühl nennt, das ich beim Aufwachen hatte: Lethargie. Ich liebe das Wort »Lethargie«, aber ich hasse das Gefühl.
    Nein, das stimmt nicht. Hass ist ein intensiver, brennender und blendender Widerwille. Ich halte es für rücksichtslos, Worte ungenau zu verwenden, so wie Joy-Annette es tut. Ich hasse Lethargie nicht. Ich würde es nur vorziehen, sie nicht zu empfinden.
    Ich hole meine zerfledderte Ausgabe des Synonymlexikons
Roget’s Thesaurus
hervor. Ich bin gespannt, ob ich im Zuge dieser bedauerlichen Aktion mit Joy-Annette wenigstens meinen Wortschatz verbessern kann.
    Unter »Lethargie« finde ich das Wort »Apathie«. Ich schlage dieses Wort im Wörterbuch nach, und dort steht als Erklärung: »Mangel an psychischer und physischer Aufmerksamkeit und Aktivität«. Ich merke, dass ich mich heute genau so fühle. Außerdem finde ich das Wort »Indolenz« für Gleichgültigkeit.
    Jetzt habe ich zwei wunderbare neue Wörter und beschließe, dass ich dafür dankbar sein sollte, auch wenn ich von Joy-Annette immer noch irritiert bin.

    Um 18:04 Uhr klopft es an meine Haustür. Bei einem Blick durch den Spion sehe ich, dass es Donna Middleton ist.
    Ich öffne die Tür.
    »Hallo, Edward.«
    »Hallo, Donna.«
    »Ich habe Sie in letzter Zeit wenig draußen gesehen.«
    »Ja. Das ist Apathie.«
    »Was ist das?«
    »Ein Mangel an psychischer und physischer Wachheit und Aktivität. Ich befinde mich in einem Zustand der Indolenz.«
    »So habe ich das noch nie erklärt bekommen.«
    »Ja.«
    Donna Middleton blickt zu Boden, dann wieder zu mir. »Hören Sie, Edward, ich komme gerade von der Arbeit und muss Kyle bei meinen Eltern abholen, aber ich wollte Sie um einen Gefallen bitten.«
    »Ja.«
    »Wissen Sie noch, wie ich Ihnen sagte, dass Mark morgen vor Gericht erscheinen muss?«
    »Ja.«
    »Ich habe mich gefragt, ob Sie mich wohl begleiten könnten.«
    »Zum Gericht?«
    »Ja.«
    Bevor ich antworten kann, redet sie weiter. »Ich bitte Sie wirklich nicht gern darum, aber ich weiß nicht, wen ich sonst fragen soll. Meine Eltern würde ich gern da raushalten – sie meinen es gut, aber das wäre einfach zu stressig. Sie machen sich Sorgen um Kyle, und sie machen sich Sorgen um mich, und ich kann mich gerade nicht mit all ihren Meinungen und Fragen befassen. Ich will aber auch nicht allein hingehen. Auch wenn es also viel von Ihnen verlangt ist und Sie jedes Recht haben, Nein zu sagen, frage ich Sie hiermit: Würden Sie morgen mit mir zum Gericht fahren?«
    Ich habe plötzlich das Bild aus meinem Traum vor Augen, wo Mike den Baseballschläger schwingt, verdränge es aber sofort wieder. Im Gerichtssaal werden sie Mike keinen Baseballschläger erlauben. Das verstieße gegen die Regeln.
    »Ich komme mit. Ich habe dort mal gearbeitet.«
    »Im Gericht?«
    »Ja. In der Zentralregistratur.«
    »Das ist toll. Sie kommen wirklich mit?«
    »Ja.«
    »Vielen, vielen Dank, Edward! Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin. Die Anhörung ist morgens um neun Uhr dreißig. Warum kommen Sie nicht gegen neun zu mir, und ich nehme Sie mit?«
    »Nein, Sie kommen zu mir. Ich muss fahren.«

    Die heutige
Polizeibericht
-Folge, die sechste der ersten Staffel in Farbe, heißt »Die Bankprüfer« und ist eine meiner Lieblingsfolgen.
    In dieser Folge, die das erste Mal am 23. Februar 1967 ausgestrahlt wurde, sollen Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon in einer Reihe von Betrugsfällen ermitteln, bei denen ältere Menschen immer von zwei Männern angesprochen werden, die sich als Bankprüfer ausgeben und behaupten, sie wollten Kassierer überführen, die Geld unterschlagen. Die falschen Prüfer bitten die alten

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