600 Stunden aus Edwards Leben
irgendwie peinlich. Sie sagte dann, sie fände mich süß, und das war mir erst recht peinlich.
Sie sagte, sie wolle sich nach der Schule mit mir treffen, drüben beim Football-Feld. Ich sagte zu.
Ein paar Stunden später ging ich zum Football-Feld. Lisa Edgington war auch da. Sie fragte, ob ich sie küssen wolle. Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss, und bat sie, mich nicht aufzuziehen. Sie sagte: »Nein, wirklich, willst du mich küssen?« Und ich sagte Ja. Und sie ließ mich. Dann hörte ich Gelächter. Ein paar Jugendliche aus der Schule hatten sich unter der Tribüne versteckt und zeigten mit dem Finger auf uns.
»Kommt, verziehen wir uns«, rief Lisa Edgington ihnen zu und rannte lachend mit ihnen davon. Auf dem Parkplatz stiegen sie in ein Auto und fuhren weg.
Am nächsten Tag zeigten viele Jugendliche mit dem Finger auf mich und lachten. Als ich an ihrem Schließfach vorbeikam, sah LisaEdgington mich nicht einmal an. Im Englischkurs redete sie nicht mit mir.
Das Gelächter hielt mindestens eine Woche lang an, Lisa Edgingtons Schweigen noch länger, bis zum Abschluss, und dann sah ich sie nie wieder. Einmal fragte mich ein anderer Junge im Werkunterricht: »Hey, Edward, wirst du Lisa Edgington besteigen?« Mr Withers hörte das, zog den Jungen in sein Büro und schrie ihn an. Der Junge kehrte mit rotem Gesicht an seinen Platz zurück und sagte nie mehr irgendwas zu mir.
Ist Joy-Annette wie Lisa Edgington, nur erwachsen?
Ich weiß es nicht.
Joy-Annette hat sich verabschiedet, ich habe meinen letzten Beschwerdebrief an sie geschrieben und im Ordner mit ihrem Namen verstaut. Trotzdem muss ich immer wieder an sie denken und ärgere mich. Ich bin nicht glücklich darüber.
Heute, zum Beispiel, spielen die Dallas Cowboys gegen die Tampa Bay Buccaneers, und es ist schon kurz vor Spielbeginn, als mir einfällt, dass ich mein weißes original Dallas-Cowboys-Trikot von Tony Romo anziehen muss. Ich mag das weiße lieber als das blaue, aber ich ziehe immer genau das an, was die Dallas Cowboys an ihrem Spieltag tragen.
Tony Romo hat immer noch den kleinen Finger gebrochen, und nach dem, was ich von seinem Ersatzmann Brad Johnson bisher gesehen habe, bezweifle ich, dass die Dallas Cowboys ohne ihn gute Chancen haben. Die Tampa Bay Buccaneers sind ein gutes Team. Die Dallas Cowboys werden auch für ein gutes Team gehalten, aber ich weiß einfach nicht, ob das stimmt, wenn Tony Romo nicht dabei ist.
Ein paar Stunden später fühle ich mich ganz komisch: Die Cowboys haben 13-9 gewonnen, aber ich kann mich nicht darüber freuen.Seit dem ersten Spiel, an das ich mich erinnern kann – Thanksgiving 1974, als Clint Longley die Mannschaft rettete, nachdem Roger Staubach verletzt wurde – haben die Cowboys 298-mal in einer regulären Saison gewonnen, und jedes Mal habe ich mich gefreut. Heute bin ich froh, dass sie gewonnen haben, aber ich freue mich nicht. Ich bin nicht traurig, so wie ich es wäre, wenn die Dallas Cowboys zu den 210 Niederlagen seit Thanksgiving 1974 eine weitere hinzugefügt hätten, aber ich bin definitiv nicht glücklich.
Erstens war es ein fürchterliches Spiel. Die Dallas Cowboys haben in der Offensive nur 172 Yards gewonnen, und ich hörte, wie der Sprecher sagte, das sei das schlechteste Ergebnis, das die Dallas Cowboys bei einem Sieg je erzielt hätten. Tony Romo schafft allein ja schon weitaus mehr als 172 Yards in einem Spiel.
Zweitens hat Brad Johnson wieder einmal keine gute Figur abgegeben. Zu seiner Ehrenrettung muss man sagen, dass keiner seiner Pässe von der Defense abgefangen wurde, aber er scheint nicht in der Lage zu sein, den Ball weit ins Feld zu passen. Da es mindestens noch ein paar Wochen dauern wird, bis Tony Romo wieder spielen kann, bin ich nicht sehr zuversichtlich, dass die Dallas Cowboys ohne ihn noch einmal so gewinnen können.
Der einzige Grund, warum die Dallas Cowboys gewonnen haben, ist anscheinend, dass die Tampa Bay Buccaneers genauso viele Probleme haben, und auch das habe ich den Stadionsprecher sagen hören. Die Buccaneers haben immer wieder versucht, in die Endzone der Cowboys vorzudringen, am Ende aber nur drei Field Goals erzielt. So zu gewinnen, ist sogar noch schwieriger, als mit nur 172 Yards zu gewinnen.
Ich lasse das Mittagessen ausfallen und liege damit in meinem Wochenplan zwei Essen zurück. Es fällt mir schwer, mir deswegen noch Sorgen zu machen.
Folgendes verstehe ich bei Joy-Annette nicht: Was hat sie erwartet, als sie mir
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