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600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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Leute, ihr Geld von der Bank abzuheben und ihnen zu geben. Angeblich wollen sie die Banknoten markieren, wieder hinterlegen und dann anhand der markierten Scheine feststellen, welche Kassierer betrügen. Wie Sie vermutlich schon ahnen, tun die falschen Bankprüfer dies nicht. Sie nehmen das Geld einfach mit.
    Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon verfallen schließlich auf einen Trick. Officer Bill Gannon gibt sich als Sohn einer älteren Dame aus, die von den falschen Bankprüfern aufs Korn genommen wurde, und gibt den Männern das Geld. Dann stürmt Sergeant Joe Friday mit seiner Pistole aus der Küche und verhaftet die Männer.
    Sergeant Joe Friday bekommt die Bösen immer zu fassen. Er würde auch nie auf das Gerede eines Betrügers hereinfallen. Nicht zum ersten Mal wünsche ich mir, ich wäre mehr wie Sergeant Joe Friday und viel weniger so, wie ich wirklich bin.

    Nach
Polizeibericht
bereite ich einen neuen Ordner für meine Akten vor.
    Sehr geehrter Dr. Neil Clark Warren,
    ich muss Ihnen unbedingt etwas mitteilen, Sir. In Ihrer allgegenwärtigen Werbung für
eHarmony
werden zwei Dinge verschwiegen:
    Erstens können Sie nicht für jeden einen passenden Partner finden. Auf jeden Fall konnten Sie keine passende Partnerin für mich finden, daher musste ich auf Onlinedating bei
Montana Personal Connect
zurückgreifen.
    Zweitens stellen Sie Onlinedating als Wunderland dar, in dem glückliche Paare als Seelenverwandte aufeinandertreffen, die jede noch so kleine Sache gemeinsam haben. Sie schreiben dies Ihren neunundzwanzig Kompatibilitätsstufen zu, aber ich denke, Sir, dass Sie diesbezüglich in einer Fantasiewelt leben.
    Ich habe keine Seelenverwandte gefunden. Auf Ihrer ganzen Webseite habe ich niemanden gefunden. Bei
Montana Personal Connect
habe ich eine wirre Frau gefunden, die mir gegenüber immer feindseliger wurde, bis sie mich als »Arschloch« und »Looser« bezeichnete. Von ihren schlechten Grammatikkenntnissen einmal abgesehen, fand ich ihre Kommentare herabwürdigend und verletzend.
    Kurz gesagt, waren meine Erfahrungen mit Onlinepartnervermittlungen nicht besonders gut. Hätte ich Ihre Werbung nie gesehen, wäre ich nicht zum Onlinedating verleitet worden. Hätte ich Onlinedating nie ausprobiert, befände ich mich mitSicherheit nicht in diesem Zustand der Apathie, den ich gerade erleide.
    Ich bitte Sie, Ihre Werbekampagne zu überdenken und ehrlicher zu zeigen, was Onlinedating wirklich bedeutet. Ich würde meinen, dass ein fünfunddreißigjähriger klinischer Psychologe, wie Sie es laut Ihrer Webseite angeblich sind, vor allem an Ehrlichkeit interessiert ist. Ich weiß, dass meine eigene Psychologin, Dr. Buckley, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sehr schätzt. Ich vertraue ihr. Ihnen vertraue ich nicht.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Edward Stanton

MONTAG, 27. OKTOBER
    Punkt 9:00 Uhr klopft Donna an meine Haustür. Ich bin von ihrer Pünktlichkeit beeindruckt. Ich bin seit 7:38 Uhr wach, habe meine Cornflakes gefrühstückt, meine achtzig Milligramm Fluoxetin eingenommen, den
Billings Herald-Gleaner
gelesen und meine Mitgliedschaft bei
Montana Personal Connect
gekündigt, was ich bei all der Aufregung über Joy-Annettes Nachrichten am Samstag ganz vergessen hatte. Zuerst hatte ich mich nicht mehr getraut, auf die Seite zu gehen, weil ich Angst vor weiteren Nachrichten von Joy-Annette hatte, aber da waren keine mehr.
    Ich öffne die Tür, und Donna Middleton steht vor mir, förmlicher gekleidet, als ich sie je gesehen habe. Sie trägt eine braune Hose, ein blaues Twinset, einen langen Ledermantel und feine Schuhe (ich glaube, man nennt sie Pumps). Ihr dunkelbraunes Haar ist zu einem Pferdeschwanz gebunden, und sie hat sich geschminkt. Sie sieht sehr hübsch aus.
    »Hallo«, sage ich.
    »Hallo, Edward. Sind Sie fertig?«
    »Ja. Meine Daten sind vollständig.«

    Auf der kurzen Fahrt in die Stadt sagt Donna Middleton kein Wort. Ich darf die Augen nicht von der Straße nehmen, aber ich kann sehen, dass sie die Hände so fest zusammenpresst, dass ihre Fingerknöchel wie kleine weiße Hügel unter der Haut hervortreten.
    »Sind Sie nervös?«, frage ich.
    »Nein«, antwortet sie. »Entschlossen.«
    Wir fahren die Lewis Avenue entlang, vorbei an Bungalows und Kirchen. Obwohl sie zu Billings’ viel befahrenen Durchfahrtsstraßen gehört, ist es hier um diese Uhrzeit meist noch ruhig. Die Kinder sind schon in der Schule, und alle, die von neun bis fünf arbeiten, sind an ihrem Arbeitsplatz. Wir sehen ein

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