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600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Lancaster
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Kyle hat es mir erzählt.«
    »Oh.«
    Sie schweigt wieder. »Das war das Schlimmste«, sagt sie schließlich, »dass er mich vor Kyle geschlagen hat. Ich glaube, das hat ihn sogar selbst schockiert. Ich habe nichts gesagt. Ich bin nur ins Schlafzimmer gegangen und habe die Tasche aus dem Schrank geholt. Dann habe ich Kyle an die Hand genommen und bin gegangen. Mike ist uns nicht einmal gefolgt.«
    »Sie haben das Richtige getan.«
    »Ich weiß.«
    Um 14:18 Uhr kehrt zum ersten Mal, seit wir das Gerichtsgebäude verlassen haben, die eiserne Entschlossenheit in Donna Middletons Gesicht zurück.

    Um 14:51 Uhr blickt Donna erwartungsvoll aus dem Fenster, und hält Ausschau nach Kyle, der bald von der Schule kommen müsste.
    »Übrigens«, sage ich, »bin ich letzte Woche bei einer Internetverabredung gewesen.«
    Donna fährt herum. »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Wie war es?«
    »Furchtbar.«
    »Warum furchtbar?«
    Ich erzähle ihr, warum. Ich erzähle ihr sogar vom Gewürztraminer-Rülpsen und von meiner Sorge zum Thema Sex bei der ersten Verabredung. Ich erzähle ihr von der Serie der bizarren E-Mails von Joy-Annette und von meinen Antwort-Beschwerdebriefen, die in meinen Akten liegen. Sie lacht darüber. Ich weiß nicht genau, warum das so lustig ist, aber ich habe nichts dagegen.
    »Ach, Edward, es tut mir leid, dass Sie eine unangenehme Internetverabredung hatten. Frauen können schon eigenartig sein – manchmal sogar eigenartiger als Männer.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Tja, nehmen Sie diese Joy-Annette. Sie genießt es offenbar, Dramen zu inszenieren.«
    Donna Middleton ist eine sehr logische Frau.
    »Ich denke, Sie haben recht«, sage ich.
    »Ich verstehe solche Frauen nicht«, sagt Donna.
    »Ich auch nicht.«
    »Eine Partnersuche ist schwierig, Edward. Das ist mit den sogenannten traditionellen Methoden schwierig, und es ist schwierig übers Internet. Können Sie sich vorstellen, wie es ist, an einem steinigen Strand entlangzugehen und Tausende von Steinen umzudrehen in der Hoffnung, eine Perle zu finden?«
    »Ja.«
    »So ist es, wenn man einen Partner sucht.«
    »Ich glaube, ich will das nicht mehr machen.«
    Jetzt lacht Donna wieder. »Sie sind nicht der Erste, der das sagt, und Sie werden nicht der Letzte sein.«

    Um 15:03 Uhr entdeckt Donna ihren Sohn, der auf ihr Haus zutrabt.
    »Edward, nochmals vielen, vielen Dank«, sagt sie, als sie zur Tür geht.
    »Okay.«
    »Wir sehen uns bald.«
    »Okay.«
    Und dann ist sie draußen und rennt über die regennasse Straße zu Kyle.
    Ich notiere solche Daten nicht, aber mir scheint, dass jedes Mal, wenn Donna Middleton in diesem Haus war, etwas Außergewöhnliches passiert ist.

    Die heutige
Polizeibericht
-Folge, die siebte der ersten Staffel der Folgen in Farbe, heißt »Mordfall Troy« und ist eine meiner Lieblingsfolgen.
    In dieser Folge, die das erste Mal am 2. März 1967 ausgestrahlt wurde, werden Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon in ein Appartementhaus gerufen, wo ein Mann ermordet wurde – mit dem Hammer erschlagen. Indem sie die einzelnen Hinweise zusammensetzen und mit den Bewohnern des Hauses sprechen, kreisen die Polizisten zwei Hauptverdächtige ein – einen Teenager und seine Freundin –, die nach Ausgabe eines Haftbefehls in Arizona festgenommen werden.
    Die beiden Verdächtigen sind überaus frech. Anstatt auf die Fragen von Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon zu antworten, sagt der Junge Bundeshauptstädte auf. Einmal sagt er, die Hauptstadt von Nevada sei Reno. Officer Bill Gannon, der gut Verbrecher fangen kann und gut im Geografie-Quiz ist, berichtigt ihn und erklärt, die Hauptstadt von Nevada sei Carson City.
    Das Mädchen, Camille Gearhardt, sagt zu Sergeant Joe Friday, er habe schöne Augen – für einen Polizisten.
    Da erwidert er, dass ihre Mutter wohl gut bellen könne. Sergeant Joe Friday kann dumme Menschen nicht ertragen.
    Was ich an dieser Folge mit am liebsten mag, ist, dass sie nicht nur zeigt, wie ein Verbrechen gelöst wird. Sie zeigt auch, was Verbrechen aus den Menschen machen, die es mit angesehen haben oder das Opfer kennen. Durch den Tod des Mannes in der Wohnung verliert sein bester Freund seinen besten Freund.
    Heute Abend denke ich viel über Verbrechen nach und warum sie geschehen und was sie mit Menschen machen. Ich bin irritiert.

    Mike Simpson,
    ich hatte gedacht, es sei nicht möglich, Sie noch mehr zu verabscheuen als in der Nacht, als Sie Donna Middleton vor ihrem Haus gewürgt haben. Heute

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