600 Stunden aus Edwards Leben
wiederholt Konflikte. Eine Konstante jedoch gab es: Die Stadtverwalter kamen und gingen, Edward Stanton blieb.
1992 kandidierte er für einen freien Platz in der Bezirksregierung und gewann überzeugend gegen drei andere Kandidaten.
»Ich sehe das so«, erklärte Stanton 1993 in einem Interview, kurz nach Antritt seines Postens als Landrat. »Ich hätte noch eine Weile im Bürgermeisteramt bleiben und versuchen können, gegen eine Bande Schwachköpfe anzukommen, die ihre Energie darauf verschwenden, mit der Polizeigewerkschaft die Länge der Mittagspause zu verhandeln. Oder ich hätte irgendwo hingehen können, wo ich dazu beitragen kann, die ganze Region zu einem lebenswerteren und wirtschaftlich stärkeren Ort zu machen. Die Entscheidung fiel nicht schwer.«
Während Stantons Polterpolitik bei seinen Kollegen nicht immer gut ankam, wurde er in Wirtschaftskreisen von Yellowstone County geliebt, und so konnte er 1996, 2000 und 2006 ohne Gegenkandidaten zur Wiederwahl antreten.
»Wenn man sich an die Ecke 24th Street und Monad Road stellt und nach Süden und Westen blickt, ist das alles Ted Stantons Werk«, sagt Billings’ Stadtplaner Cody Clines und meint damit die Restaurants, Autohändler und Großmärkte, die einen Großteil der Wirtschaftskraft der Region ausmachen. »Durch seine Vision ist das alles entstanden. Wir werden ihn vermissen.«
Der Republikaner Stanton leistete sich nur einen markanten Fehltritt, bei dem er es sich sogar mit seiner Lobby verscherzte und beinahe einen hohen politischen Preis dafür zahlen musste. Er befürwortete die Einrichtung einer lokal bestimmbaren Mehrwertsteuer für Yellowstone County, da er überzeugt war, sie werde dem Landkreis mehr Geld durch Touristen einbringen. Er musste von vielen Seiten Kritik hinnehmen, vor allem von den Wählern, die die Mehrwertsteuerfreiheit in Montana befürworten. Auch in der Presse wurde Stanton heftig kritisiert.
»Sie sind einfach noch nicht bereit dafür«, sagte Stanton 2006 in einem Profilbericht des
Herald-Gleaner,
einem seiner regelmäßigen Sparring-Partner. »Das akzeptiere ich. Ich bin nicht damit einverstanden, aber ich akzeptiere es. Es bringt mich nicht einen Millimeter davon ab, was ich für diese Region erreichen will.«
Stanton, der seinen Abschluss an der Texas Christian University machte, hinterlässt Ehefrau Maureen, mit der er vierzig Jahre verheiratet war, und einen erwachsenen Sohn, Edward Jr. Die Vorbereitungenfür die Beerdigung ständen noch aus, erklärt Jay L. Lamb, Anwalt und Freund der Familie.
»Maureen und die Familie sind in dieser schweren Zeit für alle gut gemeinten Wünsche und Gesten dankbar«, teilte Lamb in einer Presseerklärung durch seine Kanzlei mit. »Ted Stanton widmete einen Großteil seines Lebens der Aufgabe, Yellowstone County und Billings zu einem besseren Ort zu machen. Seine Familie weiß das sehr zu schätzen und ist froh, dass er so viele Leben positiv verändern konnte.«
Ich esse meine Cornflakes und spüle meine tägliche Dosis Fluoxetin mit einem Glas Orangensaft hinunter.
Um 9:07 Uhr ruft meine Mutter an.
»Edward, wie hast du geschlafen?«
»Ich habe geschlafen.«
»Ja, ich auch. Ich … ich komme nur schwer damit zurecht, was passiert ist.«
»Es stand in der Zeitung.«
»Das habe ich gesehen. Es war ein guter Artikel, findest du nicht?«
»Ja.«
»Es stand nur etwas zu viel über seine politischen Kämpfe darin. Dadurch wirkte er sehr streitlustig.«
»Ja.«
»Er fehlt mir so sehr.« Ich höre, wie ihre Stimme bricht. »Ich weiß.«
»Also«, sagt sie dann, wieder gefasster, »Jay hat alles arrangiert. Wir werden morgen Nachmittag um zwei Uhr eine kleine, private Beerdigungszeremonie abhalten. Du wirst da sein, ich, Jay und einige Kollegen deines Vaters. Ich will nichts Großes und Öffentliches. Ich glaube nicht, dass ich momentan dazu in der Lage bin. Jay sagt, es werde irgendwann später noch eine Art öffentliche Trauerfeier geben.«
»Wo findet die Beerdigung statt?«
»Am Friedhof
Terrence Gardens
an der 34th. Weißt du, wo das ist?«
»Ja.«
»Wir werden danach einen kleinen Empfang hier ihm Haus abhalten. Ich möchte, dass du auch dabei bist.«
»Okay.«
»Am Montagmorgen sollen wir uns in Jays Büro treffen, um das Testament und alles zu besprechen. Kannst du hinkommen?«
»Ja.«
»Um neun Uhr.«
»Okay.«
»Edward, ich bin so allein. Kannst du heute noch herkommen?«
»Ja.«
Wir verabschieden uns und legen auf, und ich sehe wieder in die
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