600 Stunden aus Edwards Leben
glorifiziert Dich, was ich nicht tun werde. Ich bin kein schlechter Sohn. Ich bin schlecht darin, so zu tun, als wären die Dinge anders, als sie ganz offensichtlich sind.
Du warst kein Gott oder Held, den man glorifizieren kann. Du warst mein Vater. Ich liebe Dich.
Mit besten Grüßen verbleibe ich auf immer Dein Sohn
Edward
Ich lege den 179. Brief an meinen Vater in den dritten grünen Aktenordner und hole dann ein Foto aus der Tasche, das ich aus einem der Alben im Arbeitszimmer meines Vaters genommen habe.
Es ist von Ostern 1976. Wir haben einen Familienausflug nach Texas unternommen und sind im Freizeitpark
Six Flags
gewesen. Mein Vater ist darauf jünger, als ich es jetzt bin, mit dichtem braunen Haar auf dem Kopf. Er und ich posieren für die Kamera und setzen ein breites Grinsen auf. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so breit gegrinst zu haben. Und dennoch habe ich ein Beweisfoto, also weiß ich, dass es passiert ist.
Ich lege das Foto zu den Briefen an meinen Vater. Dann drücke ich alle in fester Umarmung gegen meine Brust und wiege mich auf meinem Stuhl langsam vor und zurück.
FREITAG, 31. OKTOBER
Am 305. Tag des Jahres (weil es ein Schaltjahr ist) erwache ich um 7:38 Uhr, und das zum 225. Mal in diesem Jahr. Es ist also die Zeit, zu der ich normalerweise aufwache, und doch ist dieser Tag in keiner Weise normal. Es ist der erste volle Tag meines Lebens, an dem mein Vater tot ist. Ich überlege, ob das etwas ist, das ich zu meinen Daten hinzufügen sollte. Ich denke, ja.
Ich greife nach meinem Notizbuch, trage beides ein, und meine Daten sind vollständig.
Wie ich es hätte voraussagen können – was ich aber nicht tat, und so habe ich keinen Beweis, dass ich es hätte tun können ‐, ist der Tod meines Vaters der Aufmacher des heutigen
Billings Herald-Gleaner
. Auf dem Weg von der Haustür zum Esszimmer beginne ich, den Artikel zu lesen, dann setze ich mich hin und lese zu Ende.
Von Matt Hagengruber aus der Redaktion des Herald-Gleaner
Ted Stanton, langjähriger Landrat von Yellowstone County und einer der mächtigsten und umstrittensten Politiker der Region, ist nach einem Herzinfarkt auf einem Golfplatz in Westend am Donnerstag überraschend verstorben. Er wurde vierundsechzig Jahre alt.
Stantons Tod löste Schockwellen in der politischen Struktur von Yellowstone County aus. Verbündete wie Feinde sind gleichermaßen bestürzt und sagen, der Landkreis habe einen überzeugenden und bisweilen borstigen Fürsprecher für Wachstum und Wirtschaftsentwicklung verloren.
Einer seiner größten Opponenten, Landratskollege Rolf Eklund, sagt, man werde seine Anwesenheit schmerzlich vermissen.
»Obwohl ich mit Ted häufig nicht derselben Meinung war, wie es in diesem Landkreis weitergehen solle, habe ich doch immer die Tiefe seiner Visionen und die unbedingte Hingabe an seine Ideale geschätzt«, kommentiert Eklund, der 1996, vier Jahre nach Stanton, als Landrat in die Bezirksregierung gewählt wurde. »Er war talentiert und stark und ein echter Fürsprecher des Wohlstands in diesem Landkreis. Er wird mir fehlen.«
Stanton, gebürtiger Texaner, der Mitte der Sechziger als junger Ölmanager nach Montana kam, betrat das politische Parkett im Jahr 1980 durch die Wahl zu einem der zwei Abgeordneten des Wahlkreises 5 in den Stadtrat. Er war unermüdlich bestrebt, den Stadtrat zu einer unternehmerfreundlichen Gesinnung zu bewegen, und seine Unterstützung für Wachstum ist in der beständigen Ausdehnung der Stadt Richtung Westen erkennbar.
Seinen kampflustigen Stil, der in so vieler Hinsicht sein öffentliches Ansehen prägte, trug er bereits im Stadtrat zur Schau. 1984 forderte er den beliebten Bürgermeister Stephen Benoit heraus und erreichte einen überraschenden Sieg mit dem Versprechen von Wohlstand für eine Stadt, die zu der Zeit unter einbrechenden Immobilienpreisen und den Nachwirkungen der Energiekrise litt.
»Er war als Politiker ambitionierter und treibender, als wir das je zuvor erlebt hatten«, bekundet Benoit, der heute in Largo, Florida, lebt. »Sie müssen bedenken, dass Billings zu der Zeit noch ein relativ verschlafenes Städtchen war. Aber eins muss ich Ted Stanton lassen: Er ist zäh, hart und sauber ins Rennen gegangen, und er hat gewonnen.«
Allerdings rieb sich Stanton an der Struktur der städtischen Regierung auf, die nicht dem Bürgermeister Macht verleiht, sondern dem Stadtverwalter, und in seinen acht Amtsjahren gab es mit einer Reihe dieser Verwalter
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