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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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wie furchterregenden Theaterstück nicht.
    Bald würden Cloisters letzte Ungewissheiten beseitigt sein. Das Böse, das wie ein Spiel daherkam, trat nun in die Schluss-phase ein. Das Wesen hatte ihm vorausgesagt, er werde sich dafür verfluchen, dass er die Wahrheit herausfinden wollte, zu der es ihn mit seinen Enthüllungen führte. Nun war er so weit, dass er es verstehen konnte.
    Nun war er so weit, dass er es glauben konnte.

33
    Fishers Island
    Joseph erspähte eine Lichtquelle zwischen den Bäumen. Es war das Haus des Schriftstellers Anthony Maxwell. Als er nä-her kam, sah er, dass die Haustür sperrangelweit offen stand, und seine Sorge nahm weiter zu. Niemand ließ seine Haustür so offen stehen. Nicht einmal in einer so sicheren, ruhigen Gegend wie Fishers Island. Er parkte vor dem Haus, wobei er mit der Stoßstange die Blumentöpfe umriss, die den Fuß der Treppe schmückten. Hastig stieg er aus und eilte zur Haustür.
    »Mein Gott!«
    Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte den ganzen Tag mit der quälenden Sorge zugebracht, dass Audrey etwas zu-stoßen könnte. Doch selbst in seinen schlimmsten Befürch-tungen hätte er nicht mit so etwas gerechnet … Überall war Blut. Betroffen betrachtete Joseph die roten Spuren, die sich über den weißen Steinboden zogen. Einige stammten von Damenschuhen, die anderen waren ebenso klein, doch stammten sie von nackten Füßen; alle verliefen kreuz und quer durcheinander.
    »Was zum Teufel ist hier bloß passiert?«, murmelte er entsetzt, während er den Spuren ins Haus folgte.
    Drinnen fiel ihm auf, dass das Schloss der Kellertür voll-ständig herausgebrochen worden war. Vorsichtig näherte er sich dem Keller, und das Herz schlug ihm bis zum Hals. In der eisigen Luft, die von draußen hereindrang, kondensierte sein erregter Atem zu Wölkchen. Er meinte, im Keller ein Geräusch wahrgenommen zu haben. Eine Art Jammern … Nein, nein, das stimmte nicht ganz. Es klang eher, als versuchte da jemand, mit geschlossenem Mund zu reden, so ab-surd das schien. Das Geräusch verstummte, als Joseph den Fuß auf die oberste Stufe der Kellertreppe setzte.
    Je weiter er hinunterging, desto stärker wurde der Geruch nach Moder und Feuchtigkeit. Und das war beinahe ein Se-gen, denn dahinter lauerte ein viel unangenehmerer, unvergleichlich unheilvollerer Gestank.
    Als Joseph die Ursache dieses Gestanks entdeckte, wollte er schreien. Doch es kam kein Ton heraus. Sein Mund bewegte sich lautlos wie bei einem Fisch auf dem Trockenen. Wenn Joseph dem Grauen – echtem Grauen – ein Gesicht hätte zuordnen sollen, dann hätte er das Gesicht eines der blassen, völlig benommenen Wesen genommen, die er nun vor sich sah. Es waren Kinder.
    Besser gesagt, das waren sie einst gewesen.
    Jetzt hätte Joseph nicht einmal zu beschwören gewagt, dass es sich um menschliche Wesen handelte. Sie hätten eigentlich jeden menschlichen Zug verloren haben müssen – anders hät-ten sie diese unvorstellbaren Qualen doch nicht durchstehen können.
    »O mein Gott, mein Gott …«, stöhnte Joseph entsetzt.
    Aber Gott war in diesem Keller nicht anwesend. Gott konnte nicht existieren, wenn dieser Keller existierte. Die Münder der fünf Kinder waren grob mit einem dicken Faden zugenäht worden. Man hatte sie ihnen zugenäht, damit sie nicht schreien oder um Hilfe rufen konnten. Joseph wollten die Beine versagen. Er musste sich abstützen, bis er das Gleichgewicht zurückerlangt hatte. Versehentlich schaltete er dabei einen Radioapparat ein, und eine fröhliche Kindermelodie erfüllte den alptraumhaften Raum. Fünf Paar Augen näherten sich den Gittertüren ihrer Zellen, um Joseph aus größerer Nähe zu betrachten, vielleicht in mechanischer Reaktion auf die Musik. Die Augen waren tot, ihre Besitzer nur noch leere Hüllen: ohne Wünsche, ohne eigenen Willen, ohne Hoffnung.
    Joseph wollte die Musik abstellen, doch seine Hände zitterten derart, dass er den richtigen Schalter nicht traf. Und die Melodie lief weiter. Eines der Kinder versuchte, das Lied mit-zusummen. Dieser Anblick war zu viel für Joseph. Er nahm das Radio und warf es gegen die Wand. Dann übergab er sich und rannte aus dem Keller. Er floh. Er hatte nicht den Mut, zu bleiben und den Kindern zu helfen. Vom Erdgeschoss aus rief er die Polizei an. Als er beschreiben musste, was er vorgefunden hatte, zitterte seine Stimme.
    Doch ehe Joseph die Kinder entdeckt hatte, war eine dunkle Gestalt aus Maxwells Haus geschlüpft. Sie war extrem dünn und ging

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