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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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wieder im Kolleg in Boston war, schaltete er seinen Laptop ein und führte Durands Programm aus. Dann öffnete er damit die Audiodatei mit der Stelle im Exorzismus, als Dr. Barrett zu Daniel gegangen und daraufhin unvermittelt geflüchtet war.
    Die Anwendung begann zu arbeiten. Ein Balken zeigte den Fortschritt an. Es dauerte nicht lange. Nun konnte er die gefilterte Audiodatei abhören. Cloister setzte den Kopfhörer auf und lauschte.
    Niemals hätte er für möglich gehalten, wozu Durands Programm fähig war. Die lautesten Geräusche waren eliminiert worden, gelöscht, als hätte es sie nie gegeben. Das Flüstern hingegen war verstärkt worden. Cloister hörte eine gequälte Atmung, die vermutlich zu Daniel mit seiner geschädigten Lunge gehörte; ein Pfeifton ging dem erschreckenden Schrei voraus, in dem sich zahllose unterschiedliche Stimmen vermischt hatten, ehe das Programm sie eliminierte. Dann hörte Cloister die Worte Daniels, an die sich auch der Exorzist erinnerte: »gelbe Luftballons«. Doch nun konnte er mehr verstehen: »Der Clown mit den gelben Luftballons«, vernahm Cloister. Und dann: »Fishers Island«, »New London«, »kennst du gut«.
    Diese Angaben passten zu den ihm bekannten Fakten. Dr. Barrett kannte New London, weil sie dort jahrelang mit ihrer Mutter gelebt hatte. Das ergab einen Sinn.
    Dann folgte Geflüster, das Cloister nicht verstand. Dies war der Moment, in dem Dr. Barrett sich zwischen Daniels Lip-pen und das Mikrofon geschoben hatte. Es waren seltsame Laute, konfus, als betonte da jemand jede Silbe einzeln, und dann folgte etwas, das so klang wie »judschiem« oder »jud-scheim«. Völlig unverständlich. Schließlich hörte Cloister noch etwas, das wie »Haus« und »See« klang. Unzusammenhängende, wenn auch gewiss aufschlussreiche Worte.
    Als die Datei zu Ende war, stellte Cloister auf maximale Lautstärke und hörte das Fragment nochmals ab, wobei er an den entscheidenden Stellen anhielt. Er konnte keine weiteren Wörter verstehen, aber dem seltsamen Wort, das ihm wie absurdes Gestammel vorgekommen war, konnte er jetzt einen Sinn abgewinnen. Nun glaubte er, dass Daniel in Wirklichkeit einen Namen gesagt hatte: »EUGENE.«
    Der Name sagte ihm nichts. Die griechische Wurzel des Namens hieß übersetzt »der Wohlgeborene«. Was mochte das zu bedeuten haben? Ob vielleicht Dr. Barretts Sohn so hieß?
    Die Ermittlungen des Priesters waren auf sämtlichen Ebe-nen zum Stillstand gekommen. Von Abwarten und Teetrin-ken einmal abgesehen, blieben ihm nur zwei Möglichkeiten. Die erste bestand darin, dass Dr. Barrett ihm persönlich den Schlüssel überreichte, falls sie sich wieder erholte. Und die zweite, vielleicht sogar die nächstliegende Möglichkeit war, Daniel zu besuchen, um vielleicht doch etwas aus ihm heraus-zubekommen, auch wenn Cloister keine große Hoffnung darauf setzte.

38
    Boston
    Cloister schlug sein Notizbuch auf, rief die Telefonauskunft an und erkundigte sich nach der Nummer des Krankenhauses von New London. Was er als Nächstes vorhatte, war nicht sehr erfolgversprechend, doch er wollte es wenigstens versuchen. Als man ihm die Nummer gab, rief er im Krankenhaus an und fragte die Telefonistin nach Dr. Audrey Barrett. Nach kurzem Zögern erwiderte sie, sie bedauere, doch sie dürfe ihm keine Auskunft erteilen. Die Polizei habe es untersagt. Irgendwann werde es aber einen ärztlichen Bericht geben.
    Cloister dankte ihr und legte auf. Er suchte eine andere Telefonnummer aus seinem Adressbuch heraus, eine Nummer in Rom. Diesmal meldete sich ein Mann, den Cloister gut kann-te, auch wenn er ihn nicht besonders schätzte. Er gehörte zum Sodalitium Pianum, kurz SP, dem vatikanischen Geheimdienst.
    »Ich muss dich um einen Gefallen bitten«, sagte Cloister und erläuterte, was er wissen wollte.
    Der andere bat um ein wenig Geduld und legte auf. Nach einer halben Stunde rief er zurück. Er hatte die Information: Dr. Barrett ging es besser, als in den Nachrichten behauptet worden war. Sie lag nicht im Koma, hatte allerdings wohl einen akuten Schock erlitten und war sehr benommen. Ihr Zimmer mit der Nummer 517 wurde rund um die Uhr von der Polizei überwacht, denn man hatte Dr. Barrett verhaftet, da sie verdächtigt wurde, den Schriftsteller Anthony Maxwell getötet zu haben.
    »Ich frage dich gar nicht erst, wie du das alles so schnell herausgefunden hast.«
    »Ja, das ist besser.«
    Nun wusste Cloister, dass es wohl noch schwieriger sein würde, ein Gespräch mit der

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