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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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Sie verlegt meine Sachen. Das tut sie absichtlich, um mich zu ärgern. Da Träu-men nichts kostet, träume ich davon, sie auf einen Kaffee im Wohnzimmer einzuladen, am besten zusammen mit ihrem Ehemann, sie mit Benzin zu übergießen und bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Auch wenn ich dabei meine eigene Wohnung verwüste …«
    »In Wirklichkeit bist du gar nicht so verrückt, stimmt’s?«
    »Nein, selbstverständlich nicht. Aber manchmal wünschte ich, ich wäre es. Der Kontakt mit der Realität ist schlecht. Ich würde lieber in einer Fantasiewelt leben, die ich mir selbst ausgedacht habe. Wie in Matrix, nur ohne dass man mir Energie abzapft … Na gut, reden wir nicht mehr von mir! Du hast mir doch am Telefon gesagt, du brauchst einen Geräuschfilter, oder?«
    »Genau.«
    »Erkläre das bitte genauer. Während du darüber nach-denkst, hole ich rasch eine Tablette, die ich einnehmen muss.«
    Kurz darauf kam Harrington mit einem Glas Wasser und einer enormen rot-weißen Kapsel zurück. Er schluckte sie wie eine Schlange ihr Opfer und setzte sich.
    »Die ist gegen die Kopfschmerzen«, sagte er und tippte sich dabei an den Kopf. »Du ahnst ja nicht, wie ich leide. Sie bringen mich noch um. Weißt du, was Schopenhauer über den Genuss und den Schmerz gesagt hat?«
    »Nein, weiß ich nicht. Bestimmt irgendetwas Fürchterliches.«
    »Aber gewiss doch: Er meinte, wenn man wissen wolle, was stärker ist, der Genuss oder der Schmerz, solle man den Genuss, den ein Tier verspürt, wenn es ein anderes frisst, mit dem Schmerz des Tieres vergleichen, das gefressen wird.«
    Albert blickte missbilligend drein. Dann fragte er: »Was war denn mit diesem Mann los, dass er solche Sachen gesagt hat?«
    »Ganz einfach«, erwiderte Harrington. »Versetz dich mal in seine Lage. Der Ärmste hat nie gevögelt … Aber gut, wenden wir uns deinem Problem zu.«
    »Ich habe hier die Tonaufnahme aus einer Digitalkamera. Darauf sind Schreie und anderer Lärm zu hören, aber ich brauche eine ganz bestimmte Stelle. Zwischen das Mikrofon und denjenigen, der da geflüstert hat, hat sich jemand anders geschoben. Glaubst du, du kannst da etwas machen?«
    »Wenn ich dich richtig verstanden habe – und das tue ich eigentlich immer –, muss ich die lauten Geräusche im Vordergrund eliminieren und das Flüstern verstärken. Handelt es sich wieder um eine deiner sonderbaren Ermittlungen, mein jesuitischer Freund? Geht es wieder um diese andere Seite, an die ich nicht glaube, obwohl es so viel Unerklärliches gibt? Und es wird sich doch nicht obendrein um die Aufzeichnung eines Exorzismus handeln, oder?«
    Harrington Durand hatte wieder einmal ins Schwarze getroffen. Trotz seiner Zügellosigkeit und seiner psychischen Störungen war er scharfsinnig wie sonst kaum jemand.
    »Ja. Es ist ein Exorzismus. Woher wusstest du das?«
    »Weibliche Intuition. Obwohl, wenn man es recht be-denkt, bin ich natürlich ein Mann … Belassen wir es bei Intuition, Punkt. Du siehst nicht ganz taufrisch aus – darf ich dir etwas anbieten, was deine Batterien wieder auflädt? Whiskey, Gin …?«
    »Nein, danke. Ich möchte keinen Drink.«
    »Dann vielleicht Cola, Limonade, Saft?«
    »Nichts, danke.«
    »Nun, ich selbst werde einen Schluck zu mir nehmen. Verstärkt die Wirkung der Tablette, die ich gerade genommen habe.«
    Er schenkte sich einen Whiskey mit Eis ein und wandte sich wieder dem Thema Geräuschfilter zu.
    »Man muss die verschiedenen Tonfrequenzen herausarbei-ten und voneinander trennen. Kein Problem. Jetzt erinnere ich mich an einen Film, den ich vor ein paar Jahren gesehen habe, in dem …«
    »Harrington, bitte, ich habe nicht viel Zeit.«
    »Entschuldige. Du kennst mich ja. Ich bin ein Multitasker, wie ein Computer. Nur dass Computer dumm sind, und ich nicht.«
    »Bitte!«
    »Der Filter, der Filter, der Filter. Ja, ja, kein Problem. Wenn du die Audiodatei mitgebracht hast, kann ich den An-wendungscode für den Filter jetzt gleich schreiben, dauert fünf Minuten. Komm mit.«
    Cloister nahm den Laptop aus der Tasche und folgte Harrington. Aus einem klassisch eingerichteten Wohnzimmer mit Chestersesseln, Holz und edlen Möbeln, mit Gemälden der flämischen Schule – womöglich Originalen –, einem herrli-chen Perserteppich und obendrein einer Pendeluhr von Erwin Sattler gingen die beiden Männer in einen Raum, der mit dem Wohnzimmer so wenig gemein hatte wie die Sixtinische Kapelle mit einer Raumfähre. Nun waren sie von Plasmabild-schirmen, Computern,

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