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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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tun.«
    »Und es mit … Insek– … Insekt–«
    »Insektizid! Genau«, beendete Joseph das Wort, das für Daniel zu kompliziert war. Und auf eine Eingebung hin fügte er hinzu: »Du musst der Frau Doktor deine Alpträume erzäh-len, weil sie das Insektizid hat, mit dem man sie tötet.«
    Die Psychiaterin lächelte. Dieser unbedarfte Feuerwehrmann hatte also doch etwas im Kopf. Er hatte Daniel die Situation so erklärt, dass sie für ihn verständlich war.
    »Ja? Sie … hat das Insek– … tid?«
    Es war unklar, ob Daniel diese Frage Joseph, Audrey, sich selbst oder seiner geliebten Rose stellte. Aber in diesem Augenblick wusste Audrey, dass er mit ihr reden und ihr von seinen Alpträumen erzählen würde. Ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken.
    Da der Feuerwehrmann ihr geholfen hatte, Daniel zu überzeugen, und dieser ihm vertraute, beschloss Audrey, Jo-seph zu erlauben, bei dem Gespräch anwesend zu sein. Sie entschied auch, dass sie sich hier in Daniels Zimmer unterhalten würden. In einer vergleichsweise vertrauten Umgebung würde ihm das Gespräch hoffentlich leichter fallen. Doch zu-vor flüsterte Audrey Joseph noch ins Ohr: »Mischen Sie sich auf gar keinen Fall ein.« Er nickte zustimmend.
    »Sehr gut, Daniel«, begann Audrey. »Hast du diese Woche wieder … schlimme Träume gehabt?«
    »Ja.«
    »Und kommen darin immer noch verbrannte Felder vor?«
    Daniel dachte darüber nach und erwiderte: »Sie sind nicht verbrannt … Sie sind tot … Alles ist … tot.«
    »Was ist ›alles‹? Was kommt in deinen Träumen noch vor?«
    »Da waren Blumen … Bäume, Tie–Tiere, Gras.«
    »Alles war gut, und plötzlich sind die Pflanzen und Tiere gestorben?«
    »Die Tiere haben sich … getötet.«
    »Meinst du, sie haben sich gegenseitig getötet?«
    »Ja.«
    Ehe Audrey fortfuhr, machte sie sich Notizen.
    »Und was ist mit dem Rest passiert? Wie sind die Pflanzen gestorben?«
    Diesmal musste Daniel länger nachdenken.
    »Ich glaube … er … hat sie getötet.«
    Sowohl Audrey als auch Joseph fiel auf, dass Daniels Miene nun ängstlich war. Bis jetzt war er ruhig gewesen, doch bei der Erwähnung dieses »er« – er hatte das Wort kaum hörbar geflüstert – hatte seine Stimmung sich spürbar verändert. Der Gärtner war nun bleich und rutschte unruhig auf dem Bett hin und her. Als er weitersprach, überkam ihn ein Hustenanfall, der eine ganze Weile anhielt. Hinterher war sein Gesicht von der Heftigkeit des rasselnden Hustens verzerrt, und seine Augen waren gerötet und tränten.
    »Trink einen Schluck Wasser«, sagte Joseph und reichte Daniel ein Glas vom Nachttisch.
    Damit hatte er gegen Audreys Regel, nicht in das Gespräch einzugreifen, verstoßen, doch er nahm an, dass das nicht zähl-te. Und selbst wenn, es war ihm gleich. Er bereute allmählich, dass er geholfen hatte, Daniel davon zu überzeugen, dass er mit ihr sprach. Der arme Kerl hatte bereits genug gelitten, in seinem Zustand konnte er kein neues Leid vertragen. Daniels angsterfüllter Gesichtsausdruck, kurz bevor er diesen Hustenanfall bekommen hatte …
    »Meinen Sie nicht, es wäre besser, für heute aufzuhören?«, fragte der Feuerwehrmann Audrey.
    »Kannst du weitererzählen, Daniel?«, fragte diese.
    Die Hustenanfälle machten auch ihr Sorgen. Ganz kurz hatte sie sogar gefürchtet, der alte Mann werde einen Zu-sammenbruch erleiden. Doch nun schien es Daniel wieder einigermaßen gut zu gehen, und sie wollte die Sitzung nicht gerade in dem Moment abbrechen, in dem es interessant wurde.
    »Muss ich … weitererzählen?«, fragte Daniel.
    Audrey und Joseph antworteten zur gleichen Zeit, allerdings fielen ihre Antworten recht unterschiedlich aus. Er sag-te: »Natürlich nicht«, und sie sagte: »Wir müssen weitermachen.« Keine der Antworten war zu verstehen, doch da Aud-rey intuitiv spürte, dass Joseph vorschlagen wollte aufzuhören, kam sie ihm zuvor: »Wer ist er? Wer ist derjenige, der die Pflanzen sterben lässt?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Und warum glaubst …?«
    »Aber er … ist böse. Er … spricht in meinen Träumen mit mir. Und … manchmal … auch, wenn ich … wach bin.«
    Die Psychiaterin machte sich wieder Notizen auf ihrem Block. Joseph schwieg. Der alte Mann brauchte psychologische Hilfe, das stimmte. Dieses unerwartete Eingeständnis bewies es.
    »Spricht er jetzt gerade mit dir?«, fragte Audrey.
    Unter anderen Umständen hätte Daniels Miene sogar ko-misch gewirkt: Er lauschte angestrengt in sich hinein, die Au-gen

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