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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der Korporal.
    Es erfolgte keine Antwort.
    „Antwort oder ich schieße!“
    Als auch jetzt noch nichts erfolgte, drückte der Korporal ab. Er konnte nur die Beine sehen, hatte aber dahin gezielt, wo er den Kopf vermutete.
    „Er bewegt sich noch immer nicht“, meinte der Leutnant, „gehen wir also drauf.“
    Auch die anderen Leute kamen von allen Seiten herbei. Sie fanden hinter dem Busch den Amerikaner.
    „Tot! Er ist tot!“ rief der Leutnant.
    „Meine Kugel muß ihn getroffen haben“, meinte der Korporal.
    „Vielleicht, aber mir scheint, er ist an etwas anderem gestorben. Seht dieses Gesicht! Es ist ganz zerfetzt und zerrissen. Woher mag das kommen?“
    „Er muß gestürzt sein.“
    „Ah, ja! Blickt da hinauf! Man sieht es ganz genau, daß er hier herabgestürzt ist. Er hat also den Felsen bereits erstiegen gehabt und nur bei den letzten Schritten vielleicht einen Fehltritt getan. Er sieht schauderhaft aus.“
    Der Korporal wollte niederknien, um den Toten zu untersuchen; da aber sagte der Leutnant schnell:
    „Halt! Nicht anrühren! Wir befinden uns nicht im Gefecht. Es handelt sich hier um einen Kriminalverbrecher, um einen Todesfall, welcher von den Organen der Gerichtspolizei untersucht werden muß. Das geht uns nichts an. Wir haben den Arzt mit. Er mag ihn untersuchen. Gebt jetzt das Zeichen: eine Salve!“
    Die Gewehre wurden zugleich abgeschossen. Das gab einen Knall, welcher auf weite Entfernung hin gehört und vom Echo vielmal wiederholt wurde. Zur besseren Orientierung der Herbeigerufenen schoß man noch einige Male einzelne Gewehre ab, bis von verschiedenen Seiten Militär- und Forstpersonen herbeigeeilt kamen.
    Einer der ersten war der Hauptmann der Kompanie. Ihn begleitete der Arzt. Bei diesen beiden befand sich ein Oberförster und auch ein Obergendarm.
    „Sie ließen das Zeichen geben, Leutnant?“ rief der Hauptmann bereits von weitem. „Haben Sie vielleicht eine Spur entdeckt?“
    „Nicht nur eine Spur, sondern ihn selbst.“
    „Ah! Wo, wo?“
    „Hier liegt er.“
    Die Herren kamen förmlich herbeigestürzt. Als der Hauptmann die Leiche sah, stieß er hervor:
    „Ah! Sie haben ihn erschossen!“
    „Nein. Er war bereits tot. Er ist von da oben herabgestürzt, Herr Hauptmann.“
    Alle blickten nach der Felsenhöhe. Der Obergendarm meinte:
    „Dann muß er allerdings eine Leiche sein. Bitte, Herr Doktor, untersuchen Sie ihn!“
    „Wollen wir nicht erst sehen, wen wir vor uns haben?“ fragte der Angeredete.
    „Gewiß, Sie haben recht. Das ist ja die Hauptsache.“
    Der Polizeibeamte wendete die Leiche um, zog den Rockhenkel unter dem Kragen hervor und sagte:
    „Er ist es. Die Suche ist also nicht vergeblich gewesen.“
    „Täuschen Sie sich nicht?“
    „Nein. Der Henkel ist aus gepreßtem Leder gefertigt und zeigt den eingestanzten Namen des Schneiders. Es ist der Rock, welchen er dem Baron von Scharfenberg genommen hat. Und da, sehen Sie!“
    Er zeigte die blonde Perücke.
    „Bemerken Sie das schwarze Haar, welches er unter dieser Perücke getragen hat. Das Gesicht ist nicht zu erkennen, aber die Figur und alles stimmt. Bitte, Herr Doktor, sehen Sie jetzt nach!“
    Der Arzt begann die Untersuchung. Er schüttelte den Kopf, er entfernte die Kleidung von der Brust, er nahm verschiedene Manipulationen vor, über welche die anwesenden Laien bei anderer Gelegenheit gelacht hätten. Das dauerte lange, beinahe eine Viertelstunde, dann endlich erhob er sich und holte tief Atem.
    „Nun, Doktor, wie steht es?“ fragte der Hauptmann.
    „Er lebt noch.“
    „Alle Teufel! Ist's möglich?“
    „Ja. Von da oben herabzustürzen, ohne ein einziges Glied zu brechen, das hält man freilich für unmöglich. Ob er innerlich verletzt ist und wo und wie, das kann ich natürlich jetzt nicht wissen. Atem ist da, Puls auch, wenn auch nur ein Hauch, eine Ahnung. Wie es mit dem Gehirn steht, weiß ich auch nicht.“
    „Er hat blutigen Schaum vor dem Mund. Ich denke, das ist ein Zeichen des Todes?“
    „Nein. Er hat sich während des Sturzes die Zunge fast durchgebissen, daher das Blut.“
    „Denken Sie, daß er zur Besinnung kommen wird?“
    „Das kommt auf seine Verletzungen an. Vielleicht erwacht er nur, um zu sterben.“
    „Dann wird er wohl wenigstens ein Wort sagen.“
    „Das ist unmöglich wegen der verwundeten Zunge.“
    „Hm! Was ist da zu tun?“
    Da meinte der Obergendarm:
    „Wir müssen alles tun, um ihn am Leben zu erhalten, um wenigstens sein Leben auf Tage oder Stunden zu

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