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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Stirnlampen, die sich auf sie zu bewegten. Doch im nächsten Augenblick waren sie verschwunden.
    »Mom! Mom!«
    Cricket hielt in der Bewegung inne und lauschte. Doch sie erhielt keine Antwort. Und auch kein Lichtschein war mehr zu sehen. Sie wusste, dass ihre Mutter nicht kommen würde, dass sie nicht kommen konnte. In dem Augenblick, in dem sie die Stimme ihrer Mutter gehört hatte, hatte der Fluss die Verbindung zwischen Nyren- und Tower-Kamm gänzlich überflutet.
    Cricket schluchzte und schlug mit der Faust auf das Wasser. »Nein! Nein!«
    »Cricket!«
    Wie betäubt hob sie den Kopf. Das Licht ihrer Stirnlampe fiel auf ihren Vater, der sich noch immer aus der Felsöffnung herauslehnte. Gregor und Kelly kauerten auf dem Felsbrocken über ihm.
    »Mommy war hier«, sagte sie verwirrt. »Sie wollte uns holen.«
    »Ich habe sie auch gehört, mein Schatz«, antwortete Tom mit kummervoller Miene. »Und jetzt reich mir deine Hand, Liebes. Du schwimmst durch die Strömung und streckst mir deine Hand entgegen.«
    Cricket starrte auf die Stelle, wo der Fluss bis an die Höhlendecke heranreichte. Ihre Mutter hatte ihre Angst überwunden und war ihnen zu Hilfe gekommen. Sie war die ganze Zeit in der Höhle gewesen und hatte versucht, sie zu retten. Sie war es also gewesen, die sie vor Tagen bei dem unterirdischen Berg gehört hatten. Alles erschien jetzt so hoffnungslos, dass Cricket sich am liebsten von der Flut hätte davontragen lassen.
    »Los!«, rief Tom. »Gib bloß nicht auf! Nicht jetzt! Weißt du noch, was du mir vorhin gesagt hast? Gemeinsam stehen wir alles durch.«
    »Du glaubst doch selbst nicht mehr daran«, schluchzte Cricket. »Das hast du gesagt. Ich habe es in deinem Gesicht gelesen.«
    »Nein«, sagte er. »Ich glaube daran. Genau wie Mommy. Deshalb ist sie gekommen. Du musst daran glauben, Cricket.«
    Weinend, strampelnd und rudernd schwamm Cricket gegen die Strömung auf die ausgestreckte Hand ihres Vaters zu. Sie nahm kaum wahr, dass sie die Arme ausstreckte, gepackt und hochgezogen wurde. Ihre Gedanken waren bei ihrer Mutter. Wie heftig sehnte sie sich danach, sicher in ihren Armen zu liegen. Dann stolperte Cricket hinter Gregor und Kelly, die bereits höhergeklettert waren, die Felsstufen hinauf. Crickets Zähne klapperten, und vor Kälte zitterte sie am ganzen Körper. Sie hatte das Gefühl, als hätte man ihr Knie mit einem Hammer zerschmettert.
    Eineinhalb Meter weiter oben knickte der Gang nach links ab. Cricket blieb stehen und leuchtete mit ihrer Stirnlampe hinunter auf den Fluss. Als Tom das sah, schüttelte er den Kopf. »Es ist zwecklos. Niemand schafft das, nicht einmal deine Mutter an ihrem besten Tag.«

    80 Meter weiter südlich kämpfte sich Whitney stromabwärts voran. Als sie sich umblickte, sah sie, wie Lyons hinter ihr ins Wasser sprang.
    »Warten Sie!«, rief er mit schwacher Stimme. »Bitte!«
    Whitney erreichte die Stelle, wo die Höhlendecke und die Wasseroberfläche aufeinander trafen. Im Geist hörte sie Crickets und Toms Stimme und blickte um sich. »Nur eine Chance«, beschwor sie die Höhle. »Mehr erbitte ich nicht. Nur eine einzige Chance.«
    Sie holte tief Luft und tauchte unter.
    Eiskaltes Wasser schlug ihr ins Gesicht, und plötzlich wurde sich Whitney der Konsequenzen dessen bewusst, was sie getan hatte. Einen Siphon zu durchtauchen, selbst wenn man den Weg kannte, war das Gefährlichste, was ein Höhlenforscher tun konnte. Es ging jetzt um jede Sekunde. Doch statt von dieser Erkenntnis übermannt zu werden, spürte Whitney eine kämpferische Entschlossenheit. Ein Adrenalinstoß durchströmte ihren Körper. Das Licht ihrer Stirnlampe brach sich in Millionen bronzefarbener Luftbläschen. Als würde man mitten in einem Schneesturm den Kopf aus dem Autofenster strecken – bei eingeschaltetem Fernlicht, orientierungslos, klaustrophobisch und fast blind. Whitney tastete nach ihrer Lampe, um den Lichtstrahl zu dämpfen. Dann streckte sie die Beine und durchschwamm die wirbelnden Fluten.
    3 Meter. 6 Meter. Ihre Lunge brannte. Eine Stimme in ihrem Kopf drängte sie zu schwimmen, um nicht zu sterben. 9 Meter. 12 Meter. Ihre Energie war aufgebraucht. Ihr Zwerchfell verkrampfte sich. Sie hatte ein unbezwingbares Bedürfnis, den Mund aufzumachen und einzuatmen. 15 Meter. Ihre Muskeln brannten wie Feuer. Sie war am Ende, und sie wusste es.
    Dann war sie unfähig, auch noch einen einzigen Schwimmzug zu machen. Sie drehte den Kopf nach rechts und links, auf der Suche nach

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