66095: Thriller (German Edition)
Erleichterung. Dann warf er einen Blick über die Schulter. Gregor saß aufrecht da, im Augenblick offenbar klar bei Verstand, und sah ihn eindringlich an. Die Lippen des Häftlings formten lautlos zwei Worte: Tu es.
Lyons zog die Brauen zusammen, dann nickte er und wandte sich ab. Mit angehaltenem Atem betrachtete er seine Hand, die auf seinem Schenkel lag. Wie unter einer ungeheuren Willensanstrengung schob er die Hand wieder in die Tasche und holte die beiden Stahlwollschwämme heraus.
»Ich muss mal pinkeln«, sagte Lyons. »Fahren Sie mal da drüben rechts ran.«
»Meine Blase ist auch voll«, meinte Wilcox und trat auf die Bremse. »Achtung, Andrews.«
Lyons beugte sich vor, als wollte er nach dem Funkgerät greifen, aber stattdessen zog er seine Pistole und steckte die Stahlwollschwämme auf den Lauf. Auf seinem Gesicht malte sich Überdruss angesichts eines unabwendbaren Schicksals. »Tut mir Leid, Keith«, sagte er. »Nichts gegen dich persönlich.«
Bei dieser seltsamen Äußerung runzelte Wilcox die Stirn und sah Lyons an, der ihm in diesem Augenblick den Lauf seiner 38er gegen den Brustkorb drückte. Durch die Stahlwolle und die kurze Entfernung gedämpft, war der Schuss kaum lauter als das Ploppen eines Sektkorkens. Wilcox schlug gegen die Fahrertür und sackte mit glasigem Blick in sich zusammen. Aus seinem Mund floss Blut und Whiskey. Der Bus schlingerte mit quietschenden Reifen auf die Nebenspur.
Gregor warf den Kopf zurück und krächzte: »Ja!«
Zitternd vor Erregung griff Lyons nach dem Steuer und lenkte den Wagen wieder auf die richtige Straßenseite. Er stieß Wilcox’ schlaffes Bein beiseite und trat auf die Bremse. Aus dem Funkgerät meldete sich eine beunruhigte Stimme: »Lyons! Was ist da vorn los?«
Lyons ließ die Pistole auf den Sitz fallen und griff nach dem Mikrophon, während er den Bus langsam auf das Bankett manövrierte. »Ein … ein Vorderreifen ist geplatzt«, sagte er mit bebender Stimme. Er lenkte den Bus an einem Holzfällerweg vorbei, der in den Wald führte, brachte den Wagen zum Stehen und stellte die Automatik auf Parken. Bevor die Insassen ein Wort sagen konnten, war Lyons aus dem Bus gesprungen und stolperte mit gezogener Pistole auf den weißen Polizeiwagen zu, der hinter dem Bus hielt. Jarrett und Andrews stiegen aus.
»Braucht ihr Hilfe?«, fragte Andrews und warf einen Blick auf den Bus.
»Nicht nötig«, erwiderte Lyons. Er stützte sich mit der linken Hand auf die Motorhaube des Polizeiwagens, dann hob er die Pistole und richtete sie mit zitternder Hand auf Jarretts Brust.
»Hey!«, rief Jarrett, machte einen Schritt rückwärts und hob die Hände.
Lyons drückte ab. Der bullige Wärter taumelte nach hinten und stürzte auf den feuchten Asphalt.
»Was zum …!«, brüllte Andrews. Er hatte sich bei dem Schuss umgedreht und wollte losrennen, sich auf den Boden werfen und seine Waffe ziehen. Lyons traf ihn mit zwei Schüssen oben an der Wirbelsäule. Der Wärter krümmte sich zusammen, dann ging er zu Boden und rollte in einen Graben neben der Straße. Eine ganze Weile stand Lyons einfach da, die Schüsse hallten in seinen Ohren, und er starrte die beiden Toten an.
»Jetzt ist es vorbei«, flüsterte er. »Es gibt kein Zurück mehr.«
»Lyons! Wir müssen hier raus!«, schrie Gregor im Bus. Das riss ihn aus seinem Schock heraus. Sein Bewusstsein schien sich zu verengen, und er führte seinen Plan aus, weil ihm keine andere Wahl blieb. Mit schweren Schritten ging er zu Jarrett und nahm dessen Pistole an sich. Dann griff er ihm unter die Achseln, schleifte ihn um den Polizeiwagen herum und ließ ihn neben Andrews in den Graben plumpsen. Schließlich stieg er selbst in den Graben und holte sich Andrews’ Waffe.
Jetzt fühlte sich Lyons zuversichtlicher. Er lief zurück zum Bus und riss die Fahrertür auf. Der tote Wilcox fiel auf die Straße. Lyons unterdrückte jede Gefühlsregung, dann löste er Wilcox’ Pistolenhalfter und warf es auf den Vordersitz.
»Mach meine Fesseln auf«, schrie Pate hinter dem Gitter.
Lyons ignorierte ihn. Er packte Wilcox und schleifte ihn zum Straßengraben. Der Motor des Begleitfahrzeugs tuckerte noch. Lyons setzte sich ans Steuer, löste den Mechanismus, der die Pumpgun aus der Halterung löste, stieß 15 Meter zurück und bog vorwärts in den Waldweg ein. Schlamm spritzte auf. Steinchen prallten gegen das Fahrgestell. Als der Wagen außer Sicht war, würgte er den Motor ab und sprang heraus, die Pumpgun unterm
Weitere Kostenlose Bücher