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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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dumpfen Schmerz im Magen und hätte sich am liebsten auf das Feldbett geworfen und in den Schlaf geweint. Oder ihre Sachen genommen, um per Anhalter nach Hause zu fahren. Aber in ihrer Vorstellung war ihr Zuhause wie ein dunkles Loch im Boden, wo man Gefahr lief, sich zu verlieren und nie wieder zu sich zu finden.
    Wie hatte es so weit kommen können?, überlegte sie. Zu Hause waren sie immer so glücklich gewesen. Auch auf der Jenkins-Farm, die jetzt nur noch der Schauplatz für den nächsten Karriereschritt ihres Vaters war.
    Ein Tierchen flatterte durch die Luft. Sie fing es und stellte überrascht fest, dass es ein Glühwürmchen war. Mitten am Tag?
    Traurig lächelnd ließ sie das Glühwürmchen, das die Fühler bewegte, über ihre Hand krabbeln. Eine Erinnerung aus ihrer Kindheit blitzte auf. Sie war sieben Jahre alt und hatte ihre Eltern eine ganze Woche lang mit dem Wunsch genervt, Glühwürmchen zu fangen. Am Wochenende fuhren sie dann zur Jenkins-Farm hinaus, um die Labyrinthhöhle weiter zu erforschen. Aber als sie in der Abenddämmerung dort ankamen, waren keine Glühwürmchen zu sehen, und Cricket schlief enttäuscht ein.
    Ein paar Stunden später rüttelten ihre Eltern sie behutsam wach. »Du hast Besuch von Freunden bekommen, mein Schatz«, sagte Whitney.
    Gähnend spazierte Cricket im Nachthemd hinaus auf die feuchte Wiese. Hunderte von Glühwürmchen schwebten durch die Nachtluft. Sie fing Dutzende von ihnen in einem Glas und stellte es neben ihr Kopfkissen. Sie erinnerte sich nur noch, wie sich ihre Eltern lächelnd über sie beugten und der Schein der Glühwürmchen auf ihre Gesichter fiel.

    »Cricket«, sagte Tom.
    Cricket drehte sich um und wischte sich die Tränen von den Wangen. »Ja?«
    »Alles in Ordnung, Liebes?« Ihr Vater kam herein, die Sporttasche mit seiner Ausrüstung über der Schulter.
    Sie zögerte. Am liebsten hätte sie ihm erzählt, worüber sie nachgedacht hatte, aber sie entschied sich dagegen. Manchmal war ihr Vater geistesabwesend, nur mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, aber im Grunde war er ein guter Mensch. Davon war sie überzeugt. Und im Augenblick stand er unter einem ungeheuren Druck. Es kam schließlich nicht oft vor, dass man gebeten wurde, eines der wichtigsten Experimente in der Geschichte der NASA zu leiten. Ihren Herzschmerz wollte sie ihm nicht zumuten. Nicht jetzt.
    »Mir geht’s gut, Dad«, sagte sie und rieb sich die roten Augen. »Nur die Allergie macht mir wieder zu schaffen.«

9.40 Uhr
Valley Lane 14
Tarrington, Kentucky
    420 Kilometer südöstlich der Labyrinthhöhle, in dem rustikalen renovierten Holzhaus der Burkes, lief Whitney zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her. Nervös zupfte sie Fäden aus dem Ärmel ihres verwaschenen türkisgrünen Frottierbademantels und flippte sie weg. Dutzende von Fäden säumten wie Wegmarkierungen die Kiefernholzdielen zwischen Fernseher, Computer und Treppe. Die eine Bildschirmhälfte zeigte den Wetterkanal, die andere NBC.
    Zum siebenundachtzigsten Mal, seit ihr Mann und ihre Tochter zur Labyrinthhöhle aufgebrochen waren, stand Whitney am Fuß der Treppe. Sie ließ den Blick nach oben wandern, dann betrachtete sie sich im Spiegel an der Wand. Das Haar hing ihr wirr ins Gesicht.
    »Hübsch siehst du aus, Whitney«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Warum auch nicht? Du schläfst schon seit Monaten schlecht. Deine Tochter spricht nicht mit dir. Du hast schon … wer weiß wie lange? … nicht mehr mit deinem Mann geschlafen. Im September entscheidet sich, ob dein Vertrag an der Uni verlängert wird, und du hast seit einem Jahr nichts mehr veröffentlicht.«
    Sie stand kurz vor einer Panikattacke. Energisch schüttelte sie den Kopf. »Geh nach oben, steil dich unter die Dusche und beweg deinen Hintern ins Büro. Cricket ist morgen Abend wieder da. Heute Abend gehst du essen, lachst und redest so wie früher.«
    Durch diese Gedanken aufgemuntert, zog Whitney eine Grimasse, streckte der zerzausten Gestalt im Spiegel die Zunge heraus und machte einen Schritt auf die Treppe zu. Dann blieb sie stehen. Der Computer auf dem Schreibtisch fesselte ihre Aufmerksamkeit. Sie trat an den Tisch und bewegte die Maus. Auf dem Bildschirm erschien eine Internet-Seite des Wetteramts von Memphis. Die Vorhersage für Kentucky – weitgehend klarer Himmel, innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden würde eine hohe, dünne Wolkendecke aufziehen.
    Whitney drückte eine Taste, die Wetterkarte für die gesamten

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