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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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ging sie auf den Kamin zu, den sie gerade hochgeklettert waren. Ein Stück vom Rand entfernt blieb sie stehen und leuchtete mit ihrer Stirnlampe in den großen Höhlenraum hinunter. Der Lichtkegel erfasste den Staub, der das Dunkel erfüllte. Wie hypnotisiert beobachtete sie, wie er durch die Luft schwebte und langsam zu Boden sank.
    Sie richtete ihre Stirnlampe nach oben und entdeckte die Stelle, wo sich die Versturzbrocken von der Decke gelöst hatten. Sie dachte an Sanchez und an Jeannie. Sie dachte an Cricket und Tom, die sich irgendwo auf der anderen Seite dieses eingestürzten Gangs befinden mussten. Verzweiflung packte sie, doch bald wich die Trauer der blanken Wut.
    »Hast du mir nicht schon genug angetan?«, brüllte sie in die Höhle hinein. »Hast du mir nicht schon genug genommen?«
    Zitternd stand sie da und spielte mit dem Gedanken, sich in den Abgrund zu stürzen. Doch die Angst und Seelenqual lösten einen Adrenalinstoß aus und mobilisierten innere Kräfte, die ihr den Mut gaben weiterzukämpfen. Sie zeigte auf die Risse in der Decke.
    »Mehr wirst du mir nicht nehmen«, schwor sie sich. »Mehr nicht.«
    Dann tastete sie unter ihrem Höhlenanzug nach dem Seidentuch, das sie bei Höhlenbegehungen immer um den Hals trug. Sie band es sich um den Mund, begab sich in die Staubwolke hinein, und wie eine Besessene fing sie mit bloßen Händen an zu graben.

16.11 Uhr
Dante-Röhren
Labyrinthhöhle
    Tom beugte sich über den Rand des abgeflachten Felsenturms und rief, so laut er konnte: »Cricket, Cricket, hörst du mich?«
    Cricket baumelte an ihrem Sicherungsseil und stieß gegen die röhrenartige Felswand. Unter ihr fiel der Schacht 120 Meter steil ab. Dicht neben ihr rauschte der Wasserfall.
    »Hörst du mich, Cricket?«, rief Tom noch einmal.
    Aber Cricket rührte sich nicht. Von weit unten hörte Tom im Tosen des Wasserfalls Lyons’ Stimme: »Was gibt’s denn da oben?« Der Strahl seiner Stirnlampe leuchtete herauf.
    »Cricket ist verletzt!«, schrie Tom zurück. »Sie ist bewusstlos und …«
    Cricket legte den Kopf in den Nacken und sah noch ganz benommen zu ihrem Vater hoch. »Dad, was …?«
    »Alles in Ordnung«, erwiderte Tom. »Ein Erdbeben. Unglaublich. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass du am Leben bist. Zum Glück warst du gesichert.«
    Tom warf einen Blick über die Schulter auf Kelly. »Halten Sie mich an den Fußknöcheln fest«, befahl er, dann streckte er sich, fasste das Sicherungsseil und zog seine Tochter hoch. Erleichtert umarmte er sie, dann legte er sie behutsam auf den Rücken. Kelly kam von der anderen Seite näher. Sein Gesicht war voller Kratzer und Schürfwunden, weil er während des Bebens gegen die Felswand geschleudert worden war. »Lassen Sie sie in Ruhe«, sagte Tom.
    »Ich war früher mal Sanitäter«, sagte Kelly.
    »Ist mir egal«, erwiderte Tom. Langsam kam Cricket wieder zu Bewusstsein. »Fassen Sie sie nicht an.«
    »Was ist passiert?«, fragte sie, setzte sich auf und legte die Unterarme auf die Knie.
    »Ein Erdbeben vermutlich. Seltsam, nicht?«, antwortete Tom. Trotz der Sorge um seine Tochter war er als Geologe fasziniert von den wissenschaftlichen Schlussfolgerungen, die sich aus diesem Ereignis ergaben. »Auf der ganzen Länge dieser vierhundert Kilometer gibt es keine einzige größere Verwerfung. Das letzte Erdbeben in Kentucky wurde vor fast zweihundert Jahren ein gutes Stück weiter westlich an der Grenze zu Ohio registriert. Wir können von Glück reden, dass du nicht am Seil hingst, als es geschah.«
    »Und wer hing am Seil?«, wollte Kelly wissen.
    Cricket fuhr herum. »Gregor.«
    Kelly lief an den Rand des Schachts, in der nächsten Sekunde war Tom neben ihm. Sie leuchteten mit ihren Lampen das sich schlängelnde Seil entlang in die Tiefe, wo es in dem smaragdgrünen Vorhang des Wasserfalls verschwand. Tom ergriff das Standseil und zog daran. Die Bewegung des Seils wurde heftiger. Dann hörten sie über das Tosen des Wasserfalls hinweg ganz schwach Gregors Hilferufe, gefolgt von Lyons’ wütenden Fragen vom unteren Ende des Schachts: »Was zum Teufel ist da oben los?«
    Tom beugte sich über den Rand. »Gregor ist beim Abseilen hängen geblieben«, rief er zurück. »Er ist zwar noch bei Bewusstsein, aber er ist dem Wasser ausgesetzt. Trotz seines NASA-Anzugs hat er nur noch wenige Minuten.«
    »Retten Sie ihn!«, brüllte Lyons. »Egal wie, aber retten Sie ihn!«
    Tom sah auf das Seil hinunter und schüttelte den

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