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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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hörte, dass Steine herunterprasselten und ins Rutschen gerieten, und duckte sich noch mehr. Das muss ein Nachbeben sein, dachte sie. Aber der Stoß blieb aus. Wieder hörte sie Steine in Bewegung, und als sie die Augen aufschlug, wurde sie von zwei Stirnlampen unterhalb des Balkons geblendet.
    »Mrs. Burke?«, rief Finnerty. »Whitney?«
    Ein Felsbrocken hatte den Marshall unter dem linken Auge getroffen, das bereits angeschwollen war. Über und über mit weißem Staub bedeckt sah er aus wie ein Gespenst. Neben ihm tauchte Two-Elk auf; sie hatte sich an der linken Hand verletzt.
    »Wer mit mir ins Erdinnere hinuntersteigt, stirbt«, sagte Whitney mit düsterer Miene.
    »Sie haben Sanchez nicht getötet«, sagte Finnerty mit belegter Stimme. »Er wurde Opfer eines Naturunglücks, als er versuchte, Ihren Mann und Ihre Tochter zu retten. Wir müssen sein Andenken dadurch ehren, dass wir weitermachen.«
    Benommen und verwirrt wie sie war, machte sie sich keine weiteren Gedanken über die Frage, die ihr durch den Kopf schoss: Wie war es möglich, dass die Labyrinthhöhle von einem Erdbeben erschüttert wurde? Tom war bei seinen Untersuchungen in diesem Gebiet kaum auf Verwerfungslinien gestoßen.
    »Woher weiß ich, dass Tom und Cricket nicht auch tot sind?«, fragte Whitney mit erstickter Stimme. »Woher weiß ich, dass sie nicht von diesem grauenhaften Loch in der Erde verschluckt wurden?«
    Finnerty schüttelte ärgerlich den Kopf. »Whitney, das klingt ja, als wollten Sie aufgeben, ohne überhaupt einen Versuch gemacht zu haben. Haben Tom und Cricket denn nicht mehr verdient? Haben sie es nicht verdient, dass wir alles daransetzen, sie zu retten, auch wenn die Hoffnung noch so gering ist?«
    Whitney versuchte sich vorzustellen, dass Tom und Cricket noch am Leben waren. Crickets Bild war wie in einen Nebelschleier gehüllt. Ihre Tochter schien orientierungslos, verängstigt und allein. Dann tauchte ein anderes Bild auf. Cricket war gerade zur Welt gekommen, und Whitney drückte sie an die Brust, während Tom und ein halbes Dutzend Feuerwehrleute um sie herumstanden.
    »Gut«, murmelte sie und richtete sich auf.
    Wie betäubt tastete sie sich an dem Balkon entlang in östliche Richtung. Der Versturzhaufen ächzte und stöhnte, während die Steine eine neue Position fanden. Am Ende des Überhangs blieb Whitney stehen. Sie hatte Angst, diesen Schutzraum zu verlassen, falls die Decke nachgab und es erneut Steine hagelte. Wieder tauchte vor ihr das Bild Crickets als Baby auf. Diesmal wurde Cricket von Tom zum ersten Mal gebadet. Behutsam tupfte er die Stelle um die Nabelschnur ab. Diese Erinnerungen gaben ihr die Kraft, sich in den Kamin hinauszuwagen, der zum Gipfel des Versturzhaufens führte. Im Innern des Kamins angelangt, mobilisierte sie ihr ganzes Können und kletterte hinauf. Finnerty und Two-Elk verfolgten jede ihrer Bewegungen und imitierten sie exakt.
    Als Whitney auf dem unterirdischen Berggipfel angelangt war, legte sie sich, nach Luft ringend, flach auf den Rücken. Erst jetzt bemerkte sie die feinen Risse in der Höhlendecke knapp eineinhalb Meter über ihrem Kopf. Im Schein ihrer Stirnlampe war der Staub so dicht wie der Rauch eines Feuers aus grünem Holz, und sie bekam einen Hustenanfall. Was der Staub, der den Husten auslöste, zu bedeuten hatte, begriff sie aber im ersten Augenblick nicht.
    Finnerty hievte sich aus dem Kamin hoch, drehte sich dann um und packte Two-Elk unterhalb des Gelenks ihrer verletzten Hand. Laut ächzend zog der Marshall seine Deputy auf den Rand des Kamins.
    »Und wohin jetzt?«, fragte Finnerty.
    »Da entlang«, sagte Whitney und zeigte mit dem Daumen über ihre Schulter.
    Two-Elk schüttelte den Kopf. »Dort ist nur Geröll, Mrs. Burke.«
    Whitney rollte sich auf den Bauch und leuchtete mit ihrer Lampe dorthin, wo die Staubwolke am dichtesten war. Auf allen vieren kroch sie ein Stück vorwärts, um den Gang zu finden, der zum Königsschloss führte. Aber ringsum war nur frischer Gesteinsschutt. Und plötzlich begriff sie, was der reglos in der Luft hängende Staub zu bedeuten hatte.
    »Man spürt den Höhlenwind nicht mehr«, sagte sie mit ungläubigem Staunen. »Der Eingang ist zugeschüttet.«
    Finnerty starrte auf den von Staubwolken eingehüllten Steinhaufen. Dann schlug er mit der flachen Hand gegen die Felswand und schrie: »Verdammt! Mein ganzes Leben steht unter einem Unstern. Immer haarscharf am Ziel vorbei!«
    Auch Whitney starrte auf das Geröll und den Staub, dann

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