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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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ohnmächtig zu werden.
    Boulter bemerkte Swains Veränderung und trat auf ihn zu. »Was will der Junge damit sagen?«, fragte er eindringlich, »Sie glauben ja anscheinend, dass er Recht hat?«
    Einen Augenblick saß Swain wie betäubt da, bevor er zu dem Polizisten hochblickte. »Wenn wir diesen Stein nicht bald finden und wenn die Sturmwarnung stimmt, werden wir hier unter unseren Füßen bald ein zweites Hiroshima erleben.«

17.02 Uhr
Dante-Röhren
Labyrinthhöhle
    Cricket hätte sich am liebsten übergeben. Unter ihr im Schacht wurde Gregor von den herabdonnernden Wassermassen hin- und hergeworfen. Die ruckartigen Bewegungen brachten das glitschige Seil zum Vibrieren, während sie mit Toms Hilfe versuchte, das Abseilgerät am Seil zu befestigen.
    »Sie soll endlich runterklettern«, schrie Kelly und fuchtelte mit der Pistole herum, »sonst stirbt der da unten.«
    »Das versuchen wir ja, aber es ist verdammt schwierig«, schrie Tom zurück. »Und es hilft uns gar nichts, wenn Sie hier im Weg stehen.«
    Tom versuchte weiter, das Seil zwischen dem dritten Bremssteg hindurchzuführen, aber durch Gregors Körpergewicht konnte man es nicht biegen. »Du musst es mit zwei Stegen und einer Sitzschlinge probieren«, sagte er mit Elendsmiene. »Wenn es jemand schafft, dann du.«
    Cricket wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen, und sie musste ein Gefühl der Übelkeit niederkämpfen. Um sicher runterzufahren musste man das Seil zwischen mindestens drei Stäbe hindurchführen, damit genügend Reibung für einen langsamen Abstieg gewährleistet war. Das war die wichtigste Regel der Abseiltechnik. Sie wusste, dass es theoretisch auch möglich war, beim Abseilen das Seil nur zwischen zwei Stäben hindurchzuführen und ein Stück Seil um Hüfte und Po zu schlingen und sich dort hineinzusetzen. Aber diese Technik war allen modernen Kletteranleitungen zufolge hoch gefährlich. Wenn sie auch nur den kleinsten Fehler machte, würde sie im freien Fall in die Tiefe stürzen, dessen war sich Cricket bewusst. Aber das Leben ihres Vaters stand auf dem Spiel. Sie musste Gregor retten, um ihren Vater zu retten.
    »Ich habe Angst«, sagte Cricket.
    Die Verzweiflung stand Tom ins Gesicht geschrieben. Sein Kinn zitterte, und Cricket wusste, was in ihm vorging. Sie war alles, was er und ihre Mutter hatten und jemals haben würden. Ein Jahr nach Crickets Geburt wurde bei Whitney ein bösartiger Gebärmuttertumor festgestellt und seitdem konnte sie keine Kinder mehr zur Welt bringen. Und jetzt war ihr einziges Kind gezwungen, etwas zu tun, was kein vernünftiger Mensch jemals von ihr verlangen würde. Was würde er wohl tun, wenn sie ums Leben kam und er überlebte?
    Aber Tom biss die Zähne zusammen, legte ihr den Arm um die Schulter und sah ihr fest in die Augen. »Ich habe auch Angst, mein Liebling«, sagte er. »Aber das ändert nichts daran, dass du es tun musst. Stell dir vor, du stehst bei der Endrunde im Leichtathletikwettkampf am Startblock. Du blendest alles aus und konzentrierst dich nur auf diesen einen Augenblick. Konzentrier dich nur auf diesen einen Moment, okay?«
    Cricket schluckte. Dann nickte sie und kniete sich hin, bevor die lähmende Angst, die sie beide empfanden, sie vollends überwältigen konnte. Und dann nahm sie alles um sich herum mit allergrößter Deutlichkeit wahr: wie ihre Schuhspitzen gegen den rutschigen Rand der Felsplattform stießen; wie der Wasserfall ihren Nacken mit einem feinen Nebel besprühte; wie ihre Arme zitterten, während sie ihre ganze Aufmerksamkeit darauf richtete, eine unsichere Seilführung zu befahren.
    Das Seil glitt über ihren Po und ihren Brustkorb und wand sich zwischen den beiden Bremsstäben des über ihrem Sitzgurt montierten Abseilgeräts hindurch. Sie beobachtete, wie es sich Zentimeter um Zentimeter durch das Rack wand, bis bald nur noch ihr Kopf über den Rand der Plattform ragte und sich ihre Füße von der Wand lösten und frei in der Luft hingen.
    »Diese Geschwindigkeit ist optimal«, sagte ihr Vater. »Wenn du am Wasserfall angelangt bist, schau nicht nach oben, denn durch den Wasserdruck könntest du blind werden. Wenn du bei ihm angekommen bist, hängst du ihn in dein Rack ein, dann schwingst du am Seil so weit aus, bis du die Nylonleiter an der Wand dort unten erreicht hast. Ich habe sie vor Jahren dort zurückgelassen, als ich dieses Seil befestigt habe.«
    Cricket schaute zwischen ihren Füßen hinunter und entdeckte die rote Nylonleiter, die gut einen halben

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