66095: Thriller (German Edition)
Blick auf die stark verkleinerte Version der Karte vor sich auf dem Bildschirm, dann schüttelte er den Kopf. »Noch immer keine Signale von Burke, seiner Tochter oder den Häftlingen«, sagte er. »Schwache Signale von Finnertys Team, aber sie haben sich seit einer Stunde nicht vom Fleck bewegt.«
»Was könnte das bedeuten?«, fragte Boulter. »Oder ist es besser, es nicht zu wissen?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Angelis. »Sie sitzen womöglich fest. Sind verletzt.«
»Sie meinen, sie könnten auch tot sein«, sagte Boulter und schloss die Augen. »Wie soll ich das in Gottes Namen Damians Frau erklären?«
»Wir müssen davon ausgehen, dass sie noch am Leben sind«, meinte Swain.
»Unbedingt«, sagte Angelis. »Durch das Erdbeben wurden vermutlich einige Sendegeräte zerstört. Die Signale, die wir empfangen, könnten in die Irre führen.«
Chester drehte sich auf seinem Stuhl um und nickte zustimmend. »Bei einem Beben dieser Stärke ist das durchaus möglich.«
Der Sanitäter verband soeben die Wunde an Swains Hinterkopf, die er mit zwölf Stichen genäht hatte. Sobald er verarztet war, stand der Physiker auf und ging zu seinem Neffen. »Wie stark war das Beben?«
Chester zeigte auf seinen Bildschirm. »Das staatliche Erdbeben-Informationszentrum in Memphis bemisst es mit 6,2 auf der Richterskala. Das Merkwürdige dabei ist, dass die einzig bekannte Verwerfungslinie östlich der Rockys, die ein derart starkes Erdbeben verursachen könnte, das New-Madrid-System, mehr als 300 Kilometer westlich von hier liegt. Aber als Epizentrum geben sie nicht etwa ein Gebiet an der Grenze zu Ohio und Indiana an. Sie sagen, es befindet sich grob gerechnet auf dem 37,37. Längengrad und dem 83,912. Breitengrad in einer Tiefe zwischen 100 und 200 Meter.«
Angelis schob den Sanitäter zur Seite, der sich anschickte, den Arm des Missionsleiters in eine Schlinge zu legen. »Das ist genau hier, irgendwo in der Höhle.«
»Richtig.« Chester schob seine Brille hoch. »Und jetzt seht euch das hier an. In Memphis hat man in demselben Gebiet bereits vor drei Monaten geringfügige seismische Aktivitäten registriert. Und das Allermerkwürdigste ist das Seismogramm.«
Jetzt kamen alle und stellten sich hinter Chesters Computer, während der Junge ein paar Befehle eingab. Auf dem Bildschirm war eine graphische Darstellung zu sehen, die aussah wie eine EKG-Kurve.
Swain runzelte die Stirn und beugte sich vor. »Das ist keine normale seismische Aktivität.«
»Nein, Onkel Jeff. Es müssten weit ausschwingende lange Wellen sein, nicht wahr? Diese hier sind aber kurz und spitz. Wie bei einer Explosion.«
»Explosion?«, wiederholte Boulter.
»Was ist bloß los da unten?«, fragte Angelis.
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Swain ratlos.
»Ich schon«, meinte Chester. »Es ist natürlich reine Spekulation, nur so eine Vermutung.«
Swain starrte seinen Neffen an und spürte, wie völlig irrationaler Unmut in ihm aufstieg. »Was kannst du schon …?«
»Hör nicht auf ihn, Junge«, sagte Boulter. »Raus damit.«
Chester sah den Polizisten an und lächelte, dann wurde seine Miene wieder ernst, und er wandte sich an seinen Onkel. »Erinnerst du dich an Gregors Aufzeichnungen, Onkel Jeff? Seine Theorie lautete, dass die Gesteinsprobe Nr. 66095 in der Lage ist, Energie zu verstärken und zu beschleunigen.«
»Ja, ich erinnere mich«, nickte Swain, der aus seiner Verärgerung keinen Hehl machte.
Chester deutete durch die Zeltbahnen der Kontrollzentrale hinaus ins Freie. Am Himmel zuckten Blitze, gefolgt von einem Donnerschlag. »Wenn ein Blitz auf eine dieser Steilwände trifft, wird er in den Boden abgeleitet, stimmt’s? Aber der Boden hier ist nicht kompakt, sondern hohl. Kurz vor dem Beben gab es einen starken Blitz, nicht wahr?«
»Der Junge hat Recht«, sagte Boulter zu Swain. »Sie haben noch gefragt, ob die Zeltpfosten aus Metall sind.«
»Ja, ja«, nickte Swain. »Worauf willst du hinaus?«
»Nehmen wir an«, fuhr Chester fort, »dass kurz vor dem Beben dieser starke Blitzstrahl die rechte Steilwand getroffen hat, unter der der Stein versteckt ist. Nehmen wir an, die gesamte Energie des Blitzstrahls hat diesen Stein erreicht, hat sich verstärkt und infolge des Quarkzerfalls umgewandelt und beschleunigt.«
Swain erkannte, worauf sein Neffe hinauswollte, und seine Wut wich panischer Angst. Das Gesicht des Physikers wurde so grau wie sein Pferdeschwanz, und er musste sich auf einen Stuhl setzen, um nicht
Weitere Kostenlose Bücher