Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
sehr bedauern, ein Bewohner unseres Planeten geworden zu sein.“
    Er wendete sich ab. Jetzt stellte sich noch der alte Sepp zwischen den Baron und die Tür:
    „Ein kleines bisserl können 'S noch warten, eh 'S fortgehen, Herr Baronen. Ich wollt's halt nur noch fragen, ob ich Sie nun auch noch morgen am Vormittag antreffen werde?“
    „Mach dich auf die Seite! Mit dir hab ich gar nichts zu sprechen!“
    „Aber ich mit dir! Also soll ich den Dienst noch antreten oder nicht?“
    „Wenn du dich erblicken läßt, so lasse ich dich mit Hunden forthetzen!“
    „So, also nicht! Aber Sie haben mich engagiert mit fünfhundert Mark. Das macht für dera Monat einundvierzig Mark Sechsundsechzig Pfennig. Zwanzig haben 'S mir bereits geben. Wann ich also nicht antreten soll, so bekomm ich den ersten Monat bezahlt, hab ich also noch einundzwanzig Mark und Sechsundsechzig zu fordern!“
    „Mensch, du schnappst über!“
    „Wann 'S das noch mal sagen, so schnapp ich nicht über, sondern ich schnapp zu. Was nachher von Ihnen noch übrig bleiben wird, das ist höchstens noch der Henkerl vom Rock und ein Fetzen von denen Hosenträgern! Wollens zahlen oder nicht? Ich werd Sie verklagen, denn ich bin in meinem Recht!“
    „Hier, armseliger Verräter! Da bin ich dich los!“
    Er zog das Portemonnaie, griff hinein und warf ihm das Geld hin in die Stube.
    „Schön!“ lachte der Sepp. „Wannst wieder so einen Parkwächtern brauchst, so komm nur zu dem Sepp; der macht da gar so gern mit! Nun aber sind wir beid fertig, und wannst nicht gleich verschwindest, so blas ich dich hinaus! Da ist die Türen, ergebenster Herr Baronen!“
    Er machte die Tür so weit wie möglich auf. Der Baron wendete sich in die Stube zurück, drohte mit der Faust und rief:
    „Wir sind noch nicht miteinander fertig. Was an diesem Abend hier geschehen ist, das muß ausgeglichen werden. Wir sehen uns wieder!“
    Er ging fort.
    Der Sepp machte die Tür wieder zu, bückte sich und las das Geld zusammen.
    „Fünfundzwanzig Mark! Das ist nobel!“ lachte er. „Und da die zwanzig auf dem Tisch. Wie steht es, Herr Lehrern? Wer hat gewonnen?“
    „Du natürlich!“
    „Und wem gehört da das Geldl?“
    „Ebenso dir!“
    „Das denk ich auch. Nun aber meinen 'S halt nicht etwa, daß ich's nicht einistecken tu. So ein armer Schelmen, wie dera Wurzelseppen ist, der ist froh, wann er mal auf eine so leichte Art und Weisen zu einem Goldfüchserl kommen tut.“
    „Ich mag es auch gar nicht wiederhaben. Nimm es in Gottes Namen.“
    „Na freilich ja. Sie haben eine reiche Muttern und eine noch reichere Schwestern. Von denen können 'S sich das Geldl wiedergeben lassen.“
    Er zog den Beutel und steckte das Geld sorgfältig und mit einem Schmunzeln hinein, welches gar nicht wohlgefälliger sein konnte.
    Dann setzte er sich an den Tisch. Es war noch gar nicht abgetragen worden. Darum lagen noch die Reste des Abendmahles da.
    „Jetzt hab ich mich mit dem Baronen so gar sehr gewaltig übernommen, daß ich bereits schon wiedern Hunger hab. Ich werd mir noch ein Hälft von denen marinierten Heringen nehmen und ein paar backene Pflaumerln dazu. Das ist süß und salzig und stellt den Magen wiedern her, wann man sich geärgert hat.“
    Er begann zu essen und hatte für die andern weder Augen noch Ohren. Sie nahmen es ihm auch gar nicht übel. Er war ein guter Esser, keineswegs aber ein Vielfraß. Daß er jetzt wieder zu speisen begann, hatte seinen Grund nicht in einem neu erwachten Hunger, sondern in einer sehr guten Absicht. Der Alte war nämlich weit über seine Bildung hinaus zartfühlend und rücksichtsvoll. Er wußte, daß es jetzt Gefühlsergüsse geben werde, und er wollte sich eine Beschäftigung machen, bei welcher er so tun könne, als ob er gar nichts davon bemerke. Dazu paßte aber das Essen am allerbesten, und darum beschäftigte er sich mit seinem halben Heringe und den Backpflaumen so angelegentlich, als ob Leben und Seligkeit davon abhingen.
    Die andern beobachteten zunächst ein minutenlanges Stillschweigen. Die Bürgermeisterin saß angegriffen am Sofa und hielt das Gesicht in die Hände. Walther schritt langsam auf und ab, und Milda hatte sich an der anderen Ecke des Sofas niedergelassen und das Köpfchen in die Hand gestemmt. Endlich brach die Bürgermeisterin das Schweigen:
    „Max, das war er!“
    Sie holte dabei tief Atem, als ob sie ihre Seele erleichtern müsse.
    „Das war er!“ wiederholte er seufzend. „Ein Vater, welcher anstatt Reuetränen nur

Weitere Kostenlose Bücher