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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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laut aufstöhnte.
    „So!“ sagte der junge Mann. „Hier bleiben Sie sitzen. Ich bin noch jung, aber ich verstehe keinen Spaß, besonders wenn ich es mit Schurken zu tun habe.“
    „Mensch!“ rief der Baron. „Was wagen Sie! Sie haben sich an mir vergriffen!“
    „Sie zwingen mich dazu.“
    „Sie nennen mich einen Schurken!“
    „Wohl mit Recht. Übrigens, falls ich mich irre, so bin ich bereit, Ihnen alle Satisfaktion zu geben, welche Sie sich nur wünschen können.“
    „Ich versichere Sie aber, daß Sie sich irren!“
    „Beweisen Sie das!“
    „Das ist ja ganz die verkehrte Welt! Habe ich denn zu beweisen, daß ich unschuldig bin? Oder haben Sie mich meiner Schuld zu überführen?“
    „Wohl, das können wir!“
    „Da bin ich doch neugierig, wie Sie dies anfangen werden!“
    Er hatte nämlich noch keine Ahnung davon, daß der Sepp ihn verraten werde. Er glaubte bis jetzt, daß dieser unvorsichtig oder wenigstens nicht unterrichtet genug gewesen sei. Er hatte ihm fünfhundert Mark bezahlt und ihn als Parkhüter angestellt. Darum erschien es ihm als ganz sicher, daß der Alte schweigen werde.
    Wenn dies der Fall war, welche Beweise konnte man dann gegen ihn vorbringen? Die Ähnlichkeit? Die Narbe? Das Mal? Pah! Das konnte alles Zufall sein! Auf keinen Fall aber sollte es ihm einfallen, ein Geständnis auszusprechen. Nur der Sepp mußte schweigen!
    „Sie werden es sogleich sehen!“ erklärte der Lehrer. „Sepp, willst du die Wahrheit sagen?“
    „Natürlich werd ich keine Lügen machen“, erklärte der Alte.
    „Wer ist dieser Herr?“
    „Der? Na, das wißt ihr ja alle auch! Es ist dera Herr Baronen von Alberg.“
    „Das hatte ich nicht gemeint. Ich meinte, ob dieser Herr früher einmal einen anderen Namen getragen hat als jetzt.“
    „Ob er ihn grade tragen hat, auf denen Armen oder auch im Rucksack, das weiß ich nicht; aber Herr Curt von Walther hat er sich mal nannt.“
    „Schuft!“ rief der Baron.
    „Du!“ antwortete der Alte. „Sag kein solch Wort zu mir! Du weißt's wie's droben dem Hausverwalter ergangen ist. Wannst mich nochmals schimpfen tust, so kann auch hier ein Spiegeln zerbrochen werden, denn ich nehm dich sofort beim Schlafittchen und werf dich hinein.“
    Dennoch erklärt der Baron: „Er lügt! Woher will er es wissen?“
    Da trat der alte Sepp vor ihn hin, legte ihm die Hand schwer auf die Achsel und sagte:
    „So! Woher ich's wissen soll? Hast's mir nicht etwa selber sagt?“
    „Nein.“
    „Hast nicht in dera Schankwirtschaften Hohenwald mir fünfhundert Markerln versprochen, damit ich dir sagen soll, wo die Bertha Hillern wohnt und ihr Sohn, der Max Walthern?“
    „Nein.“
    „Hast mir denn nicht dafür die Anstellung geben als Parkaufseher?“
    „Nein.“
    „Und hast mich wohl auch nicht nach Regensburg schicken wollt, damit ich nach denen Verwandten des Lehrers Walther suchen soll?“
    „Abermals nein! Du bist ein Lügner!“
    „So! Da hast die Quittung für dies Wörtle, du Hallodri, du!“
    Er gab dem Baron eine gewaltige Ohrfeige. Niemand hinderte ihn daran.
    Der Baron wollte aufspringen, wurde aber von dem Alten fest niedergehalten. Dieser sagte:
    „Weißt, du bist ein Kerlen, der kein Gewissen hat, keine Ehren und kein Gefühl. Mit dir muß man ganz anders reden. Ich weiß ganz genau den Ton, den man bei dir anschlagen muß. Das werd ich jetzunder tun. Paß auf, wie ich es machen werd! Hier, mit meiner Linken halt ich dich beim Schlipserl am Hals, und mit dera Rechten hol ich aus. Ich werd dich fragen, und sobaldst eine Lügen sagst, bekommst eine Ohrfeigen. Nachher werden wir sehr bald die Wahrheit derfahren. Oder hat jemand was dagegen?“
    Er blickte sich nach den andern um. Niemand antwortete. Selbst Milda hatte kein Wort, um für ihren Vater zu bitten. Sie hatte niemals die richtige kindliche Liebe für ihn gefühlt. Heute hatte er erklärt, daß er sie nur als sein Werkzeug gebrauchen wolle; das hatte den Riß noch tiefer gemacht, und nun die Entdeckung seiner an der Bürgermeisterin begangenen Schändlichkeit hatte den letzten Rest von Zuneigung getötet. Sie fühlte einen förmlichen Abscheu vor ihm. Wenn er seine Tat eingestanden hätte, hätte sie ihm verziehen. Sein höhnisches Leugnen aber empörte sie, und jetzt hatte sie die Empfindung als wenn die Ohrfeigen, welche ihm angedroht wurden, das einzige Mittel seien, ihn zum Geständnis zu bringen.
    „Also“, begann der Alte. „Sag, bist du dera Curt von Walther gewest?“
    Der Gefragte

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