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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Erhörung hoffen läßt.“
    „Welche Wünsche wären das?“
    „Sie sind alle zusammenzufassen in das eine, einzige Verlangen nach – Gegenliebe.“
    „Gegenliebe?“ lachte sie. „Dann müßte ja vor allen Dingen Liebe vorhanden sein!“
    „Asta!“ flüsterte er, glühend vor Freude.
    „Anton!“ antwortete sie, tief aufseufzend. „Was tun Sie mit mir?“
    „Ich liebe, liebe, liebe Sie!“ antwortete er, indem er nun auch den andern Arm um sie schlang und sie nun fest, fest an sich drückte. „Und Sie, Asta?“
    „Niemals hat ein Mann mich so berühren dürfen. Ich weiß nicht, warum ich es von Ihnen dulde!“
    „Warum von mir? Darf ich mir die Antwort auf diese Frage suchen, Asta?“
    „Werden Sie dieselbe finden?“
    „Ich vermute es und würde unendlich glücklich sein, wenn meine Vermutung sich als Wahrheit erweisen dürfte.“
    „Nun, so vermuten Sie einmal!“ forderte sie ihn lächelnd auf.
    „Es ist die Liebe, welche Ihnen gebietet, mich nicht so wie andre von sich zu weisen.“
    „Die Liebe? Meinen Sie? Ich habe dieses Gefühl noch niemals kennengelernt und weiß also auch nicht, ob das, was ich empfinde, Liebe ist.“
    „So wollte ich, ich könnte erfahren, was und wie Sie jetzt empfinden.“
    „Das können Sie nicht erfahren, denn es ist mir ganz unmöglich, es zu beschreiben.“
    „O bitte, machen Sie wenigstens den Versuch, es zu beschreiben!“
    „Auch der Versuch ist unmöglich.“
    „O nein. Fragen Sie nur Ihr Herz! Es wird Ihnen Antwort geben. Oder, Asta, soll ich es nicht lieber fragen?“
    Er beugte sein Gesicht so weit zu ihr nieder, daß er mit seiner Wange fast die ihrige berührte.
    „Ja, fragen Sie!“
    „Nun, was sagt Ihr Herz jetzt in diesem Augenblick? Rät es Ihnen vielleicht, sich mir zu entziehen?“
    Er drückte sie so fest an sich, wie man es sonst bei einer Dame, welche man erst so kurze Zeit kennt, nicht zu wagen pflegt. Sie hielt diesen Druck ohne Widerstreben aus und antwortete:
    „O nein; von einem solchen Rat empfinde ich nichts, gar nichts. Ich fühle vielmehr, daß –“
    Sie hielt inne und barg mit gut gespielter, mädchenhafter Verschämtheit ihr Gesicht an seiner Brust.
    „Bitte, bitte, sprechen Sie weiter!“ flüsterte er zärtlich. „Was fühlen Sie?“
    Sie erhob den Kopf ein wenig und antwortete mit der naiven Befangenheit eines Backfisches:
    „Ich fühle daß – daß – daß es so süß, so entzückend hier bei Ihnen ist.“
    „Herrlich, herrlich!“ jubelt er mit fast zu lauter Stimme. „Und was sagt Ihr Herz jetzt?“
    Er hielt ihren Kopf mit der linken Hand fest, damit sie ihm nicht entschlüpfen möge, und küßte sie auf den Mund. Sie gab sich aber gar nicht die Mühe, ihm ihre Lippen zu entziehen, ja, er fühlte sogar einen leisen Gegendruck. Sie antwortete nicht. Sie schloß die Augen und behielt den Kopf ganz in derselben Lage, so daß es ihm leicht wurde, den Kuß mehrere Male zu wiederholen.
    „Asta“, fragte er, „ist das Ihre Antwort?“
    „Ja“, hauchte sie.
    „So darf ich Sie küssen?“
    „Muß ich Ihnen das nun erst noch sagen?“
    „Nein, nein! Welch ein Glück, welch eine Seligkeit! Sie lieben mich! Sie lieben mich!“
    Und sie fast zu sehr an sich pressend, gab er ihr nun Kuß um Kuß. Sie duldete es. Ja, sie schlang sogar ihre Arme jetzt auch um ihn und gab sich seinen Liebkosungen ohne alles Widerstreben hin.
    Da ließen sich Schritte hören. Die beiden fuhren schnell auseinander. Er nahm ein Notenblatt in die Hand, und sie setzte sich vor die Klaviatur und griff einige leise Akkorde, als ob sie beide eben im Begriff standen, einen Vortrag zu beginnen.
    Ein Diener trat ein, um sich zu erkundigen, ob die Herrschaften vielleicht einen Befehl für ihn hätten. Er erhielt den Bescheid, daß er nicht gebraucht werde, und wurde nach dem Baron und Milda gefragt. Er berichtete, daß beide nach der Stadt gegangen und noch nicht wieder zurückgekehrt seien, und entfernte sich dann wieder.
    „Eigentlich eine Rücksichtslosigkeit gegen uns“, meinte Asta. „Man läßt doch nicht die Gäste allein, ohne sich vorher zu entschuldigen!“
    „Diese Rücksichtslosigkeit ist mir außerordentlich willkommen, denn sie bietet uns ja Gelegenheit, allein und unbelauscht zu sein.“
    „Jetzt nun nicht mehr. Nachdem wir erfahren haben, daß wir allein sein werden, dürfen wir nicht länger beisammenbleiben. Das würde der Dienerschaft auffallen. Diese Leute sind ja stets geneigt, sich Romane zu bilden, welche nur auf

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