68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
ihren vagen Vermutungen beruhen. Man muß vermeiden, ihnen Gelegenheit dazu zu geben.“
„Sie mögen recht haben; aber was mache ich mir aus den Gedanken dieser Menschen!“
„O bitte! Ein Herr braucht da vielleicht weniger Rücksicht zu nehmen als eine Dame. Ich mag auf keinen Fall der Dienerschaft Veranlassung zu irgendwelchen Vermutungen geben und werde mich also jetzt zurückziehen müssen.“
„Wie schade, wie jammerschade!“
„Liegt Ihnen denn gar so viel an meiner Nähe?“
„Wie können Sie diese Frage aussprechen! Muß einem Menschen nicht alles, alles an seinem Glück liegen, Asta?“
„Ja. Aber haben Sie noch nicht gehört, daß das größte Glück der Liebe in dem Geheimnis liegt, in welches sie sich so gern zu hüllen pflegt? Wir können uns ja sehen und sprechen, ohne daß es andere bemerken.“
„Wo?“
„Oh, überall.“
„Und wann?“
„Zu jeder Zeit.“
„Auch heut?“
„Heut? Heut haben wir uns ja gesprochen!“
„Aber wie lange! Nur so kurze Zeit. Es sind ja nur so wenige Minuten gewesen.“
„Und doch wissen wir alles, gradso, als ob wir seit Ewigkeiten beisammen gewesen wären. Nicht?“
„Was sollen wir wissen? Nichts wissen wir, ganz und gar nichts. Wir haben uns ja kaum sagen können, daß wir uns lieb haben. Und was gibt es außer diesem nicht alles noch zu sagen und zu besprechen! Asta, meine herrliche, süße Asta, wir müssen uns heute noch sehen! Ich lasse Sie nicht eher von hier fort, als bis Sie mir die Erfüllung dieses Wunsches versprochen haben!“
„Ungestümer!“ zürnte sie in scherzhaftem Ton. „Sie verlangen gar zuviel!“
„Der Liebe ist nichts zuviel, sondern alles zuwenig!“
„Haben Sie denn nicht bereits genug geküßt?“
„Nein. Und wenn ich Ihnen Tausende und Millionen Küsse gegeben hätte, so wäre es nicht genug, denn ich möchte an Ihren Lippen hängen in alle Ewigkeit. Bitte, bitte! Der Abend ist noch so lang, und wir haben noch so viel Zeit, uns zu treffen.“
„Ist denn Ihre Liebe gar so groß?“
„Groß? Dieser Ausdruck sagt viel, viel zu wenig. Sie ist nicht groß, sondern unendlich.“
„Sie machen mir fast Angst. Dazu ist sie so glühend, so – unbescheiden!“
„Es liegt ja im Wesen der Liebe, daß sie unbescheiden sein muß. Sie wünscht, sie verlangt, sie will erhört sein, sie will genießen. Und das kann nicht, wenn sie sich allein befindet. Oder haben Sie es noch nicht gehört:
Die Liebe ist nicht gern allein,
Es müssen immer Zweie sein!“
„Aber Sie sehen doch ein, daß für heute die Erfüllung Ihres Wunsches eine Unmöglichkeit ist!“
Sie sagte das freilich nicht in abweisendem Ton, sondern in einer Art und Weise, aus welcher er erkennen mußte, daß sie wohl selber auch wünschte, wieder mit ihm zusammenzutreffen. Darum wurde ihm der Einwand leicht:
„Von einer Unmöglichkeit kann keine Rede sein. Es kommt ja nur auf Ihren guten Willen an. Und wenn Sie mich wirklich lieben, so dürfen Sie nicht so grausam sein, mir die Erfüllung dieser ersten Bitte zu versagen.“
„Also appellieren Sie an mein gutes Herz?“
„Ja, und ich hoffe, daß es diese Appellation gelten lassen werde.“
„Wohl gern. Aber sagen Sie, wo und wann wir uns treffen wollen! Wir sind ja zu beobachtet.“
„So gehen wir fort, hinaus in den Park.“
„Gerade dies würde am allermeisten auffallen, da man uns ja gehen sehen muß.“
„So warten wir, bis man uns nicht mehr sehen kann!“
„Also bis sich die anderen zur Ruhe begeben haben? Ist Ihre Liebe denn wirklich so begehrlich, daß sie sich nicht einmal scheut, den Schlaf zu opfern?“
„Nur den Schlaf? Asta, Ihnen könnte ich noch viel, viel mehr opfern – alles, alles! Und hier ist ja nicht von einem Opfer die Rede. Es ist ja das Glück, welches uns erwartet, der Himmel, die Seligkeit.“
„Nun, wenn wir uns erst so spät sehen wollen, so ist es ja gar nicht notwendig, das Schloß zu verlassen. Wir können uns da recht gut im Innern desselben treffen.“
„Ausgezeichnet! Aber wo?“
„Machen Sie einen Vorschlag.“
„Ich nicht. Befehlen Sie selbst.“
„Nun, ich möchte mich nicht allzu weit von meiner Wohnung entfernen, dieselbe womöglich nicht einmal verlassen.“
„Desto lieber mir! Soll ich also zu Ihnen kommen?“
„Ja, wenn Ihnen der Weg nicht zu weit ist.“
Dabei lächelte sie ihn so schelmisch lockend an, daß er nach einigen abermaligen heißen Küssen antwortete:
„Wie könnte er mir zu weit sein! Um Sie zu sehen, würde
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