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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem jungen Mann her. Endlich erkundigte er sich:
    „Er hat also deinen Namen sagt?“
    „Meinen Vor- und Zunamen.“
    „Und auch nach dem Vatern fragt und von diesem verschiedenes wußt? Hm! Hast dir denen Mann genau angeschaut?“
    „Ja.“
    „Gibt's nix, woran man ihn vielleicht erkennen könnt?“
    „O doch. Während er mich fragte, schob er den Hut zurück. Da erblickte ich eine Narbe auf seiner linken Stirn.“
    „So! War er allein?“
    „Zwei Herren und eine Dame waren bei ihm. Ich fragte nach ihm, konnte aber keine Auskunft erhalten.“
    „Und sodann hat er dich fragt, obst von Adel bist oder bürgerlich. Er muß doch einen Grund habt haben.“
    „Jedenfalls. Aber adelig sind wir nicht.“
    „Auch niemals gewest?“
    „Nein.“
    „So weiß ich nicht, was der fremde Herr schwatzt hat. Aber wir werden's schon noch derfahren.“
    „Das bezweifle ich sehr.“
    „Ich nicht. Weißt, wann ich derfahr, wer das Dirndl ist, mit der du vorhin sprochen hast, so werd ich wohl auch ausfindig machen können, wer der Herr gewest ist. Vielleicht hab ich bereits gar eine Ahnung davon.“
    „Wirklich? Kennst du ihn?“
    „Gesehen hab ich ihn; aber weitern kann ich gar nix sagen. Er wohnt nicht in Steinegg, doch werd ich schon die Auskünften finden, welche du von mir verlangen tust. Und jetzt nun schau, da ist der Wald zu End, und dort liegt Eichenfeld. Nun wirst deine Muttern sogleich zu sehen bekommen.“
    Das Städtchen war nicht groß, aber es lag recht nett und sauber auf der Höhe, überragt von einem Felsen, welcher in gewaltigen Stufen zur Höhe stieg, umgeben von Wald und fruchttragenden Feldern.
    Einen befremdenden Eindruck machte die Kirche. Der Turm war infolge eines zündenden Blitzes in Feuer aufgegangen und bis zur Hälfte niedergebrannt. Das Feuer datierte nicht aus neuester Zeit, dennoch war der Turm aus gewissen Gründen noch nicht wieder aufgebaut worden.
    Als die beiden sich der Stadt näherten, begegneten ihnen Leute, welche den Jüngling mit respektvoller Freundlichkeit grüßten, aber doch etwas eigenartig Scheues gegen ihn zeigten.
    Noch hatten sie die ersten Häuser nicht erreicht, so kam ihnen eine vierschrötige Gestalt entgegen, ein Landwirt, welcher nach seinen Äckern sehen wollte. Als er sie erblickte, blieb er stehen und nahm die Meerschaumpfeife aus dem Munde.
    „Was!“ sagte er. „Ist's wahr? Da kommt der Sandauer Rudolfen?“
    „Ja“, antwortete Rudolf, „ich bin es. Oder kennen Sie mich nicht mehr, Nachbar?“
    „Oh, ich kenn den Herrn Studenten schon; aber ein Wundern ist's, daß er seinen Nachbarn noch kennen tut.“
    „Warum sollte ich das nicht?“ fragte der junge Mann erstaunt.
    „Weils halt von der Heimaten gar nix mehr wissen wollt haben.“
    „Wer sagt das denn?“
    „Keiner hat's sagt, aber alle wissend. Warum antworten 'S denn nicht, wenn man Ihnen so viele und dringliche Briefen schreibt?“
    „Von solchen Briefen weiß ich gar nichts.“
    „Ja, weil 'S dieselbigen gar nicht angenommen haben. Sie sind halt alle mitnander wieder retour hier ankommen, und indessen liegt die arme Muttern daheim und –“
    „Meine Mutter?“ unterbrach ihn Rudolf. „Was ist mit ihr?“
    „Na, wissen 'S das nicht?“
    „Nein, kein Wort. Schnell, schnell! Was ist mit ihr? Was fehlt ihr?“
    „Ja, wann 'S das wirklich noch nicht wissen, so mußt ich's halt schon derzählen.“
    Er zog ein Streichholz heraus, strich es an der Hose an und steckte sich die ausgegangene Pfeife wieder in Brand. Dann begann er:
    „Also das war – ja, meiner Seel, am Samstag sind's bereits vier Wochen gewest, und ich hatt grad meine neuen Stiefeln vom Schustern bekommen. Also am Samstag vor vier Wochen, so um die Mittagsstund, war ich im Hof und hat grad die Sauen füttert –“
    „Bitte, bitte, machen Sie etwas schneller, Herr Nachbar!“ drängte Rudolf.
    „Nur Zeit, nur Zeit, junger Mann! Wann man die Sauen füttert, darf man sich nicht übereilen, denn sonst würgen 's das Futter schnell hinunter und legen keinen Speck und Fetten an. Gut Ding will Weile haben. Also am Samstagen vor vier Wochen – ich weiß noch ganz genau, daß ich am Morgen den alten Kirschbaum im Garten umsägt hatt, weil er nicht mehr tragen wollt, und der Schreiner hat mir elf Mark für den Stamm zahlt, elf Mark, gleich so, wie er im Garten lag, nämlich nicht der Schreiner, sondern der Stamm. Nachher war es so um die Mittagszeit, und meine Frauen hat grad die Suppen angerichtet gehabt, da ist der

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