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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hierher setzen zu dürfen. Weiter's hab ich nix zu tun, und weiter hab ich auch nix tan. Ich hab auch mein Bierl zahlt, und nur möcht ich doch fast wissen, warum ich hier nicht sitzen bleiben darf!“
    „Weil Sie nicht hier herein gehören!“
    „So? Wer sagt das?“
    „Ich. Oder fahren Sie vielleicht erster Klasse?“
    „Ja.“
    „So-o-o-o-o! Das glaub ich nicht. Sie sehen gar nicht nach erster Klasse aus!“
    „Na, nach welchern sehens dann wohl Sie aus?“
    „Werden Sie nicht grob!“
    „Ach, aber Sie haben wohl das Recht, mit denen Passagieren erster Klasse grob zu sein? Da werd ich mich doch mal bei dera vorgesetzten Behörden derkundigen. Wann einer sein Geldl zahlt wie ein jeder anderer und nix tan hat, gar nix, und muß sich vom Kellnern, vom Wirtn und sodann auch noch von dera Polizeien verinjurieren lassen, das ist mir schon die rechte Art und Weisen. Da werd ich doch mal gleich beim Ministerl anfragen. Verstanden!“
    „Sie haben nicht zu räsonieren. Zeigen Sie mir Ihr Billet erster Klasse!“
    „Das hab ich noch nicht.“
    „So gehen Sie fort! Hier dürfen nur solche Leute verkehren, welche sich durch den Besitz des Billets legitimieren können.“
    „Wann kein Billetnschaltern offen ist, so kann ich mir keins kaufen. Und nun seins doch mal so gut und fragens die anderen Herrschafterln nach denen Billeten! Gar mancher, der gut hier herein gehört, wird sich noch keins kauft haben.“
    „Das ist wahr!“ ließ sich ein Herr hören.
    „So sagen Sie, wer Sie sind?“ fragte der Polizist.
    „Ich bin dera Anton Warschauer geheißen.“
    „Ach, etwa gar der Krickel-Anton?“ fragte der Wirt.
    „Ja.“
    „So, also der Wilddieb.“
    „Was? Wilddieb sagst? Na, da werd ich dir sogleich einen Gamsbock schießen, denst heimitragen magst!“
    Er holte aus und gab dem Wirt eine Ohrfeige, daß der Getroffene sofort niederstürzte. Da sprang der Polizist auf den Anton ein, faßte ihn beim Arm und herrschte ihn an:
    „Mensch, Sie vergreifen sich an dem Wirt! Jetzt sind Sie mein Arrestant!“
    „So? Dann verarretieren Sie vorher den Wirten, der mich beleidigt hat!“
    „Was ich tun werde, das haben Sie mir nicht zu befehlen. Sie sind ein Ruhestörer und renitenter Mensch. Sie müssen bestraft werden. Kommen Sie! Vorwärts! Marsch!“
    Da trat der Herr herbei, welcher bereits vorhin gesprochen hatte, und sagte zum Polizisten:
    „Sie haben nicht das mindeste Recht, diesen Herrn zu arretieren. Er hat sich ganz anständig betragen. Er ist provoziert worden von einer Dame, welche selbst noch nicht bewiesen hat, daß sie sich im Besitze eines Billets erster Klasse befindet. Daß er dem Wirt eine Ohrfeige gegeben hat, ist kein Grund zur Arretur. Der Wirt hat ihn geschimpft, und ich an seiner Stelle hätte ebenso mit einer Ohrfeige geantwortet. Ihr Verhalten ist auch nicht korrekt. Sie sind über Ihre Befugnisse hinausgegangen; das muß ich ernstlich rügen!“
    „So!“ meinte der Polizist kleinlaut. „Wer sind Sie denn, mein Herr?“
    „Der!“
    Er zog eine große, glänzende Medaille aus der Tasche und zeigte sie ihm.
    „Herrgott! Verzeihung, allergnädigst –“
    „Still! Entfernen Sie sich!“
    Der Polizist ging; der Kellner verschwand, und der Wirt trug in aller Stille seine Ohrfeige hinaus. Der Anton aber sagte zu dem Fremden:
    „Habens auch von Herzen Dank, gnädiger Herr! Es gefreut mich halt sehr, daß doch einer hierwesen ist, der da wüßt hat, was Gerechtigkeiten ist!“
    Er setzte sich wieder nieder. Es war still in dem Salon. Da ließ sich Astas Stimme laut hören:
    „Bitte, Milda, komm! Vielleicht gibt es draußen anständigere Umgebung als hier!“
    Sie stand auf und verschwand hinter der Tür des andern Wartezimmers. Milda von Alberg befand sich sichtlich in größter Verlegenheit. Sie war glühendrot geworden. Sie wollte die Freundin nicht verlassen, aber auch nicht vor so vielen Leuten durch ihre Entfernung konstatieren, daß sie die Ansicht Astas teile. Der Krickel-Anton sah das. Er kam ihr zu Hilfe:
    „Gehens in Gottes Namen mit hinaus, Fräulein“, sagte er. „Ich weiß halt ganz genau, daß Sie nicht so sind wie die andre. Sie, wann's auf Sie ankommen wär, Sie hätten mich nimmer fortweisen lassen. Dazu ist halt Ihr Gesichterl zu lieb und zu gut. Also gehen 'S immer!“
    „Bravo, bravo!“ riefen mehrere Stimmen.
    Milda erglühte wie eine Rose. Sie blieb noch ein kleines Weilchen sitzen und entfernte sich dann.
    Draußen im Wartezimmer zweiter Klasse saß ihre

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